Die Zwölf Türme (German Edition)
Silber, Smaragden, Brillanten und anderen Edelsteinen so prachtvoll verziert waren, dass die schönsten Paläste der Erde daneben armselig gewirkt hätten.
In einem größeren Prunkzimmer wies der König der Elfen ihnen an, dort zu warten und Charles ihn begleiten möge.
Dann führte er Charles in die Schatzkammer seines Palastes, wo unvorstellbare Reichtümer aufeinander gehäuft waren. Der König gab dem staunend dastehenden Charles eine kleine, silberne Schatulle. Als Charles sie öffnete, sah er darin einen Diamanten von der Größe eines Taubeneies, der ein grelles, weißes Licht ausstrahlte, dass es ihn blendete und er die Augen abschirmen musste. Am Sonnenstein, denn um diesen handelte es sich, war eine feingliedrige Kette angebracht, so dass er ihn sich um den Hals hängen und unter seinem Hemd verborgen tragen konnte.
"Nun ist der zweite Talisman in deiner Hand, Skarl Gaeret", sprach Thuidisor ernst zu ihm, "Er wird dir Licht in tiefster Finsternis spenden und dich vor jeder Gefahr warnen, die von finsteren Mächten geschickt wird. Denn sobald dir solche Gefahren drohen, erwärmt sich der Stein. Wenn du ihn dann offen trägst, kann kein Geschöpf der Finsternis sein strahlendes Licht ertragen. Nur der Dämonenlord selbst ist davor gefeit, denn ihn kann man nur mit dem Zepter der Türme besiegen. Ich hoffe, dass dir der Sonnenstein von Nutzen sein wird."
"Das hoffe ich ebenfalls", murmelte Charles leise.
"Nun, dann lass uns zurück zu deinen Gefährten gehen", meinte der Elf, "Dort wartet noch eine Überraschung auf dich."
Wieder bei den anderen angelangt, sah Charles, wie Siryna, die Tochter des Elfenkönigs, hereinkam und ihm lächelnd zuwinkte, da sie ihn sofort wieder erkannte. Was Charles jedoch am meisten verblüffte, war die Tatsache, dass die Elfe in Begleitung einer Frau war, die auf gar keinen Fall zum Elfenvolk gehören konnte und genauso wenig wie er selbst auf dieser Welt zu Hause war.
Sie trug hellblaue Jeans, T-Shirt und eine Jacke aus braunem Wildleder; ihr modisch geschnittenes Haar war kastanienbraun. An ihrer Kleidung erkannte Charles, dass es sich um eine Frau von der Erde handeln musste.
Hatte Myrddin Emrys etwa zwei Erdenbürger auf die Nimmerwelt geholt?
Die junge Frau, deren Alter von Charles auf etwa fünfundzwanzig Jahre geschätzt wurde, machte einen etwas verwirrten Eindruck und schien selbst nicht zu wissen, wo sie sich befand. Charles vermutete, dass sie noch nicht lange auf der Nimmerwelt war und vielleicht noch glaubte, nur einen phantastischen Traum zu träumen.
"Das ist die Überraschung, von der ich sprach", meinte König Thuidisor zu ihm, "Sie ist ein Anderweltmensch wie du, aber sie weiß nicht, wer sie hierher gesandt hat. Sie weiß auch nicht, wer Myrddin Emrys ist."
"Vielleicht ist sie nur aus Versehen hierher geraten", überlegte Charles, "Lasst mich mit ihr reden."
Er ging auf die Frau zu, reichte ihr die Hand zum Gruße und sprach: "Guten Tag, Lady. Ich bin Charles Garrett und ich stamme aus London. Woher kommen Sie?"
"Sie sind aus London? Ich auch!" antwortete sie ihm erstaunt und schaute ihn mit großen, braunen Augen an. Charles fand insgeheim, dass sie sehr schöne Augen hatte, wischte aber diesen Gedanken sofort wieder beiseite.
"Wo bin ich hier? Mir kommt das alles wie ein Traum vor."
"Wie heißen Sie denn?" fragte Charles weiter.
"Mein Name ist Christine Bayker. Aber sagen Sie mir doch bitte, was hier eigentlich los ist, sonst werde ich noch verrückt."
Charles versuchte ihr mit knappen Sätzen zu erklären, wo sie war und was für eine Welt dies war, doch er war nicht sicher, ob sie überhaupt begriff, was er ihr zu erklären versuchte.
"Haben Sie denn eine Ahnung, wie oder wodurch Sie hierher geraten sind?" fragte er dann weiter und erhielt darauf eine verneinende Antwort.
"Waren Sie vielleicht in einer kleinen Gemäldegalerie, die einem gewissen Mister Norton gehört, bevor Sie sich hier wieder fanden?"
"Ja, genau", sagte sie erstaunt, "Woher wissen Sie das?"
"Das erkläre ich Ihnen später. Doch erzählen Sie erstmal weiter. Sind Sie dort in einem Nebenraum gewesen, in dem ein großes Wandbild hängt, das zwölf mittelalterliche Türme zeigt?"
"Ja! Aber wie können Sie das denn wissen?"
"Ich war ebenfalls dort und wurde auf ähnliche Weise hierher versetzt", erklärte Charles und fuhr fort zu fragen: "War dieser Mister Norton bei Ihnen, als Sie sich das Wandbild anschauten?"
"Nein", gab sie zur Antwort, "Ich sah, dass die
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