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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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In der Tür drehte sie sich noch einmal um und warf einen letzten Blick zurück, erfüllt von Erinnerungen: an eine Zeit, da sie mit Brad in der Tür des Kinderzimmers in dem Haus stand, das sie mit ihrer Liebe zusammen gestaltet hatten. Wie sie zusammen ihr kleines Mädchen angeschaut hatten, dieses in Windeln gewickelte neugeborene Bündel, dieses Wunder auf Erden, das da in seinem Bettchen schlief. Wie sehr wünschte Lila sich, sie wäre selbst gestorben vor all den Jahren. Wenn der Himmel ein Ort der Träume war, dann war das der Traum, in dem sie gern die Ewigkeit verbringen würde.
    Leb wohl du, dachte sie. Leb wohl, jemandes Kind.
    Vor dem Stadion bot sich ein Bild des geordneten Chaos, einer menschlichen Masse im Fluss. Peter ließ sich in die Strömung gleiten. Niemand sah ihn an. Er war nur ein anonymes Gesicht von Tausenden, ein geschorener Schädel, eine schmutzige Gestalt in Lumpen.
    » Weitergehen, weitergehen!«
    In Viererreihen strömten sie eine Rampe hinauf und durch ein Eisentor ins Stadion. Links von Peter führten mehrere Betontreppen zu Eingängen, die mit Buchstaben gekennzeichnet waren, und vor ihm erhob sich eine längere Treppe zu den oberen Rängen. Die Menge wurde aufgeteilt: zwei Reihen zu den unteren Rängen, zwei die Treppe hinauf. Das Spielfeld war strahlend hell erleuchtet. Peter versuchte einen Blick auf Lore und Eustace zu erhaschen, aber die beiden waren zu weit vor ihm. Vielleicht hatten sie sich schon abgesetzt. Die Buchstaben über den Zugängen folgten in ansteigender Reihenfolge aufeinander: P, Q, R, dann S.
    Peter sank auf ein Knie und tat, als müsse er sich den Schuh zubinden. Sein Hintermann rempelte ihn an und grunzte überrascht. Was immer man tat, man blieb nicht stehen.
    » Entschuldige. Geh vorbei.«
    Die Reihe stockte, als sie um ihn herumging. Zwischen schlurfenden Beinen konnte er den nächsten Wachmann sehen. Er schaute aus einer Distanz von knapp zehn Schritten in Peters Richtung; offenbar versuchte er den Grund der Störung zu erkennen. Schau einfach nicht zu ihm hin, sagte sich Peter. Und verschwinde.
    Der Blick des Kol wanderte umher, und Peter drückte sich in den niedrigen Hohlraum unter der Treppe. Kein Geschrei erhob sich hinter ihm. Entweder hatte niemand etwas bemerkt, oder es interessierte die Leute in ihrer gewohnten Fügsamkeit nicht weiter. Der Eingang zur Männertoilette war drei Schritte weit entfernt am Fuße der Tribüne. Es gab keine Tür; nur eine Wand aus Zementblöcken sorgte für einen Blickschutz. Peter spähte um die Treppe herum. Die vorbeischlurfenden Flachländer gaben ihm Deckung.
    Der Raum war überraschend groß. Auf der rechten Seite war eine lange Reihe von Urinalen und Kabinen. Mit schnellen Schritten ging er bis zur letzten Tür und stieß sie auf. Eine wild aussehende Frau mit kurzen Haaren saß auf dem Rand der Toilette und richtete einen Revolver mit schwerem Griff auf ihn.
    » Bello lebt.«
    Sie ließ die Waffe sinken. » Peter?«
    Er nickte.
    » Nina«, sagte sie. » Gehen wir.«
    Sie führte ihn in eine winzige Kammer hinter dem Toilettenraum: ein Tisch, ein Stuhl, fahrbare Eimer mit Wischmopps, eine Reihe von Metallspinden. Aus einem davon nahm Nina zwei Schusswaffen, wie Peter sie noch nie gesehen hatte, eine Kreuzung zwischen einem Gewehr und einer großen Pistole mit einem extralangen Magazin und einem zweiten Griff unter dem Schaft.
    » Kannst du damit umgehen?«, fragte sie.
    Peter zog den Schlitten zurück, um zu zeigen, dass er es konnte.
    » Nur kurze Feuerstöße und immer aus der Hüfte schießen. Du hast zwölf Schuss pro Sekunde. Wenn du den Abzug zu lange drückst, ist das Magazin schnell leer.«
    Sie gab ihm drei Ersatzmagazine und öffnete dann eine Art Schublade in der Wand.
    » Was ist das?«, fragte Peter.
    » Der Müllschlucker.«
    Peter stieg auf den Stuhl, zwängte sich hinein und ließ sich mit den Füßen voran hinunterfallen. Er geriet auf eine schräggeneigte Rutsche, die seinen Sturz ein wenig milderte, aber nicht genug. Er landete mit hartem Aufprall, und seine Füße knickten unter ihm weg.
    » Wer zum Teufel bist denn du ?«
    Es waren zwei, und sie trugen Anzüge. Rotaugen. Peter konnte nichts tun; er lag hilflos auf dem Rücken. Die Waffe hielt er vor der Brust, aber Schüsse würde man hören. Als er seitwärts davonkriechen und sich gleichzeitig aufrappeln wollte, zogen beide Männer Pistolen aus dem Gürtel.
    Tifty erschien hinter dem linken und schlug ihm den Gewehrkolben an den Schädel.

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