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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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gemeinsam mit dem Kerl.«
    Guilder überlegte kurz und legte die Akte dann auf den Schreibtisch. » Nein, ich glaub’s nicht. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden sich einfach so über den Weg laufen? Der Zufall ist mir zu groß.«
    » Kann sein«, sagte Nelson. » So oder so verrät es uns nicht viel. Und die Frau könnte infiziert sein, ohne dass wir es sehen. Vielleicht verdeckt die Schwangerschaft es irgendwie.«
    » Wie weit ist sie?«
    » Ich bin kein Fachmann, aber nach der Größe des Kindes zu urteilen, würde ich sagen, mindestens in der dreißigsten Woche. Erkundigen Sie sich bei Suresh.«
    Suresh war der Arzt, den Guilder von USAMRIID , dem militärischen Institut für die Erforschung biologischer Waffen und ihrer Gegenmittel, hinzugezogen hatte. Suresh war Spezialist für Infektionskrankheiten und erst seit sechs Monaten bei Special Weapons. Guilder hatte ihm wenig gesagt– nur dass Grey und die Frau » Personen von dienstlichem Interesse« seien.
    » Wie schnell können wir eine brauchbare Kultur von ihm anlegen?«
    » Kommt drauf an. Vorausgesetzt, wir können das Virus überhaupt isolieren, dauert das zwischen achtundvierzig und zweiundsiebzig Stunden. Wenn Sie wirklich meine Meinung wissen wollen: Das Klügste wäre es, ihn nach Atlanta zu expedieren. Dort sind sie für solche Aktionen am besten ausgerüstet. Und wenn Grey immun ist, wüsste ich nicht, warum sie die Vergangenheit auf sich beruhen lassen sollten. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel steht.«
    Guilder schüttelte den Kopf. » Warten wir ab, bis wir etwas Handfestes haben.«
    » Ich würde nicht lange warten. Nicht so, wie die Dinge laufen.«
    » Müssen wir ja nicht. Aber Sie haben den Mann gehört. Er glaubt, er hat in einem Motel geschlafen. Ich bezweifle, dass irgendjemand uns ernst nehmen wird, wenn das alles ist, was wir haben. Sie sperren uns beide ein und werfen den Schlüssel weg– wenn wir Glück haben.«
    Nelson runzelte die Stirn. » Ich verstehe, was Sie meinen.«
    » Ich sage nicht, dass wir es ihnen nicht melden. Aber lassen Sie uns vorsichtig sein. Zweiundsiebzig Stunden, ja? Dann rufe ich an. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    Ob er es schluckte? Nelson nickte.
    » Graben Sie nur weiter.« Guilder schlug ihm auf die Schulter. » Und sagen Sie Suresh, er soll die beiden vorläufig weiter sedieren. Falls einer von ihnen ausrastet, will ich nichts riskieren.«
    » Glauben Sie, die Gurte halten?«
    Es war eine rhetorische Frage. Beide Männer kannten die Antwort.
    Guilder ließ Nelson im Labor zurück und fuhr mit dem Aufzug zum Dach hinauf. Sein linkes Bein schleifte wieder nach wie ein Schluckauf beim Gehen. Draußen begrüßte ihn Masterson, der Kerl, der für die Securityleute zuständig war, mit knappem Kopfnicken, ließ ihn aber in Ruhe. Er war der klassische Blackbird-Typ: eine Figur wie ein Müllauto, Arme wie Hydranten und ein Gesicht, das in der selbstzufriedenen Häme eines altgewordenen Verbindungsstudenten erstarrt war. Mit seiner Wraparound-Sonnenbrille, der Baseballkappe und der Panzerweste sah er nicht aus wie ein Mensch, sondern eher wie eine Actionfigur. Wo kriegten sie diese Typen bloß her? Züchtete man sie auf einer Art Farm? Oder wurden sie in einer Petri-Schale kultiviert? Sie waren Gorillas, schlicht und einfach, und Guilder hatte nie gern mit ihnen zu tun gehabt– Richards war ein Musterexemplar gewesen–, aber andererseits waren sie mit ihrem beinahe roboterhaften Gehorsam für gewisse Aufgaben ideal geeignet. Wenn sie nicht existiert hätten, hätte man sie erfinden müssen.
    Er trat an den Rand des Daches. Es war kurz nach Mittag. Die Luft hing erstarrt unter einer formlosen weißen Sonne, und die Landschaft war flach und konturlos wie ein Billardtisch. Die einzigen Unterbrechungen am schnurgeraden Horizont waren eine schimmernde Gebäudekuppel, wahrscheinlich ein Teil des Colleges, und dort im Süden die schalenförmigen Umrisse eines Football-Stadions. Eine dieser ganz speziellen Universitäten, dachte Guilder– ein als College getarntes Trainingslager, wo kräftige Schlägertypen irgendwelche Pseudo-Seminare absaßen und an den Herbstnachmittagen ihre Gegenspieler zu Klump hauten.
    Er ließ den Blick über das FEMA -Camp unter ihm wandern. Die Flüchtlinge waren ein Problem, mit dem er nicht gerechnet hatte, und anfangs hatte es ihn beunruhigt. Aber bei genauerem Hinsehen war eigentlich nicht zu erkennen, was sich dadurch an seinem Plan ändern sollte. Von der Army war zu

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