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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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und schüttelte seine Arme in dem Gewand wie ein Boxer, der sich bereitmacht, in den Ring zu steigen. Er hatte sich immer gefragt, was diese Geste sollte; sie war ihm wie leeres Showgehabe vorgekommen, aber jetzt verstand er ihren Sinn.
    » Wir sind so weit, wenn Sie es auch sind«, sagte Suresh.
    Der Augenblick war endlich da. Die Geburt der nächsten, neuen Welt stand unmittelbar bevor. Welch ein Schock, der den Leuten bevorstand! Guilder schob sich die Brille auf die Nase und atmete noch einmal lange und tief durch.
    » Okay, Leute«, sagte er. » Bewegung. Das Spiel fängt an.«
    Er trat vor ins Licht.

64
    » Dani, wachen Sie auf.«
    Die Stimme war vertraut. Sie gehörte jemandem, den sie kannte. Sie wehte aus großer Höhe zu ihr herab und rief sie bei diesem sonderbaren, halb erinnerten Namen.
    » Dani, Sie müssen die Augen aufmachen. Versuchen Sie es für mich.«
    Sara spürte, wie ihr Geist auftauchte und ihr Körper um sie herum wieder Gestalt annahm. Sie fror plötzlich. Ihre Kehle war eng und trocken, und sie hatte einen süßlichen Geschmack im Mund. Sie sollte die Augen aufmachen– das war es, was die Stimme ihr sagte–, aber ihre Lider waren tausend Pfund schwer. Jedes.
    » Ich werde Ihnen etwas geben.«
    War das Lila? Sara spürte einen Stich am Arm. Nichts– dann:
    Oh!
    Sie schoss senkrecht hoch, krümmte sich heftig nach vorn zusammen, und ihr Herz hämmerte gegen die Rippen. Die Luft rauschte in ihre Lunge und wurde von einem trockenen Husten wieder herausgetrieben, der kreischend an den ausgedörrten Wänden ihrer Kehle scheuerte.
    Lila drückte ihr einen Becher an die Lippen und legte ihr stützend die Hand an den Hinterkopf. » Trinken.«
    Sara schmeckte Wasser, kaltes Wasser. Die Bilder um sie herum verfestigten sich allmählich. Ihr Herz raste immer noch wie das eines Vogels. Reste von Schmerz, real und aus der Erinnerung, stachen ihr in die Glieder. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei er nur lose mit ihr verbunden.
    » Es ist alles gut«, sagte Lila. » Keine Sorge. Ich bin Ärztin.«
    Lila war Ärztin?
    » Wir müssen uns beeilen. Ich weiß, es wird nicht leicht sein, aber können Sie aufstehen?«
    Sara glaubte nicht, dass sie es konnte, doch Lila zwang sie, es zu versuchen. Sie schwang die Beine seitwärts über die Kante der Krankenliege, und Lila stützte ihren Ellenbogen. Unter dem Saum ihres Hemdes waren ihre Oberschenkel mit weißen Verbänden umwickelt. Auch ihre Unterarme waren verbunden. Und das alles war passiert, ohne dass sie es gemerkt hatte.
    » Was haben sie mit mir gemacht?«
    » Ihnen Knochenmark entnommen. Sie fangen an den Hüften an. Das ist der Schmerz, den Sie fühlen.«
    Sara senkte die Füße auf den Boden, und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Lila sich anders verhielt als sonst. Sie war hier, um Sara zu befreien.
    » Warum haben Sie eine Pistole, Lila?«
    Lila hielt eine Waffe in der Hand. Verschwunden war die zerbrechliche, unsichere Frau, die Sara kennengelernt hatte. Ihr Blick war drängend. » Kommen Sie.«
    Sara sah den ersten Toten, als sie in den Flur hinaustraten: Ein Mann im Laborkittel lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, Arme und Beine in der willkürlichen Haltung eines schnellen Todes ausgestreckt. Seine Schädeldecke war weggerissen, der Inhalt des Schädels an der Wand verspritzt. Zwei weitere lagen in der Nähe; der eine hatte einen Kopfschuss, dem anderen hatte eine Kugel die Kehle zerrissen, aber er war nicht tot. Er lehnte an der Wand, seine Hände umfassten seinen Hals, und seine Brust bewegte sich flach und ruckhaft. Es war Doktor Verlyn. Sein keuchender Atem machte ein klickendes Geräusch in dem Loch in seiner Kehle. Seine Lippen arbeiteten stumm, und er sah Sara mit flehenden Augen an.
    Lila zog sie am Arm weiter. » Wir müssen uns beeilen.«
    Weitere Leichen, verspritztes Blut, seltsam verdrehte Körper, ein überraschter Ausdruck in den blicklosen Augen. Es war ein Massaker. War es möglich, dass Lila das getan hatte? Sie kamen ans Ende des Ganges. Die schwere Stahltür stand offen. Ein Kol lag daneben mit einer Kugel im Kopf.
    » Schaffen Sie sie aus dem Gebäude«, befahl Lila. » Das ist das Letzte, was ich von Ihnen verlangen werde. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Sara begriff, dass sie von Kate redete. » Lila, was haben Sie vor?«
    » Was schon längst hätte getan werden sollen.« Ein friedlicher Ausdruck hatte sich auf ihr Gesicht gelegt, und Wärme leuchtete in ihren Augen. » Bald ist alles vorüber, Dani.«
    Sara

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