Die Zwölf Türme (German Edition)
möglichst nahe des Dämonenlandes zu schlagen. Schließlich ist es sein Ziel, die Zwölf Türme zu zerstören und so seine Herrschaft über ganz Nimmerwelt auszudehnen. Darum müssen wir sofort nach Hamiti marschieren. Ich bin sicher, dass wir dort auf die Thuronen treffen werden."
"Aber wenn Ihr Euch irrt", warf Königin Mydea ein, "werden die Feinde unsere Städte niederbrennen, ohne dass wir etwas dagegen tun können. Vergesst nicht, dass General Tameroth kein Dämon, sondern ein menschlicher Feldherr ist, der nur seinem Kaiser zu dienen glaubt. Er wird kaum am Dämonenland und den Zwölf Türmen interessiert sein, sondern einzig danach streben, das Ödland zu unterwerfen, um es zu einer Provinz des thuronischen Reiches zu machen. Vielleicht wird er auch ohne den Befehl seines Kaisers die Städte angreifen, wie es jeder Feldherr tun würde, damit er keine Feinde im Rücken hat. Die Städte werden zwar von Bürgerwehren verteidigt, doch diese werden sich nicht lange gegen ein so großes Heer halten können, wenn wir ihnen nicht zu Hilfe kommen."
"Wenn doch nur die Magier wieder bei uns wären", seufzte König Racton, "Sie würden schnell herausfinden, wo die feindliche Armee jetzt steckt."
"Wäre es nicht besser, sofort Kundschafter nach Hamiti zu schicken", fragte König Olfan, "um festzustellen, ob Ihr mit Eurer Vermutung Recht habt?"
"Das ist ein guter Vorschlag", stimmte ihm Richard zu, "Also werden wir, um ganz sicher zu gehen, Reiter zu allen Städten entsenden, gegen die sich die Thuronen gewendet haben könnten. Währenddessen ziehen wir wieder nach Zantar, um dort auf die Rückkehr der Kundschafter zu warten. So nähern wir uns Hamiti und Perum gleichermaßen und könnten von dort aus auch Mhaine oder Randur noch zu Hilfe kommen, sollte sich das als nötig erweisen."
Damit erklärten sich alle Heerführer einverstanden und so brachen noch zur selben Stunde einige Trupps von noradischen Reitern auf, um herauszufinden, wohin sich das Heer der Thuronen gewendet hatte.
Abermals lagerte das Heer vor der zerstörten Stadt Zantar und abermals fiel der rötliche Schein von über tausend Wach- und Kochfeuern auf die geborstenen und rauchgeschwärzten Mauern, deren dunkle Silhouetten sich wie düstere Mahnmale gegen den sternenübersähten Nachthimmel abhoben.
Noch waren die Kundschafter nicht zurückgekehrt und so wusste niemand, wohin es am nächsten Tage gehen mochte.
Unter den Frauen und Männern des Heeres herrschte gedrückte Stimmung, welche durch den düsteren Anblick der Ruinen Zantars noch verstärkt wurde. Alle waren gleichermaßen zermürbt durch die anstrengenden Märsche der letzten Tage und die drückende Ungewissheit, die an den Nerven zehrte.
Mit zunehmender Besorgnis registrierten die Hauptleute und Unterführer eine immer größer werdende Gereiztheit unter den Soldaten, deren schlechte Laune kaum noch schlimmer werden konnte. Hier und da kam es bereits zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, denn bei der jetzt herrschenden Stimmung genügte schon ein einziges falsches Wort, um einen Streit auszulösen, bei dem oft nur mit Mühe verhindert werden konnte, dass die Streithähne mit blanken Waffen aufeinander losgingen.
Jetzt traten auch die alten Rivalitäten zwischen den Städten wieder offen zutage, so dass es vor allem zwischen den Kriegern der verschiedenen Stadtstaaten immer wieder zu Reibereien kam, die in wüste Schlägereien ausarteten, wenn es den Offizieren nicht gelang, ihre Leute im Zaum zu halten.
Vor allem die Tatsache, dass inzwischen die Verpflegung knapp geworden war, trug zur allgemeinen Missstimmung bei, denn auf allen Welten gab es nichts, was einen Soldaten mehr verdrießen konnte als unzureichende Verpflegung.
Erst als die meisten Krieger zum Schlafen in ihre Zelte gekrochen waren, wurde es endlich ruhiger im Heerlager, das eigentlich aus neun einzelnen Lagersektionen bestand, getrennt nach den Truppenkontingenten der verschiedenen Stadtstaaten des Ödlandes.
Nach einer kurzen Besprechung mit den Königen und Heerführern schlenderte Richard de Fries gemächlich im Lager zwischen den Zelten umher und betrachtete sinnend die Sterne am nächtlichen Himmel.
Plötzlich vernahm er flüsternde Stimmen und schnell näher kommende Schritte, worauf er im Schatten eines Zeltes stehen blieb, um nicht gesehen zu werden. Dann sah er die Kriegerin Uta und den perumischen König Olfan Hand in Hand vorübergehen und schließlich in einem der Zelte verschwinden.
"Na
Weitere Kostenlose Bücher