Die Zwölf Türme (German Edition)
mächtige Streitmacht von Thuron zu kämpfen.
Uta, die sich natürlich sehr für Taktik und Schlachtaufstellung der beiden Heere interessierte, hatte verwundert den Kopf geschüttelt, als sie sah, wie bei den Ardanen die glitzernden Schwadronen der eisengepanzerten Ritter vor die dichten Schildreihen der Infanterie ritten, um den Angriff ohne die Fußtruppen zu beginnen. Sie hatte sich gefragt, ob der Feldherr der Ardanen ein Schwachkopf war oder ob er die Stärke und Aufstellung seiner Feinde einfach falsch einschätzte.
Dann hatte Uta die eisengepanzerten Ritter des ardanischen Reiches mit einem Donnern dahinstürmen sehen, das selbst den Himmel zu erschüttern schien.
Sie hatte gesehen, wie sie die Vorhut der Thuronen über den Haufen ritten und gleich darauf im Pfeilhagel der feindlichen Bogenschützen jenen lang gestreckten Hügel hinauf galoppierten, der sich zwischen ihnen und dem Hauptheer des Feindes befand.
Uta sah, wie sie die Bogenschützen auf dem Hügelkamm niedermähten und dann mit geballter Kraft auf die heran reitende leichtgepanzerte Kavallerie der Thuronen losstürmten. Sie hatte beobachtet, wie die Reihen der leichten Reiterei unter dem Ansturm der gepanzerten Ritter zerbrachen und nach allen Seiten auseinander stoben.
Aber Uta hatte auch erkannt, dass die ardanische Infanterie nun viel zu weit hinter den voran stürmenden Rittern zurückgeblieben war, obwohl sie sich bemühte, die siegessicher dahin preschenden Reiter einzuholen, um diese noch unterstützen zu können.
Weiter war die Kavallerie der Ardanen gestürmt und hatte schließlich den Hügelkamm überquert.
Uta konnte von ihrem Versteck aus beide Seiten des Hügelkamms überblicken, deshalb wusste sie, dass die Hauptmacht der Thuronen, geschätzte fünfundzwanzigtausend Mann stark, die disziplinierte thuronische Infanterie, unterstützt von schwer gepanzerter Reiterei, auf der anderen Seite des Hügels wartete.
Erst jetzt erkannten die hitzigen Ardanenritter, dass ihnen die eigentliche Schlacht erst noch bevorstand. Doch nun waren ihre Pferde müde und erschöpft, weil sie im vollen Galopp den Hügel hinauf gejagt waren, mit dem schweren Gewicht der eisengepanzerten Reiter auf dem Rücken.
Uta hatte gesehen, wie die Ritter jetzt zauderten, wie sie sich nach ihrer Infanterie umsahen, aber die war noch außer Sichtweite jenseits des Hügelkammes. Anstatt jedoch zurückzueilen, was sicher das Vernünftigste gewesen wäre, warfen sich die ardanischen Ritter mit dem Mut der Verzweiflung gegen das geballte feindliche Heer, um zu versuchen, seine Reihen allein durch die Wucht ihres Angriffs zu brechen. Aber ihr verzweifelter Sturmangriff drang nicht mehr bis zur Hauptmacht der Thuronenarmee durch.
Ein tödlicher Hagel aus schweren Armbrustgeschossen und Speeren warf die Front der Ardanenritter zurück, dann stürmte das Heer der Thuronen mit geballter Macht auf sie los.
Die Niederlage für die Ritter der Ardanen war unabwendbar und auch ihre Infanterie, die endlich auf dem Hügelkamm auftauchte, konnte dem unerwarteten Gegenangriff nicht standhalten, nachdem die Reiterei verloren war.
Was dann folgte, war ein grauenhaftes Gemetzel.
Die thuronische Reiterei donnerte durch die Reihen der ardanischen Speerwerfer und Bogenschützen, die sich unter diesem Ansturm auflösten. Dann bekamen die Linien der Lanzenträger und Schwertkämpfer den thuronischen Sturmangriff in seiner ganzen Gewalt zu spüren. Sie wehrten sich tapfer und verbissen, doch ohne Reiterei hatten sie nicht mehr die kleinste Chance, die Flut der Thuronen aufzuhalten ...
Nun, als Uta das Schlachtfeld überblickte, waren die wenigen Überlebenden des Ardanenheeres geflohen, während die siegreichen Soldaten der Thuronen dabei waren, die Toten auszuplündern und die Verwundeten abzuschlachten. Gefangene wurden hier keine gemacht.
"Bei den Göttern des Lichts", murmelte Uta düster, "Vor wenigen Tagen haben die Ardanen sich noch gebrüstet, dass sie sogar den Himmel mit ihren Lanzen aufhalten könnten. Aber jetzt sind sie nur noch Futter für Schakale und Geier."
Mit der Vernichtung des Ardanenheeres war der Weg nach Norden frei für den Kaiser von Thuron und seine Armeen. Und damit waren auch die kleinen Stadtstaaten des Ödlandes, darunter auch Utas Heimatstadt Yathir, durch die Invasoren aus dem Süden bedroht.
Uta zog ihr Pferd herum und machte sich auf den langen Rückweg nach Yathir, wo sie ihrer Königin von der drohenden Gefahr berichten
Weitere Kostenlose Bücher