Die Zwölf Türme (German Edition)
Tür offen stand und bin aus reiner Neugier in das Zimmer hineingegangen. Dort habe ich dann das Bild gesehen. Im nächsten Moment fühlte ich mich irgendwie empor gerissen und schwebte praktisch im Nichts. Dann auf einmal stand ich auf einer Wiese, wo mich diese Leute fanden, die sich Elfen nennen. Sie haben mich dann hierher gebracht."
"Ich vermute, dass Sie irrtümlich hierher versetzt wurden", meinte Charles achselzuckend, "Leider kann ich Ihnen momentan nicht helfen, wieder nach London zurückzufinden."
"Aber ich träume doch nur, oder?" fragte sie mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme, als fürchte sie die Antwort.
"Nein, Sie träumen nicht", gab er mit einem müden Lächeln zurück, "Zumindest ist das hier kein gewöhnlicher Traum. Außerdem ist Ihre Frage sinnlos, denn wenn Sie nur träumten, dann wäre ich ebenfalls ein Teil Ihres Traumes und könnte Ihnen keine Antwort geben, die als verlässlich gelten kann."
"Aber wie komme ich jetzt wieder nach Hause?" wollte sie wissen, "Ich will nicht bei diesen unheimlichen weißhäutigen Leuten bleiben, deren Haut kalt wie Stein ist. Sind das überhaupt Menschen?"
"Nein, es sind Elfen und deren Blut ist nun mal kälter als das unsrige."
"Bitte helfen Sie mir, von hier wegzukommen", bat sie ihn.
"Es gibt nur eine einzige Möglichkeit", überlegte er, "Sie müssten mit mir zu den Zwölf Türmen kommen, denn dort soll man die Nimmerwelt wieder verlassen können, wie man mir gesagt hat. Ich bin auf dem Wege dorthin, denn ich will ja auch wieder nach Hause. Wollen Sie also mit mir kommen oder lieber hier bei den Elfen bleiben, bis sich eine andere Möglichkeit ergibt?"
"Ich komme mit", entschied sie sich spontan, "Lieber habe ich einen richtigen Menschen in meiner Nähe als diese kalten Elfen. Ich wundere mich ohnehin, dass ich mich ohne Schwierigkeiten mit ihnen verständigen konnte."
"Jeder, der sich auf der Nimmerwelt aufhält, spricht ganz unbewusst die Sprache dieser Welt, auch wenn er glaubt, in seiner eigenen Sprache zu reden", erklärte er ihr, "Alle Völker sprechen hier dieselbe Sprache, nur die Form der Anrede unterscheidet sich bei Menschen und Halblingen."
"Worin besteht dieser Unterschied?" wollte sie wissen.
"Die Menschen sprechen sich hier sehr förmlich mit 'Euch' und 'Ihr' an, während sich die Angehörigen der Halblingsvölker einfach in der 'Du-Form' anreden. Die auf der Erde übliche Anrede 'Sie' ist hier unbekannt, deshalb sollten wir beide uns auch fortan besser mit 'Ihr', 'Euch' oder 'Du' anreden. Das fällt weniger auf. Wie werden Sie denn von den Elfen genannt?"
"Die nennen mich hier alle Krystia. Vielleicht verstehen die meinen Namen nicht richtig."
"Dann bleiben Sie einfach bei Krystia, wenn Sie nach Ihrem Namen gefragt werden. Ich selbst werde hier Skarl Gaeret genannt. Sie können mich aber ganz einfach mit Charles oder auch Skarl anreden."
"Dann sag' Christine zu mir", meinte sie lächelnd.
"Mach ich", grinste er, "Aber jetzt noch eine Frage: Kannst du reiten?"
"Nein", gestand sie, "Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen."
"Dann setzt du dich am besten zu mir auf mein Pferd", schlug er vor, "Komm´, ich stelle dir meine Gefährten vor. Es sind fabelhafte Leute: ein Zauberer, ein Mabdenkrieger, eine fremdländische Kriegerin auf Abenteuersuche, drei Ritter, ein echter Zwerg und sogar zwei richtige Riesen. Du wirst sie sicher mögen."
Charles stellte also Christine seinen Gefährten vor und erklärte ihnen, dass sie mit ihnen reisen würde. Daraufhin ließ König Thuidisor passende Fellstiefel und einen warmen Mantel für die Anderweltfrau besorgen, die sich von ihrer sonstigen irdischen Kleidung nicht trennen wollte. Die Elfe Siryna gab ihr zusätzlich einen Gürtel, an dem ein unterarmlanger Dolch, fast ein Kurzschwert, in einer silbernen Scheide hing.
"Nimm´ das, denn in diesen Zeiten ist es besser, bewaffnet zu reisen", meinte sie, worauf sich Christine den Waffengurt umschnallte. Charles bemerkte dabei, dass sie eine fabelhafte Figur hatte und registrierte, erstaunt über sich selbst, wie sehr ihm diese Frau gefiel.
"Wollt ihr sofort aufbrechen oder lieber bis morgen warten?" fragte der Elfenkönig die Gefährten.
"Das kommt darauf an, wie sicher Alfheim angesichts der Trollarmee vor den Toren noch ist", meinte Umbras.
"Noch sind unsere Mauern unbezwungen", sagte Siryna, "Wir werden den Trollen wohl standhalten, bis der Entsatz aus Aesirland eintrifft. Das kann nicht mehr lange dauern."
"Ist denn
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