Die Zwölf Türme (German Edition)
ihnen eilte, der unschwer als ihr Feldherr zu erkennen war.
"Wir können die Angreifer sehen!" rief Marida ihm entgegen. Sagt uns, was wir für Euch tun können, denn die Fremden werden sicher wieder angreifen!"
"Verteilt euch hinter unserem Schildwall", antwortete der Zanthir geistesgegenwärtig, "Dann könnt ihr Menschlinge unseren Schützen zeigen, wohin sie schießen müssen."
Marida gab ihren Leuten die entsprechende Weisung und schon rannten diese auseinander. Nur die Kommandantin, Aleka, Bomyr, Edwin und Cormain blieben bei dem Feldherrn, der sie aufforderte, ihm zu folgen.
"Ihr sollt die Augen unserer Flammenschützen sein", erklärte er, "Wir werden Unsichtbaren brennen lassen."
Kaum waren sie bei den Atlantidenkriegern mit den seltsamen Waffen angelangt, da begann schon der nächste Angriff der Schlangenköpfigen, die noch immer für die Augen der Atlantiden unsichtbar waren. Und nun sah Marida zum ersten Mal die verheerende Wirkung der atlantidischen Blitzwaffen.
Die Flammenlanzen waren Waffen, die Crantor aus einer anderen Dimension herbei geschafft hatte, um damit einen Teil seiner Krieger auszurüsten. Es waren auch die einzigen Feuerwaffen, die überhaupt auf Nimmerwelt-Crantoria funktionierten.
Sie bestanden aus langen Metallrohren, in denen sich je zwei walnussgroße Kristalle befanden, welche die ungewöhnliche Eigenschaft hatten, sich mit Energie aufzuladen, sobald sie dem Licht ausgesetzt wurden. Sobald sich jedoch zwei dieser Kristalle berührten, entlud sich diese Energie in Form von sonnenheißen Blitzen, die sogar festen Stahl innerhalb weniger Augenblicke zum Schmelzen brachten. In den Rohren waren die beiden Kristalle durch eine kleine Metallscheibe voneinander getrennt, die mit einem außen angebrachten Hebel bewegt werden konnte, so dass sich die Kristalle berührten und ihre gleißenden Blitze durch das vordere, offene Ende der Flammenlanze hinaus jagten, solange, bis sich ihre Energie verbraucht hatte und sie wieder durch irgendeine Lichtquelle aufgeladen werden mussten. Allerdings hatten die Blitze nur eine Reichweite von etwa fünfzig Metern, reichten also längst nicht so weit wie ein Bogenschuss. Trotzdem waren die Flammenlanzen furchtbare Waffen, was die Schlangenköpfigen jetzt auf eine sehr drastische Weise zu spüren bekamen.
Marida und die anderen brauchten nur die Richtung anzuzeigen, aus der die geschuppten Angreifer kamen, dann rasten sonnenhelle, gezackte Blitze wie ein Feuersturm auf die Schlangenkrieger zu und verbrannten sie zu Hunderten.
Die Kreaturen, welche sich außerhalb der Reichweite der Flammenlanzen befanden, wurden von einem Pfeilhagel eingedeckt, sobald Maridas Leute den atlantidischen Bogenschützen gezeigt hatten, wohin sie schießen mussten. Die wenigen Angreifer, denen es gelang, den Beschuss zu überstehen und durchzubrechen, wurden vom dichten Schildwall und vorgehaltenen Lanzenspitzen aufgehalten, wo sie von Maridas Leuten durch gezielte Pfeilschüsse niedergestreckt wurden.
Nach mehreren vergeblichen Angriffen flohen die überlebenden Schlangenkrieger in den Dschungel, wo sie im Dickicht untertauchten und hastig das Weite suchten.
Erst jetzt verlor der Blendzauber seine Wirkung und nun wurden die Leichen der Fremden auch für die Augen der Atlantiden sichtbar.
"Koitunen!" brüllten die goldenen Riesen, "Schlangenkrieger der Shoggoten!!!"
Marida schauderte es, als sie den grenzenlosen Hass spürte, der nur allzu deutlich aus den Rufen der Goldenen herauszuhören war.
Kurz nachdem der Treck aus Parva endlich die relative Sicherheit der Mauern von Kadrapor erreicht hatte, kehrte auch Gräfin Claudina von ihrer Mission bei den Atlantiden zurück.
Schon wenige Stunden später hatten auch die Horden der Monstren die Stadt erreicht. Jetzt war Kadrapor völlig eingeschlossen und die äußeren Verteidigungsringe erlebten bereits die ersten Angriffe.
Dem Grafen Ingor waren die Anstrengungen der letzten Tage deutlich anzusehen; Claudina, die ihn schon einige Monate lang nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, war fast erschrocken, als sie sah, wie wenig von Ingors früherer Leibesfülle übrig geblieben war.
Ihre Ankunft in Kadrapor wurde jedoch von einem traurigen Ereignis überschattet, denn König Lugaid war in der letzten Nacht einem überraschenden Herzanfall erlegen und in den frühen Morgenstunden gestorben.
Gräfin Sarinja trat die vorläufige Nachfolge Lugaids an, denn es blieb keine Zeit, einen neuen König zu küren.
In Kadrapor
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