Die Zwölf Türme (German Edition)
Tyronwaldes", gab Uta Auskunft, "Er hat damals den Dämonenlord besiegt und erneuerte die Kraft der Türme. Leider gelang es ihm nicht, auch Mohanturs bösen Geist zu vernichten, der jetzt in den Leib des Thuronenkaisers gefahren ist."
"Hast du diesen Skarl Gaeret gekannt?" wollte Manela wissen.
"Ja", antwortete Uta, "Ich traf ihn damals im Land der Elfen, als ich mich während meiner Schwertreise in den östlichen Ländern aufhielt. Leider verloren wir uns im Tyronwald aus den Augen. Auf jeden Fall war mir jener Skarl Gaeret weitaus symphatischer als dieser mürrische und grausame Kriegshund, der jetzt das Zepter trägt."
"Es heißt, dass Myrddin ihm großen Reichtum versprochen hat, damit er uns anführt", sprach Manela, "und dass er dem Dämonenlord an Bosheit und Grausamkeit geradezu ebenbürtig sei."
"Zweifelst du noch daran?" fragte Uta, "Wir alle haben doch gesehen, was er mit den gefangenen Molochis gemacht hat. Hast du nicht selbst gesehen, mit welcher abartigen Freude er mehr als ein Dutzend von ihnen mit eigener Hand geköpft hat?"
"Ja", nickte Manela, "und den anderen ließ er die Glieder abhacken, so dass sie elendig zugrundegehen müssen. Kein ehrenhafter Krieger tötet wehrlose Gefangene auf so eine grausame Weise, auch wenn sie den Tod verdient haben. Vielleicht hätten die Zantarier diesem Befehl nicht folgen sollen, trotz ihres Rachedurstes. Aber nun ist es geschehen und wir müssen diesem Kriegshund folgen, weil wir ihn und das Zepter brauchen."
"Trotzdem wünschte ich mir einen anderen zum Feldherrn", murmelte Uta verdrossen, "denn ich misstraue diesem Mann. Er gehört zu denen, die dazu neigen, ihre Macht zu missbrauchen."
"Wenn Mohantur besiegt ist, muss er diese Welt ohnehin wieder verlassen", meinte Manela, "Also wird er keine Gelegenheit haben, seine Macht zu unserem Schaden zu missbrauchen."
"Trotzdem habe ich ein sehr ungutes Gefühl", erwiderte Uta, "Ich werde erst dann erleichtert aufatmen, wenn dieser Richard de Fries wieder aus unserer Welt verschwunden ist. Aber nun lass uns den Thuronen nachreiten, damit wir sie nicht mehr aus den Augen verlieren."
General Tameroth lachte schallend, als ihm seine Späher berichteten, dass das Ödlandheer völlig überraschend und ohne jeden erkennbaren Grund kehrt gemacht hatte und nun im Eilmarsch nach Nordwesten davonmarschierte.
Jetzt war der Weg nach Norden frei und Tameroth zögerte nicht, diese unerwartete Wendung des Schicksals zu nutzen.
Das Thuronenheer hatte sich inzwischen wieder gesammelt und war marschbereit, auch wenn so manchem Soldaten noch immer der Schrecken in den Knochen steckte. Doch nun schienen ihnen die Götter wohlgesonnen zu sein und so setzten sich die Thuronen in Marsch, um die im Norden des Ödlandes gelegene Stadt Hamiti zu erreichen.
Dort wollte Tameroth das Heer der verbündeten Ödlandstädte erwarten, um sie in einer endgültigen, entscheidenden Schlacht zu besiegen, so wie es ihm sein Kaiser befohlen hatte.
Der hagere, grauhaarige Feldherr konnte nicht ahnen, dass schwärzeste Magie ihm geholfen hatte, sonst wäre er wohl weniger über sein Glück erfreut gewesen.
Erst an der Westküste in der Nähe von Timuz erkannten die Ödländer, dass sie einer Täuschung zum Opfer gefallen waren und seit Tagen einer Geisterarmee nachjagten. Denn als man endlich glaubte, den Feind zur Schlacht stellen zu können, hatte sich das angebliche Thuronenheer vor ihren Augen in schwarzen Nebel aufgelöst, den ein unnatürlicher Wind auf das Meer hinaustrieb. Und aus dieser dunklen Wolke war ein höhnisches Lachen geklungen, das den Soldaten kalte Schauer über den Rücken getrieben hatte.
Richard bekam fast einen Tobsuchtsanfall, als er feststellen musste, dass Mohantur ihn zum Narren gehalten hatte. Nun konnte er sich an den Fingern abzählen, wohin das echte Thuronenheer marschiert war, denn in der Nähe des Dämonenlandes konnte Mohantur seine ihm dort ergebenen Vasallen zu Hilfe rufen, sollten seine menschlichen Vasallen versagen.
Dagegen befürchteten die Ödlandfürsten, dass nun vor allem die Städte Randur, Perum und Mhaine bedroht waren. Doch Richard erklärte, dass längst Boten von dort eingetroffen wären, wenn sich die Thuronen entschlossen hätten, eine der Städte anzugreifen.
"Ich glaube eher", sprach er zu den versammelten Heerführern, "dass die echte Thuronenarmee geradewegs nach Nordosten gezogen ist, denn es muss im Interesse des Dämonenlords liegen, die entscheidende Schlacht
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