Die Zwölf Türme (German Edition)
haben die Mächtigen schlussendlich überdauert. Wozu also ist Stärke gut, wenn sie nur dazu verurteilt ist, immer siegen zu müssen, um dann doch unterzugehen? Diese Weisheit lernte ich einst von einem großen Philosophen, der vor vielen Jahrhunderten auf Ihrem Heimatplaneten lebte. Sein Name war LAO-TSE und er war einer der größten Denker seiner Zeit. Seine Worte haben niemals ihre Gültigkeit verloren."
Der Magier machte eine kleine Pause, um dann fortzufahren: "Aber nun wird es Zeit, Sie wieder auf Ihre Heimatwelt zurückzuschicken. Leben Sie wohl, Charles Garrett. Vielleicht werden wir uns irgendwann wieder begegnen."
Schlagartig überkam Charles eine grenzenlose Müdigkeit, dann sank er zu Boden und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlag. Von seiner Rückkehr in seine eigene Welt spürte er nichts mehr ...
... das schrille Klingeln des Weckers schreckte ihn hoch.
Schweißgebadet wachte er auf und brauchte einige Minuten, um zu begreifen, dass er zu Hause in seinem Bett lag. Hastig machte er Licht und schaute auf die Datumsanzeige seiner Uhr. Heute hatte er seinen Untersuchungstermin beim Arzt.
ABER - WAR ER NICHT SCHON DORT GEWESEN ?
Oder hatte er nur geträumt?
Charles stand auf, kleidete sich an und frühstückte erstmal ausgiebig.
Danach fuhr er zum Arzt, um seinen Termin einzuhalten.
Eine Stunde später wusste er, dass er völlig gesund war. Charles war nahe daran, an seinem Verstand zu zweifeln. Hatte er wirklich alles nur geträumt?
Er verbrachte anschließend den ganzen Tag damit, nach kleinen Gemäldegalerie zu suchen, wo er Myrddin Emrys begegnet war, doch auch davon war keine Spur zu entdecken. Sie hatte nie existiert.
Er musste tatsächlich alles nur geträumt haben...
Tiefe Traurigkeit erfüllte ihn und enttäuscht kehrte er in seine kleine Wohnung zurück. Er wusste nicht, was er von diesem Traum halten sollte, den er so real empfunden hatte, als hätte er das alles wirklich erlebt. Mehrere Stunden saß er einfach nur da, hörte klassische Musik aus der Stereo-Anlage und war in melancholische Grübelei versunken.
Es war schon später Abend, als es an der Wohnungstür klingelte.
Verwundert darüber, dass ihn um diese späte Zeit noch jemand besuchte, stand er auf und öffnete.
Charles fiel aus allen Wolken, als er erkannte, wer dort im Hausflur stand und ihn mit einem strahlenden Lächeln begrüßte:
Christine !
Hatte er also doch nicht geträumt ?
"Darf ich hereinkommen?" fragte sie, "Oder bist du hier auch so stur wie auf der Nimmerwelt?"
"Ich - ich dachte, das wäre nur ein Traum gewesen", meinte er stotternd und trat zurück, um sie hereinzulassen, "Wie hast du mich gefunden?"
"Zuerst glaubte ich auch, nur geträumt zu haben", sprach sie, "denn ich wachte heute Morgen in meinem Bett auf und stellte fest, dass ich irgendwie in der Zeit zurückversetzt worden war, genau um vierundzwanzig Stunden vor den Tag, an dem ich die Galerie von Mister Norton betrat. Aber dann hatte ich den Einfall, im Telefonverzeichnis nach deinem Namen zu suchen. Wie du siehst, hatte ich damit Erfolg und nun bin ich hier."
"Ich muss zugeben, dass ich nicht auf diese Idee gekommen wäre", meinte er und leise fügte er hinzu: "Aber ich freue mich, dass es dich wirklich gibt und dass du hier bist - ich freue mich sogar wahnsinnig darüber."
"Nun", sprach sie, während sie ihm die Arme um den Nacken legte, "ich habe mir gedacht, dass es nicht schaden könnte, dich zu suchen. Außerdem hat mir Myrddin gesagt, dass du meine Hilfe brauchst. Glaub´ also bloß nicht, dass du mich hier wieder so leicht loswerden könntest. Ich weiß, dass du mich brauchst und dass deine Ablehnung nicht wirklich ernst gemeint ist."
In diesem Augenblick fielen ihm Myrddins Worte wieder ein:
"Zerstören Sie die unsichtbare Mauer, mit der Sie sich selbst von anderen Menschen trennen. Dann werden Sie nicht mehr allein sein."
Als er Christine umarmte, wusste Charles, dass diese Mauer endlich zerbrochen war …
Ende des 1. Teils
*****
Das Ende der
Zwölf Türme
Zweiter Teil der Trilogie
von
Karl-Heinz R. Friedhoff
17. Juni 1979, Nicaragua:
Noch immer fielen Schüsse in den Straßen von Managua, obwohl die Kämpfe längst schon keinen Sinn mehr hatten.
Am frühen Morgen war der Diktator Anastasio Somoza mit einem Militärflugzeug nach Florida geflohen. Er hinterließ eine zerstörte Nation, ein Land im Chaos.
Aus allen Teilen des Landes strömten jetzt die
Weitere Kostenlose Bücher