Die Zwölf Türme (German Edition)
Hierseins?"
"Du hast es erraten", meinte Arawn, "Diese Welt hat das Ende ihres Weges erreicht; eine Wendung war schon lange nicht mehr möglich. Die Menschen hier haben ihre Ende schon vor langer Zeit selbst heraufbeschworen und nun rast die Apokalypse über ihren Planeten. Viele von ihnen glaubten an einen Gott, der ein Gott der Wüste gewesen ist. Vielleicht verwandeln sie deshalb ihre Welt in eine Wüste. Wie ihr Gott es ihnen befohlen hatte, machten sie sich diese Welt untertan - keiner von ihnen wird es überleben."
"Dann bin ich wohl zu spät gekommen, um es zu verhindern", murmelte Crantor verdrossen.
"DU? Du wolltest es verhindern?" wunderte sich Arawn, wobei sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen verzogen, "Ausgerechnet du, der Zerstörer? Es scheint tatsächlich noch Wunder zu geben! Woher kommt dein plötzliches Mitleid mit den Menschen, die du Affenbastarde nennst?"
"Nein", sprach Crantor und auch seine Züge zeigten jetzt ein wölfisches Grinsen, "es ist kein Mitleid mit den Menschlingen, aber ich hätte mich mit einer solchen Tat an einem Chaoslord rächen können, der mich betrogen hat. Du hast den Herren der Finsternis einen großen Dienst erwiesen, Jäger, obwohl ich nicht glaube, dass das deine Absicht war."
"Du hättest das Schicksal dieses Planeten ohnehin weder wenden noch aufhalten können", antwortete Arawn gleichmütig, "Die Menschen hier waren schon lange dem Chaos verfallen, schon seit dem Tage, an dem sie damit begannen, die natürliche Ordnung des Lebens zu zerstören, weil sie nie begreifen konnten, dass sie selbst ein Teil dieser Ordnung waren. Sie haben ihren Weg gewählt - sie sind ihn gegangen - nun ist dieser Weg zu Ende."
Eine Weile standen sich der dunkle und der goldene Riese stumm gegenüber, dann hub Arawn erneut an zu sprechen: "Das Ende dieser Welt ist nicht die einzige Aufgabe, die ich zu erfüllen habe. Ich glaubte zwar nicht, dir bereits jetzt schon zu begegnen, doch nun stehst du vor mir. Die Götter und der Kreis der Ewigen verlangen deinen Tod, Crantor. Das Urteil ist gesprochen und ich bin gekommen, dieses Urteil zu vollstrecken."
Mit diesen Worten zog der dunkle Gigant sein Breitschwert mit der nachtschwarzen Klinge, auf der silbrige Runen zu tanzen schienen.
"Ähnliches habe ich erwartet", meinte Crantor und hob sein Schwert, "Doch hüte dich, Jäger, denn dies hier ist das Machtschwert HASSFLAMME und seine Klinge verschlingt die Seelen derer, die es verwundet."
"Genau wie das meinige", gab Arawn gelassen zurück, "Dies hier ist SEELENTÖTER und es ist ebenso mächtig wie deine Waffe, denn beide Klingen wurden zur selben Zeit im selben Feuer geschmiedet. Unsere Schwerter sind Brüder, genauso wie wir Brüder sind, denn wir beide verkörpern den Tod."
Sie standen sich stumm und lauernd gegenüber, der Jäger und der Zerstörer. Beide glichen einander an Größe und Gestalt und beide wussten in ihrem Innersten, dass sie sich der anderen Seite ihres eigenen Ichs gegenüber sahen.
Ihre Schwerter, eines aus rotem und eines aus schwarzem Stahl, hoben sich und richteten ihre Klingen gegeneinander, HASSFLAMME und SEELENTÖTER.
Die schrecklichen Waffen gaben einen singenden Ton von sich. Ihre metallischen Stimmen ertönten nur leise, waren aber deutlich zu hören.
Crantor drehte die Klinge ein wenig und bewunderte ihre fremdartige Schönheit, als sähe er sie zum ersten Mal.
"Hassflamme, ich verlass mich auf dich", flüsterte er.
Und er empfand Angst. Das Schwert stöhnte leise auf und schmiegte sich in seine Hand, als würde es sich an seiner Angst ergötzen.
"Onkhorie!" brüllte Crantor auf und stürzte sich auf den Jäger, der seinen Angriff in geduckter Haltung erwartete. Aber zum ersten Mal hatte er Angst - große Angst.
Diese Angst jedoch schenkte ihm eine Art wildes Entzücken - ein dämonisches Verlangen, zu kämpfen und zu töten, die Klinge tief in den Leib des dunklen Riesen zu stoßen, zu vernichten, Blut zu vergießen, eine Seele in den schrecklichen Limbus zu schicken.
Und jetzt war des Jägers wilder Schrei über dem Vibrieren der Schwertstimmen zu hören: "Ashaikjon!"
SEELENTÖTER zuckte empor, ums HASSFLAMMEs Hieb zu begegnen, um den Vorstoß zu bremsen und gegen Crantor vorzugehen, der zur Seite auswich und sein Schwert herumriss, in einem seitlichen Streich, der den Jäger einen Herzschlag lang zurück drängte. HASSFLAMMEs nächster Hieb traf erneut auf Widerstand. Und so auch der nächste Angriff. Wenn schon die Kämpfer
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