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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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"Aber dort ist eine ganze Flotte großer Schiffe vor Anker gegangen. Auf ihren violetten Segeln sieht man das Zeichen des schwarzen Kraken!"
    "Atlantiden!" entfuhr es Marida, "Habt Ihr gesehen, ob sie mit Kriegsvolk an Land gegangen sind?"
    "Dazu waren wir zu weit weg", antwortete Edwin, "Der Urwald versperrt uns die Sicht. Aber sie können nur auf dieser Seite des Walles oder noch weiter nördlich angelandet sein. Schließlich endet der Grenzwall an einer Steilküste, die sich noch ein paar Meilen nach Süden erstreckt. Dort können sie nicht an Land gehen. Entweder sind die Goldenen noch auf ihren Schiffen, oder sie befinden sich direkt vor uns."
    "Wir müssen das genauer wissen", sprach Marida, "sonst laufen wir ihnen noch geradewegs in die Arme."
    "Cormain ist schon dabei, das zu erkunden", meinte Edwin, "Wir müssen warten, bis er zurückkommt."
    "Dann machen wir hier Rast", entschied Marida, "Aber lasst Wachtposten aufstellen, damit wir vor Überraschungen sicher sind. Ich will nicht noch mehr Leute verlieren."
     
     
Keiner von ihnen hätte sagen können, wie lange der erbarmungslose Kampf auf dem windumtosten Gipfel des Berges schon hin und her tobte.
    Waren Tage, Wochen oder gar Jahre vergangen, seit sich die Klingen ihrer höllischen Schwerter zum ersten Mal gekreuzt hatten?
    Jegliches Zeitgefühl war ihnen abhanden gekommen. Es gab nur noch das Jetzt, den wirbelnden Tanz ihrer Klingen, die heulend und singend durch die eisige Luft schnitten, um wieder und wieder klirrend aufeinander zu krachen.
    Die Zeit schien stehen geblieben zu sein, nur der Augenblick allein zählte noch, das Fühlen der Angst, die kurze Erleichterung nach einem parierten Schlag, das blitzartige Erkennen einer winzigen Chance zum entscheidenden Hieb, das Aufflammen wilder Wut, wenn auch dieser Streich abgewehrt wurde.
     
… Blut dröhnt in den Ohren, schmerzhaft schlägt das Herz bis hinauf zum Halse, rasselnder Atem rast wie flüssiges Feuer durch die Kehle, Schmerz in jedem Muskel, der mit jeder Bewegung wie ein Stromschlag durch jede Faser des Körpers fließt, das Gehirn taub wie in Watte gepackt, die Nerven gespannt bis zum Äußersten, nur noch gelenkt von wilden, animalischen Instinkten, erbarmungslos, primitiv und barbarisch ...
     
"Haltet ein, ihr Narren!"
    Der Schrei gellte fast schmerzhaft in ihren Ohren und ließ sie inne halten.
    Ihre Augen richteten sich auf die Gestalt, die plötzlich neben ihnen wie aus dem Nichts erschienen war.
    "Shalid!" entfuhr es Crantor, als er den Neuankömmling erkannte, "Was wollt Ihr denn hier?"
    "Ich bin hier, um euren sinnlosen Kampf zu beenden!" rief der Weltenwanderer, "Wisst ihr denn nicht, dass ihr einander nicht töten könnt? Ihr seid nichts anderes als die Gestalt gewordenen Aspekte einer einzigen Wesenheit. Ihr seid Hass und Tod, Zerstörung und Erneuerung in einem. Kann der Hass den Tod umbringen, oder der Tod den Hass besiegen? Euer Kampf ist völlig sinnlos, denn keiner von euch beiden könnte den anderen vernichten, ohne sich dabei selbst auszulöschen. Darum lasst endlich ab von dieser unsinnigen Schlägerei! Steckt eure Schwerter weg, damit wir wie vernunftbegabte Wesen miteinander reden können."
    Zögernd senkten sie die Waffen und schoben sie zurück in die Scheiden.
     
    "Dann redet, Weltenwanderer", brummte Arawn finster, "und sagt, was Ihr von uns wollt."
    "Ihr seid getäuscht worden, Schicksalsvollstrecker", sprach Shalid, "denn es ist nicht Eure Bestimmung, den Zerstörer zu töten, selbst wenn Ihr es könntet. Keiner vom Kreis der Ewigen hat Euch gerufen, sondern die Lords vom Chaos und die Lords der Ordnung haben es stillschweigend gebilligt. Doch weder Ordnung noch Chaos haben das Recht, den Jäger zu rufen. Ihr beide seid Betrogene."
    "Könnt Ihr das beweisen?" fragte Arawn misstrauisch.
    "Fragt den Kreis der Ewigen", entgegnete Shalid gelassen, "Dort weiß man, dass Ihr den Zerstörer nicht töten könnt. Weshalb also hätte der Ruf von dort an Euch ergehen sollen?"
    "Wenn Ihr Recht habt", murmelte Arawn düster, "dann werde ich bald einige Götter in den Limbus jagen. Doch solltet Ihr mich belogen haben, Weltenwanderer, so werdet Ihr der Nächste sein, den sein Schicksal ereilt. Bedenket das, denn ich werde wiederkommen."
    Die Gestalt des Jägers wurde verschwommen, durchsichtig und schemenhaft, bis er  schließlich ganz verschwunden war.
     
    "Was hat das zu bedeuten?" fragte Crantor den Weltenwanderer verwirrt, der sich nun ihm zuwandte.
    "Ihr, Herr der

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