Die Zwölf Türme (German Edition)
Knöchel herabhingen, kurzen krummen Beinen und mit Klauen versehenen Spreizfüßen. Ihre schuppenbesetzte Haut war lindgrün, kalt und schlüpfrig und bewegte sich auf steinhartem Fleisch. Ihre großen, dreieckigen Köpfe mit den hervor tretenden Nasenhöckern, den aus den vorstehenden, flachen Mäulern heraus ragenden Fangzähnen und die fast seitlich stehenden lidlosen Augen sahen wie die Häupter großer Schlangen oder Reptilien aus. Die Augen zeigten kein Weiß; es waren schwarze, lichtlose Tümpel ohne Pupillen. Als Waffen trugen sie große, mit Eisendornen bestückte Keulen und mächtige Streitäxte, die für einen Menschen zu schwer gewesen wären.
Elkai und seine Freunde konnten nicht wissen, dass sie hier auf einen Trupp von Koitunen gestoßen waren, den Schlangenkriegern der mächtigen Shoggoten-Magier.
Bevor die Gefährten auch nur die geringste Chance zur Gegenwehr hatten, waren sie bereits überwältigt und mit Stricken aus rohen Tierhäuten gefesselt. Sodann wurden sie mit Händen und Füßen an kräftige Holzstangen gebunden, an denen sie von den schlangenköpfigen Kreaturen wie erlegtes Wild davongetragen wurden...
Claudina zügelte ihr Pferd, als das Lager der Atlantidenarmee an der Küste in Sicht kam.
Der Anblick der vielen prächtigen Zelte und der großen, hochbordigen Schiffe mit den violetten Segeln, die vor der Küste ankerten, war selbst auf diese Entfernung noch äußerst beeindruckend.
Obgleich es der Gräfin von Maruna bekannt war, dass die Atlantiden mächtige Armeen hatten, war sie doch recht überrascht von diesem Anblick geballter Macht. Gemessen an der Menge der Zelte lagerten dort an der Küste einige tausend Riesenkrieger, jeder von ihnen mindestens so stark wie fünf menschliche Kämpfer. Vor diesen Kriegern zogen selbst die Monstren des Schattenlandes die Köpfe ein.
Hauptmann Paulus, ihr Adjudant, hielt sein Pferd neben dem ihrigen an, während hinter ihnen die kleine Begleittruppe wartete.
"Soll ich vorausreiten und Euch als Unterhändlerin ankündigen?" fragte er.
Die Gräfin nickte zustimmend, worauf der Hauptmann seinem Pferd die Sporen gab und auf das Lager zu sprengte, wo ihm einige der Riesen in ihren rötlich schimmernden Metallrüstungen entgegen traten.
Claudina beobachtete, wie Paulus mit ihnen sprach. Einer der Krieger schritt davon und kam eine Weile später zurück, um dem Hauptmann etwas mitzuteilen, worauf dieser sein Pferd wendete und zu Claudina zurück geritten kam.
"Der General dieser Armee will Euch empfangen!" rief er ihr zu, "Er sichert uns allen freies Geleit zu!"
Auf einen Wink der Gräfin ließen sie die Pferde antraben und ritten in das Lager der goldenen Riesen hinein, wo sie zum Zelt des Befehlshabers geführt wurden.
Während ihre Begleiter draußen warten mussten, trat Claudina in das prunkvolle Zelt hinein und stand schließlich dem Feldherrn der Atlantidenarmee gegenüber, wobei sie den Kopf weit in den Nacken legen musste, um diesem ins Gesicht sehen zu können, denn sie reichte ihm gerade bis zur Taille.
"Ich grüße Euch, Gräfin von Maruna", empfing er sie, während er sich setzte, so dass sie ihn besser ansehen konnte.
Waren allein schon die leichte Goldtönung seiner sonst hellen Hautfarbe und seine sechsfingrigen Hände von unheimlicher Fremdartigkeit, so ließ sie der Blick in seine lohgelben Raubkatzenaugen leise schaudern, die ihr deutlicher als alles andere zeigten, dass sie dem Vertreter einer nicht menschlichen Rasse gegenüberstand.
"Mein Name ist Timon", fuhr er fort, "Ich bin der Zanthir der vierten Zanthura von Atalan, welche dieses Heer von zehntausend Kriegern darstellt. Und ich glaube zu wissen, weshalb Ihr gekommen seid, Gräfin. Hat Euch Euer König gesandt, um unsere Hilfe gegen die Monstren zu erbitten?"
"Genau deshalb kam ich her", bestätigte Claudina seine Vermutung, "obgleich wir hier in Rakanor nicht sicher sind, ob die Bestien nicht vielleicht auf Geheiß Eures Herrschers in unser Land eingefallen sind."
Timon stieß ein kurzes, verächtliches Lachen aus.
"Nein", meinte er, "diese widerlichen Kreaturen sind nicht von uns geschickt worden, sondern handelten unter dem Einfluss finsterer Mächte, die auch uns Atlantiden feindlich gesonnen sind."
"Dann haben wir gemeinsame Feinde", sprach Claudina, "und es wäre eine durchaus vernünftige Sache, wenn Menschen und Atlantiden als Verbündete kämpfen würden."
"Verbündete?" fragte Timon mit verächtlichem Tonfall, "Nur Gleichwertige können
Weitere Kostenlose Bücher