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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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zögerte. » Ich heiße nicht Dani.«
    » Ich dachte mir schon, dass Sie vielleicht anders heißen. Sagen Sie mir, wie.«
    » Sara.«
    Lila nickte langsam, als finde sie, dass dies der richtige Name für sie sei. Sie nahm Saras Hand.
    » Sie werden ihr eine gute Mutter sein, Sara.« Sie drückte die Hand. » Ich weiß es. Jetzt laufen Sie.«
    Stille senkte sich über das Stadion, als Guilder auf das Spielfeld hinaustrat, und siebzigtausend Gesichter wandten sich ihm zu. Er blieb stehen und trank die Stille in sich hinein, und sein Blick wanderte über die Reihen. Bescheiden würde er auftreten, wie ein Priester. Die Zeit dehnte sich, als er über das Feld auf das Podest zuging. Wer hätte gedacht, dass es so lange dauern konnte, fünfzig Meter zurückzulegen? Die Stille ringsum schien mit jedem Schritt größer zu werden.
    Dann hatte er sein Ziel erreicht. Er schaute hinaus in die Menge, erst zur einen, dann zur anderen Seite. Seine Hand wanderte zu seiner Taille und fand den Schalter.
    » Erhebt euch zum Singen der Hymne.«
    Nichts passierte. Hatte er den richtigen Schalter betätigt? Er warf einen Blick zu Suresh hinüber, der am Spielfeldrand stand und eine panische Drehbewegung mit der Hand machte.
    » Ich sagte, bitte erhebt euch.«
    Widerwillig kam die Menge auf die Beine. » Homeland, liebes Homeland«, begann Guilder zu singen, » unser Leben gehört dir…«
    Wir schenken unsere Arbeit und brauchen kein Pläsier. Homeland, liebes Homeland, ein Staat wächst hier heran, in Hoffnung, Wohlstand, Sicherheit, so weit man schauen kann …
    Es lief ihm kalt über den Rücken, als er merkte, dass fast niemand mitsang. Er hörte ein paar vereinzelte Stimmen hier und da– HR -Leute und natürlich der Stab, der den Text mannhaft an der Fünfzig-Yard-Linie mitkrächzte–, aber das verstärkte nur den Eindruck, dass die Masse praktisch streikte.
    Homeland, liebes Homeland, so friedlich und so reich, das Licht der Sonne leuchtet auf deine Schönheit himmelsgleich. Ein Herz und eine Seele! Stets deiner Liebe treu! So schaffen wir mit Herz und Hand ein Homeland, stark und frei!
    Das Lied ging nicht zu Ende, es tröpfelte langsam aus. Kein gutes Zeichen. Die erste von mehreren Schweißperlen rollte ungehindert aus seiner Achsel an seiner Seite herunter. Vielleicht hätte er jemanden auftreiben sollen, der wirklich singen konnte, um die Menge anzuheizen. Aber Guilder hatte noch ein paar Dinge in petto, mit denen er sie dazu bringen würde, sich vorbehaltlos an den Wandlungsfeierlichkeiten dieses Abends zu beteiligen. Er räusperte sich, warf wieder einen Blick zu Suresh und sah, dass der Mann beifällig nickte. Er begann.
    » Ich stehe heute vor euch am Vorabend einer neuen Ära…«
    » Mörder!«
    Ein Murmeln vibrierte durch die Menge. Der Ruf war von hinten gekommen, von den oberen Rängen. Guilder fuhr herum und suchte das Gesichtermeer ab, ohne etwas zu erkennen.
    » Killer!«
    Das war eine Frauenstimme gewesen. Guilder sah sie am Geländer stehen. Sie wedelte wütend mit der Faust.
    » Du Schlächter!«
    » Jemand soll diese Frau verhaften!«, kläffte Guilder zu laut in sein Mikrofon.
    Pfiffe und Buhrufe erhoben sich auf allen Seiten. Gegenstände flogen durch die Luft und landeten auf dem Spielfeld. Die Leute warfen das Einzige, was sie hatten. Die Leute warfen ihre Schuhe.
    » Ungeheuer! Meuchelmörder! Folterer!«
    Guilder war erstarrt. Das alles war nicht das, was er erwartet hatte.
    » Dämon! Tyrann! Schwein!«
    » Teufel! Satan! Schurke!«
    Wenn er nicht schnell etwas unternähme, würde er vollständig die Kontrolle über die Menge verlieren. Er gab Suresh das Zeichen; der Schalter wurde umgelegt. In einer choreografierten Explosion von Rauch und buntem Licht holperte der Transporter mit der Frau auf das Spielfeld, und der Sattelschlepper kam schwerfällig hinterher. Gleichzeitig rannten die Feuerteams um das Spielfeld herum, zündeten Fässer mit ethanolgetränktem Holz an und ließen einen hellen Flammenring auflodern. Der Transporter hielt vor dem Podest an, und der Sattelschlepper wendete in weitem Bogen und setzte dann zurück. Die Wärter zerrten die Frau von der Ladefläche und warfen sie vor das Podest auf den schlammigen Boden.
    » Aufstehen!«
    Die Menge war in Aufruhr. Sie buhten und pfiffen und schleuderten ihre Schuhe auf den Platz.
    » Ich habe gesagt, du sollst aufstehen.«
    Guilder versetzte ihr einen harten Fußtritt in die Rippen. Als er keinen Aufschrei hörte, trat er sie noch einmal, riss

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