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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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schießen. Die Guerillas stürmen gleich das Landefeld."
    "Bloß gut, dass die noch keine schweren Waffen hier haben", meinte Richard, "Sonst gäbe es uns wahrscheinlich nicht mehr."
    Die beiden Söldner aber hatten Glück. Ihr Kopter hob als Erster vom Boden ab, gewann schnell an Höhe und raste dann mit Höchstgeschwindigkeit nach Nordosten davon. Ein paar andere Maschinen starteten ebenfalls und rasten in unterschiedlichen Richtungen davon. Die meisten wurden jedoch schon beim Start abgeschossen, denn die Guerillas hatten sich jetzt von ihrer Überraschung erholt. Nur sechs Maschinen konnten entkommen, darunter auch der kleine Helikopter von Richard und John.
    Am Boden ergaben sich jetzt auch die letzten Soldaten des geflohenen Diktators.
    John steuerte den Helikopter zunächst über den Managua-See, um von dort aus auf Matagulpa zuzuhalten, einer großen Stadt nördlich Managua.
    "Meinst du, dass der Sprit bis nach Honduras reicht?" fragte Richard.
    "Ich hoffe es", meinte John achselzuckend, "Wir fliegen am besten von Matagulpa aus weiter nach Westen zum Golf von Fonseca. Wenn wir dort an der Küste landen, sind wir schon in Honduras. Von dort können wir uns dann nach Choluteca durchschlagen."
    "Wäre es denn nicht besser, direkt nach Norden zu fliegen?" hielt Richard dagegen, "Dann wären wir doch schneller über die Grenze."
    "Willst du vielleicht mitten im Dschungel landen?" gab John zurück, "Und dann zu Fuß durch die Wildnis, ohne Wasser, ohne Verpflegung und ohne vernünftige Ausrüstung? Da können wir uns gleich selbst erschießen."
    "Na gut, dann eben nach Westen", gab Richard nach.
    "Schau´ dich mal besser nach Sandinistentruppen um", riet ihm John, "Es könnte sein, dass die uns doch noch abzuschießen versuchen."
    "Ach was", winkte der Deutsche ab, "Die feiern doch jetzt ihren Sieg. Da werden die sich kaum noch für zwei kleine Arschlöcher wie uns interessieren."
    "Halt trotzdem Ausschau", blieb John skeptisch, "Wir haben eigentlich schon viel zu viel Glück gehabt. Das macht mich misstrauisch. Die Leute hier haben ´ne verdammte Wut auf alle, die auf Somozas Seite waren. Wenn die uns kriegen, reißen sie uns bei lebendigem Leibe in Stücke."
    "Kann man denen nicht mal verdenken", meinte Richard, "Wir haben die Leute ja auch nicht besser behandelt."
    "Hast du welche gefoltert?"
    "Nee - nicht mein Ding. Damit verdirbt man sich die Chance, mit der Gegenseite ins Geschäft zu kommen. Aber ich hab´ gesehen, was mit Gefangenen gemacht wurde. War nicht sehr appetitlich."
    "Ein dreckiges Geschäft! Wenn ich hier heil ´rauskomme, suche ich mir ´nen anderen Job", meinte John, "Ich habe von diesem Mist sowieso die Schnauze voll."
    "Du wirst alt, John", meinte Richard lakonisch.
     
    Johns Befürchtungen sollten sich schon bald darauf als sehr begründet erweisen. Als sie die Stadt Matagulpa schon hinter sich gelassen hatten und in westlicher Richtung über unbewohnter Wildnis weiterflogen, wurden sie von einer Patrouille der Rebellen gesichtet. Eine Maschinenkanone, montiert auf einem Geländewagen, feuerte auf den Helikopter...
    Irgendwie schaffte es John, den Hubschrauber trotz eines Treffers am Heckrotor noch fast eine halbe Stunde lang in der Luft zu halten.
    Dann fiel der Heckrotor aus; die Maschine begann sich wie ein Kreisel um sich selbst zu drehen und stürzte mitten im Dschungel ab.
    Wie durch ein Wunder überlebte Richard den Aufprall und kam noch schnell genug aus dem brennenden Wrack heraus. John aber hatte sich das Genick gebrochen.
    Halb besinnungslos kroch Richard auf allen Vieren vom Wrack weg, gerade noch weit genug, bevor der Tank Feuer fing und die ganze Maschine in Brand geriet. Er nahm noch einen reißenden Schmerz am Bein wahr, dann verlor er das Bewusstsein....
     
     
     
Unendlich weit entfernt,
in einer anderen Zeit, auf einer anderen Welt:
     
Der nervenzerfetzende Lärm des Schlachtgetümmels war endlich verstummt. Keine Heere trampelten mehr brüllend über das Schlachtfeld, kein Waffengeklirr erfüllte mehr die Luft. Nur das Wimmern der Verwundeten und das Röcheln der Sterbenden war noch zu hören und drang empor zu den Aasgeiern, die über der blutgetränkten Walstatt kreisten.
    Verborgen im Buschwerk eines nahen Berghanges beobachtete Uta, die Kriegerin aus Yathir, was unten vor sich ging.
     
    Seit dem Morgengrauen harrte sie hier aus, als das Heer der Ardanen mit erhobenen Lanzen und bunten, flatternden Fahnen auf die Ebene von Marmidon gestürmt war, um gegen die

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