Die Zwölf Türme (German Edition)
schien, als Crantor genauer hinschaute. Der Dunst war auf jeden Fall unnatürlichen Ursprungs, das wusste er sofort. Als Crantor vom Rücken des Elementars herunterstieg und sich mit gezücktem Schwert vorsichtig näherte, verdichtete sich das neblige Gebilde zu einer kleinen Wolke.
Dann löste sich der blauviolette Nebelschleier schlagartig auf und Crantor sah zwei unförmige Gestalten auf dem Schutthaufen stehen, die auf ihn hinunter starrten.
Der Panthagron studierte neugierig das Wesen, welches ihm am nächsten stand, denn er hatte nie einen Shoggoten leibhaftig gesehen. Er kannte die einstigen Todfeinde seiner Rasse nur durch die Überlieferungen des Goldenen Volkes.
Crantor sah ein mehr als mannsgroßes, aufgedunsenes Ding von einer Finsternis, die mehr war als nur die Abwesenheit von Licht, eine schreckliche Steigerung der Farbe Schwarz, für die es weder in den menschlichen Sprachen noch in der Sprache der Atlantiden ein treffendes Wort gab, bedeckt mit handtellergroßen Schuppen und schwärenden, grünlich-gelben Auswüchsen, die wie eitrige Geschwüre aussahen. Fingerlange Reißzähne bleckten aus einem eckigen, entsetzlich verzerrten Insektenmaul. Darüber war eine Unzahl kleiner, von bösartiger Intelligenz erfüllter Augen zu sehen, in denen der Tod schimmerte, über denen sich klebrig scheinende Stränge wie ein Nest von verknoteten Schlangen bewegten, die an den Seiten des Kopfes in ein Gewirr aus zahllosen Tentakeln übergingen, die wild und drohend durch die Luft peitschten.
Jetzt bewegte sich das näherstehende Ding ein Stück auf ihn zu, bewegte die Tentakelarme in einem ruckhaften Rhythmus und stieß einige zischelnde Laute aus. Im nächsten Augenblick sprang eine Wand aus blauen Flammen aus dem Schutt empor und breitete sich mit unglaublicher Schnelligkeit ringförmig aus. Prasselnd und tosend raste sie über das Geröll hinweg und wuchs dabei zu einer Höhe von mehr als zehn Metern.
Crantor spürte die ungeheure Hitze, die von der unnatürlichen Flammenwand ausging. Er richtete HASSFLAMMEs Spitze auf die vorrückende Feuerwand. Im nächsten Moment sprang ein zweiter Feuerring aus den Steinen, der sich mit der gegnerischen Flammenwand vereinigte. Es gab einen gewaltigen Donnerschlag, dann waren unnatürlichen Feuer verschwunden.
Aber schon folgte der nächste Angriff. Diesmal sah Crantor keinen Flammenring auflodern, sondern spürte, wie die Luft um ihn plötzlich kalt wurde und sich in pures Eis zu verwandeln begann. Mit einem Rundumschlag des Machtschwertes wehrte er diese Attacke im letzten Augenblick ab, bevor ihn das Eis einschließen konnte. Sodann richtete er die blutrot leuchtende Klinge gegen den Boden und löste mit einem einfachen Gedankenbefehl ein Erdbeben aus, welches das Zentrum der Ruinenstadt erschütterte und die Letzten dort noch stehenden Gemäuer endgültig einstürzen ließ.
Den beiden Shoggoten schien das Beben jedoch nur wenig auszumachen, obwohl sie Mühe hatten, sich auf ihren unförmigen Beinen zu halten.
Einer öffnete seinen grässlichen Rachen, dem eine gelbliche Rauchwolke entströmte, die wie ein Geschoss direkt auf Crantor zu raste.
Ein schneller Hieb des Machtschwertes aber löste den tödlichen Rauch in Nichts auf, dann schlug ein armdicker Strahl aus wabernder Schwärze aus der rot glühenden Klinge, traf den vorderen Shoggoten und ließ ihn buchstäblich explodieren.
Bevor sich das andere Wesen von seinem Schrecken erholen konnte, stürmte Crantor brüllend den Schuttberg hinauf und schlug ihm mit einem sausenden Hieb das widerwärtige Haupt ab.
Als der Körper des Shoggoten leblos zur Seite kippte, erblickte Crantor den dunklen Einstieg in die unterirdischen Gefilde von Amthar...
"Mir scheint, dass wir hier völlig überflüssig sind", sprach Bomyr missmutig, "Die Goldenen scheinen unsere Hilfe nicht mehr zu brauchen."
"Seid froh, dass wir uns nicht an diesem Gemetzel zu beteiligen brauchen", meinte Thormac, "Ich glaube nicht, dass viele von uns diese Schlächterei überleben würden."
"Ich habe noch nie einen solchen Hass gesehen", murmelte Marida, "Die Schlangenköpfe und die Atlantiden scheinen Todfeinde zu sein, anders kann ich mir diese Mordgier auf beiden Seiten nicht erklären. Die metzeln ja sogar noch die Schwerverwundeten nieder, die gar nicht mehr kämpfen können. Aber allmählich frage ich mich, was wir hier eigentlich noch sollen. Vielleicht wäre es besser, nach Rakanor zurückzukehren. Dort sind wir sicher
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