Die Zwölf Türme (German Edition)
anderes als das goldene Volk von Atlantis, welches abstammte vom Sternenvolk der Tharan. Nach einem jahrhundertelangen, erbarmungslosen Krieg hatten die Atlantiden über die Shoggoten triumphiert und ihnen die Herrschaft über eine Welt entrissen. Und jetzt lebte der wieder auferstandene Rest dieses Volkes auf Crantoria, der Nimmerwelt.
Tsat-Hogguath und seine Gefährten lechzten förmlich danach, sich an den Atlantiden zu rächen, denn ihr Volk hatte es nie verwinden können, einst durch die Goldenen von der Mutterwelt vertrieben worden zu sein, noch bevor es dort die ersten Menschen gab.
Nun aber hatten sich die dunklen Götter von den Atlantiden abgewendet und ihnen ihre Gunst entzogen. Jetzt endlich, nach unzähligen Jahrtausenden hasserfüllten Wartens, war die Zeit gekommen, Rache zu nehmen am Goldenen Volk...
Sie hatten es längst aufgegeben, die Tage zu zählen, an denen sie sich am Fuße der Grenzberge entlang nach Westen schleppten. Einst waren diese Berge die Grenze zwischen dem Ödland und dem alten Reich Ardan gewesen, die nur über eine Landenge miteinander Verbindung gehabt hatten.
Wann sie zuletzt etwas gegessen hatten, daran vermochten sie sich schon gar nicht mehr zu erinnern und ihren Durst konnten sie nur noch mit brackigem, abgestandenem Sumpfwasser löschen, was zur Folge hatte, dass sie alle unter Magenkrämpfen und schrecklichem Durchfall litten.
Tinea ging es besonders schlecht; sie musste sich immer häufiger erbrechen, wenn sie von dem Sumpfwasser trank und besaß kaum noch die Kraft, sich auf den Beinen zu halten, so dass die anderen sie abwechselnd tragen mussten, obgleich es ihnen kaum besser erging.
Der quälende Hunger wühlte schmerzhaft in ihren Eingeweiden und selbst Elkai zweifelte inzwischen immer mehr daran, dass sie die Westküste noch lebend erreichen würden.
Dann jedoch hatten sie Glück im Unglück.
Ein fast schweinsgroßes, rattenähnliches Tier brach plötzlich aus dem Unterholz hervor und griff Dirkos an, der am Schluss der kleinen Schar dahinstapfte. Reflexartig stieß dieser mit seiner primitiven Lanze zu und traf das Tier direkt in den Hals, bevor es ihn mit weit aufgerissenem Rachen anspringen und zu Boden reißen konnte. Schon im nächsten Augenblick sprang Rondold herbei und bohrte dem Biest seinen Holzspieß tief in die Flanke, worauf es mit grässliche anzuschauenden Zuckungen verendete.
Der Anblick des frischen Blutes und der rasende Hunger in ihren Bäuchen ließ sie jede Zurückhaltung vergessen. Wie blutgierige Raubtiere fielen sie über den Kadaver her, zerrissen das schmutziggraue Fell mit Zähnen und Fingernägeln, um ihre Lippen auf die so entstandenen Wunden zu pressen und gierig das herausströmende Blut zu trinken. Keiner von ihnen verschwendete in diesen Augenblicken einen Gedanken daran, ob das getötete Biest vielleicht Gefährten hatte, die noch in den Büschen lauern mochten.
Nachdem sie sich an dem Blut sattgetrunken hatten, begann Elkai und Rondold damit, das Tier mit scharfkantigen Steinen zu zerlegen, um aus dem Körper handliche Fleischbrocken herauszutrennen, die sie als Wegzehrung mitnehmen konnten. Jakander und Dirkos nahmen das Fleisch und begannen es mit faustgroßen Steinen mürbe zu klopfen, damit es genießbar wurde, denn sie hatten keine Möglichkeit, das Fleisch zu braten.
Der Zwischenfall hatte ihnen das Leben gerettet, sonst wären sie sicherlich vor Hunger bald so entkräftet gewesen, dass sie irgendwann zusammengebrochen und gestorben wären. So aber waren sie fürs Erste gerettet und jetzt, wo der Hunger nicht mehr in ihren Eingeweiden wütete, fühlten sie sich wieder kräftig genug, ihren Weg mit frischem Mut fortzusetzen.
Sie wussten nicht, dass sie sich direkt auf die Ruinen von Temthys zubewegten, die vor ihnen im Dickicht des Dschungels verborgen lagen. Hätten sie nur geahnt, was sie dort erwartete, so hätten sie sicher einen großen Bogen um die verfallenen Gemäuer der alten Stadt gemacht.
"Asteroth, du bist ein Narr!" schimpfte LUZIFER wütend, "Warum hast du Shoggoten auf die Nimmerwelt gebracht? Ausgerechnet die Todfeinde der Atlantiden!"
"Wer könnte besser gegen Crantor kämpfen?" hielt ASTEROTH dagegen.
"Dennoch hättest du das nicht tun dürfen!" rief LUZIFER erbost, "Crantor war noch immer unser Verbündeter, auch wenn er jetzt unabhängig ist. Er war sogar bereit, die Mutterwelt der Menschen zu vernichten, womit er sich eindeutig gegen die Lords des Lichts gestellt hätte. Damit
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