Die Zwölf Türme (German Edition)
nützlicher."
"Ihr könntet auch hier von sehr großem Nutzen sein", sagte da jemand, der nahezu unbemerkt zu ihnen getreten war.
Erst jetzt erkannten die anderen, dass dieser Jemand nicht zu ihrer Schar gehörte.
"Wer seid Ihr?" fragte Marida, "Und wo seid Ihr auf einmal hergekommen."
"Mein Name ist Shalid", antwortete der Fremde, "In Rakanor nennen sie mich den Weltenwanderer. Und ich komme geradewegs aus Kadrapor, deren Mauern noch immer jedem Angriff der Schattenlandhorden trotzen. Doch ich bitte Euch, mich jetzt nicht mit Fragen zu bestürmen, denn solche zu beantworten bleibt mir keine Zeit."
"Ich habe schon von Euch gehört, Weltenwanderer", sprach Marida, "Aber warum seid Ihr hier?"
"Um etwas zu verhindern, was auf gar keinen Fall geschehen darf. Ich muss in die Katakomben unter diesen Ruinen hinab und dabei brauche ich Hilfe. Die atlantidischen Krieger werden es nicht schaffen, noch rechtzeitig in die unterirdischen Gewölbe einzudringen. Zu erbittert ist der Widerstand der Schlangenkrieger, so dass sie in jedem Falle zu spät kommen werden. Auch der mächtige Crantor kann den Tempel der Dunkelheit nicht mehr schnell genug erreichen, um jenes schreckliche Ritual zu verhindern, das dort vollzogen wird. Er muss zu viele Umwege machen, da die meisten Gänge zu klein für die Statur eines Atlantiden sind. Menschen könnten dagegen viel schneller vorankommen, da alle Stollen für ihre Größe gangbar sind."
"Also braucht Ihr deshalb unsere Unterstützung?" meinte der Obrist Thormac, was allerdings mehr Feststellung als Frage war.
"Euer Scharfsinn ist geradezu bemerkenswert", meinte Shalid grinsend, "doch nun bitte ich Euch, mit mir zu kommen, denn ich kenne einen Zugang in einen Nebenstollen, durch den wir nach unten kommen, ohne auf Schlangenkrieger zu stoßen."
Marida nickte zustimmend und ließ ihre kleine Streitmacht zusammenrufen. Dann folgten sie dem Weltenwanderer, der sie ein gutes Stück in das Dickicht am Rande der Ruinen hineinführte, bis sie in eine tiefe Bodensenke gelangten, in der ein Tunneleinstieg lag, von Buschwerk verdeckt, so dass er nur schwer zu entdecken war, versperrt durch eine morsche, halbvermoderte Tür, die nur noch lose in rostigen Angeln hing und kein nennenswertes Hindernis mehr darstellte.
Als sie in die Höhle eindrangen, hatte Marida irgendwie das Gefühl, in das aufgerissene Maul eines steinernen Ungeheuers zu treten.
Direkt hinter dem Eingang befand sich eine Seitenkammer, in der Shalid kurz verschwand, um gleich darauf mit zwei großen Bündeln aus gefetteten Lederrollen zurück zu kommen, in denen sich mehrere Dutzend gut erhaltener Pechfackeln befanden. Die anderen wunderten sich sehr, dass die Fackeln noch immer brauchbar waren, stellten jedoch keine Fragen, als sie Shalid in das Erdinnere folgten.
Sie kamen in einen ziemlich niedrigen Stollen, in dem sie nur tief gebückt gehen konnten. Die großen Atlantidenkrieger wären hier kaum durchgekommen, aber für Menschen war der Stollen gerade noch passierbar.
Das Licht der Fackeln leckte mit rotgelben Zungen über die dunklen Wände und schuf eine Vielzahl von tanzenden Schatten, die von bizarrem Leben erfüllt schienen und irgendwie viel zu dunkel waren. Schon wenige Schritte entfernt wurde das Licht von den Wänden aufgesogen und geradezu verschluckt. Dahinter lauerte die Finsternis wie ein schwarzes, massiges Ding, das mehr war als nur das Fehlen von Licht. Marida streckte zögernd die Hand aus und berührte die Wand neben sich. Das dunkle Gestein fühlte sich kalt an, fast noch kälter als Eis. Für einen Moment aber schien der Stein unter Maridas Fingern nachzugeben und wie etwas Lebendiges zu zucken. Mit einem erschrockenen Keuchlaut zog sie die Hand zurück.
Vor ihr blieb Shalid stehen und drehte sich um.
"Achtet nicht darauf", sprach er leise, "Es sind nur Trugbilder Eurer eigenen Sinne und wenn Ihr nicht dagegen ankämpft, könntet Ihr den Verstand verlieren."
Marida nickte stumm und sie schritten geduckt weiter.
Nach einigen Dutzend Schritten wurde der Gang höher, so dass sie nun wenigstens aufrecht gehen konnten, aber dafür schien die Dunkelheit vor ihnen noch massiver zu werden.
Während Shalid unbeirrt vor ihnen weiterging, flüsterte Aleka, die hinter Marida marschierte:
"Irgendwie kommt mir dieser Tunnel so vor, als wäre er von einem gigantischen Wurm in den Stein gefressen worden. Jedenfalls ist dieser Gang nicht von Menschenhand geschaffen worden."
"Vielleicht waren es die
Weitere Kostenlose Bücher