Die Zwölf Türme (German Edition)
die Legion von Vanaheim schon auf dem Wege hierher?" fragte Oswin, "Wie habt Ihr sie benachrichtigen können?"
"Beim Anrücken der Trolle sandten wir sofort Boten zu den Aesir", meinte der König erklärend.
"Warum nicht zu den Mabden?" wunderte sich Krysander, "Unsere Truppen am Skaronfluss sind doch viel näher."
"Aber weißt du denn noch nicht, was am Skaronfluss geschehen ist?" fragte Siryna ihn, "Die Oger-horden des Dämonenlords haben das Heer der Mabden und Zwerge geschlagen, es zurückgetrieben und danach sogar Thudor erobert und in Brand gesteckt. König Valerian hat sich mit seinen Truppen zum Barionfluss zurückgezogen, um dort eine neue Verteidigungslinie gegen die nachrückenden Ogerheere aufzubauen."
"Verdammt!!" entfuhr es Krysander.
"Seid meine Gäste und bleibt bis morgen hier", meinte der König, "Ich werde euch ein Mahl zubereiten lassen, damit ihr euch stärken könnt."
Mitten in der Nacht wurde Charles unsanft von Siryna geweckt.
"Schnell!" rief sie, "Ihr müsst fort! Die Trolle sind in die Stadt eingedrungen! Ein Teil von Alfheim brennt und in den Straßen wird gekämpft!"
"Was? Wie konnte das passieren?"
"Sie haben einen Überaschungsangriff gegen die Südmauer geführt und sie erstürmt. Zuvor wurden die Wachen auf der Mauer von Schwärmen großer Fledermäuse angegriffen und dadurch abgelenkt."
Charles sprang hastig aus dem Bett und kleidete sich an. Dann rannte er hinter Siryna her zum Thronsaal, wo sich auch seine Gefährten rasch einfanden, die ebenfalls unsanft geweckt worden waren.
"Kommt mit mir!" befahl Siryna, "Ich führe euch zu einem anderen Geheimgang. Den alten Weg könnt ihr nicht mehr nehmen, denn dort, wo sich der Einstieg befindet, wird jetzt erbittert gekämpft."
"Wo ist dein Vater, der König?" wollte Uddo wissen.
"Er ist bei seinen Kriegern, um mit ihnen die Stadt zu verteidigen. Doch nun folgt mir! Ihr müsst fort von hier, bevor die Trolle bis hierher vorgedrungen sind."
"Und was ist mit Euch, den Elfen?" fragte Charles, "Wollt Ihr nicht auch fliehen?"
"Nein", gab sie mit ernstem Gesicht zurück, "Wir Elfen geben Alfheim niemals auf, denn wir sind an diesen Ort gebunden. Ohne Alfheim müsste unser Volk sterben. Warum sollen wir da noch fliehen?"
Sie rannten zu den Ställen, wo ihre Pferde untergebracht waren und zerrten die nervös schnaubenden und scheuenden Tiere aus ihren Boxen. Siryna führte sie durch die Straßen, in denen helle Aufregung herrschte. Überall hasteten Elfen umher, alle mit Waffen in den Händen; selbst die zierlichen und zerbrechlich wirkenden Elfenfrauen waren bewaffnet und bereit, ihre Häuser gegen die Eindringlinge zu verteidigen.
Im Osten der Stadt war hellroter Feuerschein zu sehen; dort tobten erbitterte Kämpfe um jedes einzelne Haus. Die Elfen machten es den eingedrungenen Trollkriegern nicht leicht.
Unbehelligt erreichten die Gefährten den Tunneleinstieg, zu dem Siryna sie führte.
"Lebt wohl!" rief die Elfe ihnen nach, als sie mit ihren Pferden in den Gang marschierten, "Ich hoffe, dass es euch gelingt, die Kraft der Türme zu erneuern, auch wenn es für uns Elfen wohl zu spät sein wird. Viel Glück!"
Es wurde bereits wieder Tag, als sie den Ausstieg erreichten und den unterirdischen Gang verließen. Auch dieser Tunnel endete mitten in einem Wäldchen und war ebenfalls mit einem großen Felsbrocken verschlossen. Sie eilten sofort zum Rand des Wäldchens, um zu sehen, wie es um Alfheim bestellt war.
Die Stadt war ungefähr viertausend Meter von ihnen entfernt. Und das Bild, das sich ihnen bot, ließ sie vor Schrecken erstarren. Überall waren die Mauern jetzt von den Trollen gestürmt worden; in der Stadt loderten zahlreiche Brände und nur an wenigen Stellen auf den Stadtmauern waren noch Elfenkrieger zu sehen, die noch immer Widerstand leisteten. Und draußen vor der Stadt formierten sich bereits Tausende der Bepelzten zur zweiten Angriffswelle. Wie es in der Stadt aussah, konnte man nur ahnen; vermutlich wurde in den Gassen, Straßen und Häusern um jeden Fußbreit gekämpft.
"Alfheim ist verloren!" keuchte der Zwerg Romuald, "Die Trolle sind nicht mehr aufzuhalten!"
Das Gefühl hilfloser Ohnmacht bemächtigte sich ihrer beim Anblick der brennenden Elfenstadt und Charles meinte einen dicken Kloß im Halse zu haben, während Wut und Trauer ihn erfüllten.
"Kommt!" drängte Umbras, "Wir müssen fort von hier! Hier können wir nichts mehr tun. Den Elfen können wir nicht helfen. Wollt Ihr, dass
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