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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Fetzen gerissen von einem Irren, der sich eine Bombe vor die Brust geschnallt hatte. Aber noch nie etwas, das wenigstens annähernd dieses Ausmaß gehabt hätte.
    Er hatte auf der Motorhaube des Ferraris gesessen und überlegt, was er als Nächstes tun sollte– einen Wagen mit Schlüssel zu finden, wäre der naheliegende nächste Schritt–, als er in der Ferne ein Fahrzeug kommen hörte. Kittridges Nerven waren plötzlich zum Zerreißen gespannt. Ein großer Diesel, wie es sich anhörte: ein Schützenpanzer? Aber was dann schwerfällig die Zufahrt heraufrumpelte, war die surreale Vision eines gelben Schulbusses.
    Was sagt man dazu?, dachte Kittridge. Heilige Scheiße. Ein gottverdammter Schulbus. Ein Klassenausflug ans Ende der Welt.
    Kittridge sah zu, wie der Bus anhielt. Drei Leute stiegen aus: ein Mädchen mit einer pinkfarbenen Strähne im Haar, ein kleiner Junge in T-Shirt und Shorts und ein Mann mit einer komischen Mütze, vermutlich der Fahrer. Hallo!, rief das Mädchen, hallo, ist da jemand? Sie berieten sich kurz, und dann schlängelten sie sich durch das Gewirr der Autos, das Mädchen vorneweg.
    Wahrscheinlich war es an der Zeit, einen Ton von sich zu geben, dachte Kittridge. Doch wenn er sie auf seine Anwesenheit aufmerksam machte, konnte das einen ganzen Haufen von Verpflichtungen mit sich bringen. Etwas, das er von Anfang an hatte vermeiden wollen. Andere Leute waren nicht Bestandteil des Plans; sein Plan war es zu verschwinden. Mit leichtem Gepäck reisen, so lange wie möglich am Leben bleiben und so viele Virals mitnehmen, wie er konnte, wenn das Ende käme– und es würde zweifellos kommen. » Last Stand in Denver« würde wie ein strahlender Meteor im Nichts verglühen.
    Dann begriff Kittridge plötzlich, was die drei vorhatten. Sie waren auf dem Weg ins Stadion. Natürlich wollten sie da hin. Kittridge war ja auch drin gewesen. Aber das waren Kinder, Himmel noch mal. Plan hin, Plan her, er durfte sie unter keinen Umständen da hineingehen lassen.
    Kittridge schnappte sein Gewehr und rannte los, um ihnen den Weg abzuschneiden.
    Auf den Klang seiner Stimme reagierte der Busfahrer so heftig, dass Kittridge einen Moment lang wie gelähmt dastand. Der Mann stieß einen schrillen Schrei aus, taumelte vorwärts und stolperte über seine eigenen Füße. Gleichzeitig verbarg er das Gesicht in der Armbeuge. Die beiden andern wieselten davon. Das Mädchen riss den kleinen Jungen schützend an ihre Hüfte, wirbelte dann herum und streckte Kittridge den Hammer entgegen.
    » Hey, immer mit der Ruhe«, sagte Kittridge. Er richtete das Gewehr zum Himmel und hob die Hände. » Ich bin einer von den Guten.«
    Er sah, dass das Mädchen älter war, als er zuerst angenommen hatte– siebzehn ungefähr. Die pinkfarbene Haarsträhne sah lächerlich aus, und sie hatte so viele Stecker in beiden Ohren, dass sie aussahen wie angenietet. Aber die Art, wie sie ihn musterte, kühl und ohne eine Spur von Panik, verriet ihm, dass mehr in ihr steckte, als man auf den ersten Blick vermutete. Er hatte keinen Zweifel, dass sie den Hammer gegen ihn benutzen oder es wenigstens versuchen würde, wenn er noch einen einzigen Schritt weiterginge. Sie trug ein enges schwarzes T-Shirt, eine an den Knien zerrissene Jeans, ein Paar Chuck Taylors und Armbänder aus Leder und Silber an beiden Armen. Ein Rucksack, gelb wie eine Tatortabsperrung, hing an ihren Schultern. Der Junge war offensichtlich ihr Bruder. Die Verwandtschaft war nicht nur in ihren Gesichtern unverkennbar– die etwas zu kleine Nase mit der knopfrunden Spitze, die hohen Wangenknochen, die wasserblauen Augen–, sondern auch in ihrer Reaktion: Sie hatte den Jungen mit einem wilden Beschützerdrang an sich gezogen, der in Kittridges Augen etwas entschieden Mütterliches hatte.
    Das dritte Mitglied der Gruppe, der Busfahrer, war schwerer einzuschätzen. Der Typ hatte eindeutig etwas Schräges an sich. Er trug eine Khakihose und ein weißes, bis obenhin zugeknöpftes Oberhemd. Sein Haar, ein rötlich blonder Mopp, stand seitlich unter seiner komischen Mütze hervor und sah aus, als seien die Enden mit einer Zickzackschere abgeschnitten worden. Aber der entscheidende Unterschied lag woanders, nämlich in seiner Haltung.
    Der Junge sprach als Erster. Er hatte den wildesten Haarwirbel, den Kittridge je gesehen hatte. » Ist das ein echtes AK ?«, fragte er und zeigte auf das Gewehr.
    » Still, Tim.« Das Mädchen zog ihn fester an sich und hob schlagbereit den Hammer. » Wer zum

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