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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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auseinanderfallen zu lassen. Jede Variable konnte die Operation ins Chaos stürzen.
    Die größte Unwägbarkeit war Sara. Angenommen, sie war im Keller unter der Kuppel, dann wäre die Organisation eines Rettungseinsatzes strategisch mühselig. Und niemand wusste, wo ihre Tochter steckte. Sie konnte in der Kuppel sein, aber auch ganz woanders. Wenn das Gebäude gestürmt war und überall Schüsse fielen, würde es fast unmöglich sein, noch zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Sie entschieden, dass Michael und Hollis eine Vorauseinheit in den Keller führen sollten. Fünf Minuten, mehr Zeit würden sie nicht haben. Danach wäre das Gebäude mit allem, was darin war, nicht mehr zu halten.
    Eustace würde den Einsatz gegen das Stadion an sich führen. Der Inhalt des Sprengsatzes, eine Form von Nitroglyzerin, war von der Baustelle des » Projekts« gestohlen und danach für ihre Zwecke modifiziert worden. Er war jetzt stärker, aber auch höchst instabil. Trotz der hohen Sprengkraft gab es nur eine Garantie für den Erfolg: Es musste, wie Eustace es formulierte, den Zwölfen » persönlich zugestellt werden, eine Bombe auf zwei Beinen«. Peter begriff es nicht gleich, aber dann ging ihm ein Licht auf: Die Beine würden Eustace gehören.
    Ihre Teams würden an vier Stellen in die Stadt eindringen, die alle durch das Hauptabflussrohr zu erreichen waren. Eustaces Team, zu dem Peter, Alicia, Tifty, Lore und Greer gehörten, würde das Durcheinander im Stadion nutzen, um sich unter die Menge zu mischen. Unter Ninas Kommando würden dann bereits Anhänger der Rebellion auf den Tribünen in Position gegangen sein, um im richtigen Augenblick das Ruder in die Hand zu nehmen. In den Toiletten und unter den Treppen zu den oberen Rängen würden Waffen verborgen sein. Eustaces Erscheinen auf dem Spielfeld wäre das Signal zum Angriff.
    Sowie es dunkel geworden war, brachen sie auf. Es hatte keinen Sinn, ihre Spuren zu verbergen; so oder so würden sie nicht zurückkommen. Es war eine klare Nacht mit einem weiten, sternenübersäten Himmel, der gewaltig und unbeteiligt auf sie herabschaute. Na ja, dachte Peter, vielleicht nicht restlos unbeteiligt. Er hoffte jedenfalls, dass da oben jemand war, den das alles kümmerte, wie Greer es gesagt hatte. Es war kaum zu glauben, dass seit ihrem Gespräch im Gefängnis nur wenige Wochen vergangen waren.
    Sie erreichten die Rohrmündung und gingen zu Fuß weiter. In der Stille dachte Peter plötzlich nicht nur an Amy, sondern auch an Schwester Lacey. Amy war das eine, sie das andere. Die Frau hatte Babcock absolut furchtlos gegenübergestanden und sich bereitwillig ihrem Schicksal ergeben. Hoffentlich, dachte Peter, würde er sich genauso würdig erweisen, wenn der Augenblick käme.
    Unter dem Kanalschacht, der dem Stadion am nächsten war, wechselte die Gruppe ein paar letzte Worte. Die anderen vier Teams, deren Ziele im ganzen Homeland verteilt waren, würden sich unter der Erde versteckt halten, bis sie die Explosion im Stadion hörten. Sie wäre das Startsignal für sie. Nur Hollis und Michael würden früher losgehen. Es war unmöglich, den richtigen Augenblick für sie vorauszusagen. Sie würden ihrem Instinkt folgen müssen.
    » Viel Glück«, sagte Peter. Die drei wechselten einen Händedruck, doch das kam ihnen ungenügend vor; sie umarmten einander. Lore erhob sich auf die Zehenspitzen, um Hollis auf die bärtige Wange zu küssen.
    » Denk an das, was ich dir gesagt habe«, ermahnte sie ihn. » Sie wartet auf dich. Und du wirst sie finden, das weiß ich.«
    Hollis und Michael gingen durch den Tunnel davon. Sie wurden kleiner und verschwanden dann ganz. Mit allseitigem Händeschütteln und Glückwünschen zogen auch die anderen Teams ab. Peter und die Übrigen warteten. Die Kälte war betäubend. Alle hatten nasse Füße; das faulige Wasser hatte ihre Stiefel durchtränkt. Eustace trug eine olivfarbene Jacke, und sein tödliches Gepäck war darunter verborgen. Niemand redete, aber das Schweigen, das diesen Mann umgab, reichte tiefer. Eustace hatte Peter unter vier Augen versichert, es gebe keine andere Möglichkeit. Tatsächlich tue er es sogar gern. Viele Leute seien auf seinen Befehl in den Tod gegangen. Da sei es nur recht, wenn er auch an die Reihe komme.
    Es war kurz nach 17.00Uhr, als Tifty oben auf der Leiter sagte: » Es fängt an. Wir müssen los.«
    Sie würden einzeln aussteigen, in Abständen von einer Minute. Die Schachtöffnung befand sich unter einem Pick-up, den

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