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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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gestalten wir die Zukunft.
    Ninas Killerteam stürmte los. Auf Spielfeldhöhe kamen sie ins Freie, in einem Graben unter der Tribüne. Die Mitglieder des Führungsstabs saßen direkt über ihnen. Sie würden warten, bis Eustace losliefe, und dann auf das Spielfeld springen, sich zu ihren Feinden umdrehen und den Inhalt ihrer kurzläufigen Automatikwaffen auf sie abfeuern.
    Aber jetzt, da sie die letzten Augenblicke geduckt in ihrem Versteck verbrachten, empfanden sie wie alle anderen im Stadion teils Entsetzen, teils Staunen und teils etwas, für das sich keine Worte finden ließen. Peter versuchte, drei miteinander konkurrierende visuelle Eindrücke zu verarbeiten. Die Zwölf waren vor ihm, nur wenige Schritte entfernt, Amy hing an Ketten und war der Köder, der sie hervorgerufen hatte, und Amy war nicht Amy, sondern eine erwachsene Frau. Greer und Alicia hatten versucht, ihn auf diese Veränderung vorzubereiten, dennoch haute es ihn um.
    Wo war Eustace?
    Dann sah Peter ihn. Er stand am Geländer bei der Endzone– einer von zahllosen Flachländern, die hier in die Rolle der Zeugen gepresst worden waren. Die Zwölf standen vor Guilder wie ein Trupp Soldaten, die auf ihre Befehle warteten. Verflucht, dachte Peter, ihr steht zu weit auseinander. Ihr müsst dichter aufschließen, ihr Scheißkerle.
    Guilder hob die Arme.
    Lila, allein. Die Kuppel war still wie ein großes Tier, das den Atem anhält. Dieses Gebäude, dachte sie, dieses Tabernakel des Schmerzes. Wie konnte es angehen, dass ein solches Gebäude auf Erden überhaupt existierte?
    In der Pistole war keine Patrone mehr. Sie legte sie auf den Boden und lief zurück in den Korridor. Hinter jeder Tür lag ein Mensch auf dem Tisch, dessen Lebenskraft langsam versickerte. Sie zu retten war keine Zeit; das war das Einzige, was Lila bedauerte. Aber zumindest konnte sie sie von ihren Qualen erlösen.
    Sie ging von einem Zimmer zum andern und schloss die Türen mit den Schlüsseln auf, die sie dem Wachmann abgenommen hatte. Ein paar Segensworte für jede gefangene Seele, und dann öffnete sie die Ventile an den Äthertanks. Eine stickige Süße erfüllte die Luft. Auf dem Weg durch den Korridor ließ sie die Türen hinter sich offen. Die Warnschilder hingen in regelmäßigen Abständen an der Wand: ÄTHER IM EINSATZ ! KEIN OFFENES FEUER !
    Dann stand sie vor der letzten Tür. Sie versuchte es mit einem Schlüssel, dann mit einem anderen und mit noch einem. Ihre Finger bewegten sich schwerfällig und ungenau, denn das Gas war schon in ihrem Körper. Schließlich fand sie den, der passte.
    Lilas Herz zersprang, als sie ihn erblickte. Sie hatten ihn am Boden festgekettet. In nackter Erniedrigung lag er da, für alle Zeit am Rand des Todes fixiert. Diese Ungeheuer! Wie hatte sie zulassen können, dass man diesen Mann so leiden ließ? Wie hatte sie hundert Jahre warten können, bis sie seine Qualen linderte?
    » Lawrence, was haben sie mit Ihnen gemacht?«
    Sie stürzte neben ihm auf die Knie. Seine Augen waren offen, aber sein Blick schien durch sie hindurchzugleiten, auf eine andere Welt gerichtet zu sein. Sie strich ihm über die runzligen Wangen, die zerfurchte Stirn. Sie ließ ihren Kopf auf seinen sinken, ihre Stirnen berührten einander, und sie streichelte sein Gesicht. » Lawrence«, flüsterte sie immer wieder, » mein Lawrence.«
    Endlich bewegten sich seine Lippen. » Rette… mich.«
    » Natürlich rette ich dich, mein Liebling.« Die Tränen flossen ungehemmt. Aus der Tasche ihres Mantels nahm Lila eine Schachtel Streichhölzer. » Wir werden uns gegenseitig retten.«
    Hoch über dem Spielfeld warteten auch Lore und Greer darauf, dass die Zwölf sich bewegten.
    » Verdammt noch mal«, sagte Greer und schaute durch das Fernglas. » Warum tun sie nichts?«
    Guilder stand immer noch mit erhobenen Händen da. Was ging da vor? Jetzt ließ er sie sinken, hob sie wieder und winkte erregt. Und noch immer keine Reaktion.
    » Mother fucker!«
    Lores Hand schwebte über dem Schalter. Panik lag in ihrer Stimme. » Was soll ich tun? Was soll ich tun?«
    » Ich weiß es nicht!«
    Dann sah Greer eine Bewegung auf dem Spielfeld. Jemand kam aus der Endzone herangelaufen: Eustace!
    » Los! Schalte die Scheinwerfer ein!«
    Aber es war schon zu spät.
    Sara rannte. Sie flog durch die Rotunde– waren das Schüsse da draußen?– und durch den Flur zu Lilas Apartment.
    » Kate!«
    Das Kind lag im Bett und schlief. Sara raffte sie an sich, und ihre Augen öffneten sich flatternd.

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