Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
Teufel sind Sie?«
Kittridge hatte die Hände immer noch erhoben. Vorläufig war er bereit, mitzuspielen und so zu tun, als stelle der Hammer eine echte Bedrohung dar. » Ich heiße Kittridge. Und jawohl«, sagte er zu dem Jungen, » das ist ein echtes AK . Aber glaub ja nicht, du darfst es anfassen, junger Mann.«
Der Junge strahlte vor Begeisterung. » Das ist cool.«
Kittridge deutete mit dem Kinn auf den Busfahrer, der jetzt konzentriert auf seine Schuhe starrte. » Ist alles okay mit ihm?«
» Er mag nicht, wenn man ihn anfasst, das ist alles.« Das Mädchen beobachtete Kittridge wachsam. » Die Army hat gesagt, man soll hierherkommen. Wir haben’s im Radio gehört.«
» Das haben sie wohl gesagt. Aber wie es aussieht, haben sie sich verzogen. Ich glaube, ich hab eure Namen gerade nicht mitgekriegt.«
Das Mädchen zögerte. » Ich bin April, und das ist mein Bruder Tim. Der andere heißt Danny.«
» Freut mich, April.« Er schenkte ihr sein schönstes Beruhigungslächeln. » Und meinst du, ich könnte die Hände jetzt vielleicht wieder herunternehmen? Nachdem wir uns ordentlich miteinander bekannt gemacht haben?«
» Woher haben Sie diese Waffen?«
» Outdoor World. Ich bin Verkäufer.«
» Sie verkaufen Waffen?«
» Und Camping- und Angelausrüstungen«, sagte Kittridge. » Aber man kriegt da einen netten Rabatt. Und– was meinst du? Wir sind doch alle ein Team, April.«
» Und was für ein Team ist das?«
Er zuckte die Achseln. » Das Team der Menschen, würde ich sagen.«
Das Mädchen maß ihn mit Blicken. Sie ist vorsichtig, diese April. Kittridge rief sich in Erinnerung, dass sie nicht nur ein Mädchen war; sie war eine Überlebende– und sie verdiente, dass er sie ernst nahm. Ein paar Sekunden vergingen, dann ließ sie den Hammer sinken.
» Was ist da im Stadion?«, fragte Tim.
» Glaub mir, da ist nichts, was du sehen möchtest.« Kittridge schaute das Mädchen wieder an. Sie sah aus wie eine April, entschied er. Komisch, wie gut manche Namen zu einem Menschen passten. » Wo seid ihr bislang gewesen?«
» Wir haben uns im Weinkeller versteckt.«
» Und eure Eltern?«
» Das wissen wir nicht. Sie waren in Telluride.«
O Gott, dachte Kittridge. Telluride war Ground Zero. Dort hatte alles angefangen.
» Na, das war clever. In den Bus zu steigen.« Er zeigte wieder auf Danny, der mit den Händen in den Taschen drei Schritte weit abseits stand und zu Boden starrte. » Was ist mit eurem Freund?«
» Danny hat uns gefunden. Wir haben ihn hupen gehört.«
» Gut gemacht, Danny. Ich würde sagen, damit bist du der Held des Tages.«
Der Mann sah Kittridge kurz aus den Augenwinkeln an. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. » Okay.«
» Warum darf ich nicht sehen, was im Stadion ist?«, schaltete Tim sich ein.
April und Kittridge wechselten einen Blick. Keine gute Idee.
» Vergiss das Stadion«, sagte April und wandte sich wieder Kittridge zu. » Haben Sie sonst noch jemanden gesehen?«
» Seit ’ner Weile nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass es niemanden gibt.«
» Aber Sie glauben es nicht.«
» Wir sollten wahrscheinlich davon ausgehen, dass wir allein sind.«
Kittridge sah, worauf die Sache hinauslief. Vor einer Stunde hatte er sich an einer Hausfassade abgeseilt, um sein Leben zu retten. Jetzt musste er sich plötzlich um zwei Kids und einen Mann kümmern, der ihm nicht mal in die Augen sehen konnte. Aber daran ließ sich nichts ändern.
» Ist das dein Bus, Danny?«
Der Mann nickte. » Ich fahre die blaue Strecke. Nummer zwölf.«
Ein kleineres Fahrzeug wäre vernünftiger gewesen, doch Kittridge hatte das Gefühl, der Mann würde seinen Bus nicht zurücklassen. » Hast du vielleicht Lust, uns von hier wegzubringen?«
Der Gesichtsausdruck des Mädchens verhärtete sich. » Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie mit uns fahren?«
Kittridge war verblüfft; auf die Idee, dass die drei seine Hilfe nicht haben wollten, war er nicht gekommen.
» Keine Ahnung. Ihr müsst mich wohl erst einladen.«
» Wieso darf ich es nicht sehen?«, winselte Timmy.
April verdrehte die Augen. » Fuck, Tim, jetzt hör schon auf mit dem Stadion, ja?«
» Du hast das F-Wort benutzt! Das sag ich!«
» Und wem willst du es sagen?«
Der Junge war plötzlich den Tränen nahe. » Rede nicht so!«
» Hört zu«, unterbrach Kittridge die beiden, » das ist wirklich nicht der passende Moment. Nach meiner Rechnung haben wir noch zehn Stunden Tageslicht. Ich glaube, wenn es dunkel wird, möchten
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