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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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solchen Hieb trotz seines Helmes wie eine reife Frucht auseinander platzte. Hirnmasse und Blut spritzten nach allen Seiten, als ein weiterer Tentakel den Körper des Unglücklichen umschlang und wie eine Stoffpuppe hoch schleuderte.
    Marida fuhr herum und griff instinktiv zum Schwert, als das grässliche Monstrum vollends aus den Büschen hervor kam. Ihr Blick hing wie gebannt auf dem schwarzgrünen, wabernden Ding, ein wogendes, widerwärtiges Etwas aus Schleim und Fleisch und reißenden Stacheln und Gestalt gewordener Furcht, das sie aus einem einzigen, lidlosen roten Auge musterte. Drei - vier seiner zahllosen, peitschenden Fangarme streckten sich nach ihr aus.
    Mit einem gellenden Schrei hob Marida ihr Schwert und führte einen wuchtigen Hieb gegen einen der schrecklichen Schlangenarme. Doch die Klinge prallte von der ledrigen Haut ab, als hätte sie auf Granit geschlagen und die Waffe entfiel ihrer verstauchten Hand. Dann umschlang ein Tentakel ihre Hüfte, ein Schlag traf sie im Nacken und halbbetäubt nahm sie wahr, wie sie hochgerissen und zum weit aufgesperrten Haifischmaul der Bestie gezerrt wurde.
    Als sie nur noch wenige Daumenbreiten von dem grauenhaften Rachen trennten und der faulig stinkende Atem des Ungeheuers ihr ins Gesicht schlug, sauste irgendetwas zischend an ihr vorbei. Im nächsten Moment steckte ein Pfeil im roten Auge des Untiers, das einen gellenden Schrei ausstieß, der ihr fast die Trommelfelle zerriss. Dann wurde sie durch die Luft geschleudert und schlug so hart auf dem Boden auf, dass sie das Bewusstsein verlor.....
    Als sie wieder zu sich kam, war das Ungeheuer verschwunden. Neben ihr stand Aleka, eine Bogenschützin, die einen neuen Pfeil auf die Sehne gelegt hatte und auf das Dickicht zielte, wohin sich die verwundete Bestie zurückgezogen hatte.
    "War das dein Pfeil, der das Auge dieses Biestes traf?" fragte Marida benommen.
    Die Schützin nickte stumm, ohne dabei ihr wachsames Augenmerk von den Büschen zu nehmen.
    "Dann hast du mir das Leben gerettet, Aleka", flüsterte die Kommandantin heiser vor Schmerz, "Ich hoffe, dass ich mich einmal dafür erkenntlich zeigen kann."
    Die Bogenschützin trat ein wenig beiseite, als der Heilkundige herbei eilte und neben Marida nieder kniete, um ihre Verletzungen zu behandeln.
     
     
Als Crantor durch eine der "Türen ins Anderswo" trat und so in eine andere Existenzebene des Multiversums gelangte, schlug ihm eisiger Wind entgegen und körniger Schnee knirschte unter seinen Stiefeln.
    Er stand auf dem Gipfel eines mächtigen Berges und tief unter sich sah er jene Welt, in der er zuletzt in Menschengestalt gelebt hatte.
    Aber diese Welt war gerade dabei, ihr Angesicht auf ebenso tragische wie schreckliche Weise zu verändern. Ein Grollen und Donnern war zu vernehmen, wie das Zuschlagen gigantischer Türen in den Tiefen der Hölle und in der Ferne sah er riesenhafte Feuerblumen aufblühen, die sich alsbald in gewaltige, schmutziggraue Pilze verwandelten und in den bleifarbenen Himmel empor wuchsen.
    Aufgrund seiner früheren Reinkarnationen und den daraus gesammelten Erfahrungen wusste Crantor sofort, was hier vor sich ging. Die Menschen dieses Planeten töteten einander mit den Waffen der Götter: nuklearen Massenvernichtungswaffen.
    " Luzifers Welt " war zum Untergang verurteilt und Crantor wurde Zeuge ihre Todeskampfes. Bei diesem schrecklichen und zugleich faszinierenden Anblick kam ihm ein uralter Vers aus der germanischen Edda in den Sinn:
     
" Die Sonne verlischt,
das Land stürzt ins Meer,
vom Himmel fallen die hellen Sterne.
Feuer umtost die alte Welt,
hohe Lohe steigt himmelan.
Wotan schleudert den Weltenbrand
auf Midgard hinab,
    dass es verbrenne
und auf ewig zu Asche werde ."
     
Und nun verglühte diese Welt wahrhaftig im nuklearen Feuer.
    Crantor brach in schallendes Gelächter aus, während zu seinen Füßen die Apokalypse über die Welt raste.
    Sein Lachen verstummte abrupt, als er plötzlich Schritte hinter sich vernahm. Das Schwert HASSFLAMME sprang wie von selbst in seine Hand, als er herumfuhr und das Wesen anstarrte, welches hinter ihm wie aus dem Nichts erschienen war.
    "Wer bist du?" fragte er den Riesen in schwarzer Rüstung, dessen Antlitz wie aus Stein geschnitten schien und dessen Helm ein mächtiges Geweih zierte.
    "Ich bin Arawn der Jäger", antwortete der dunkle Riese, "und man nennt mich auch den Gehörnten Gott."
    "Der Vollstrecker des Schicksals?" wollte Crantor wissen, "Ist das der Grund deines

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