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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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die Fähigkeit, es zu empfinden,
    selbst wenn es nur wenige Augenblicke andauert."
     
Mit den letzten Worten nahm sie ihm das Zepter aus der Hand.
    Ehe Charles sich von seiner Überraschung erholt hatte, verwandelte sich das kleine Mädchen in eine uralte Greisin, die in den letzten Turm hineinging und die schwere Eisentür hinter sich verschloss.
    Sosehr sich Charles auch bemühte, den Eingang zu öffnen - es gelang ihm nicht.
    Traurig, all seiner Hoffnungen beraubt, wandte er sich ab und ging langsam davon. Eine innere Stimme riet ihm, sich nicht umzudrehen.
    Plötzlich erschien vor ihm wie aus dem Erdboden gewachsen eine vertraute Gestalt: Myrddin Emrys.
    "Nun, Charles Garrett, haben Sie hier ein paar der Antworten gefunden, nach denen Sie gesucht haben?"
    "Ich weiß es nicht", meinte Charles bekümmert, "denn ich weiß nicht, was von dem hier Erlebten und Erfahrenen wirklich wichtig für mich war."
    "Zum Beispiel die Gewissheit, dass Sie hierher zurückkehren können, wenn Ihre Zeit gekommen ist. Sie werden in Ihrer jetzigen Gestalt als Skarl Gaeret zurückkommen, aber dann werden Sie sich nicht mehr an ihre Identität als Erdenmensch Charles Garrett erinnern kommen. Das ist die Gegenleistung für das, was Sie hier vollbracht haben. Lohnt es sich dafür nicht, das Leben des Charles Garrett daheim zu Ende zu leben, auch wenn man dessen überdrüssig zu sein glaubt?"
    "Aber ich werde nun auch weiterhin allein sein", meinte Charles traurig, "Daheim gibt es niemanden, der für mich eine Bedeutung hat und auch ich bedeute niemandem etwas."
    "Janiva hat ihnen gesagt, was dagegen zu tun ist. Und das Zepter hat Ihnen die Wahrheit über sich selbst gezeigt. Nutzen Sie dieses Wissen und zerstören Sie diese unsichtbare Mauer, mit der Sie sich von anderen trennen. Dann werden Sie nicht mehr allein sein."
    "Ich weiß nicht, ob mir das so einfach gelingen wird", murmelte Charles unsicher.
    "Wenn Sie an sich selbst zweifeln, bestimmt nicht", sprach Myrddin, "Und außerdem sollten Sie langsam damit anfangen, sich selbst etwas mehr zu mögen."
    Nach einer kleinen Pause fragte Charles: "Was ist denn nun mit Mohanturs dunklen Horden geschehen? Wird Marigor noch immer belagert?"
    "Die gewaltige Armee des Dämonenlords gibt es nicht mehr", erklärte Myrddin, "Die von Mohantur gerufenen Dämonen und seine durch finstere Magie geschaffenen Kreaturen können außerhalb des Dämonenlandes nicht mehr existieren. Und ohne Führung sind die Oger kopflos in alle Richtungen geflohen. Die Zeit der Finsternis ist dank Ihrer Hilfe überwunden. Nun wird wieder Frieden herrschen, zumindest solange, bis die Kraft der Türme wieder erneuert werden muss."
    "Wenn eine neue Zeit der Finsternis bevorsteht", meinte Charles, "dann sollten Sie sich aber einen geeigneteren Helden als mich aussuchen. Einen Stärkeren, der nicht erst magische Hilfsmittel braucht, um mit den Gefahren fertig zu werden. Ohne die Hilfe der Zauberei hätte ich keine Chance gehabt. Dann hätte mich der Schwertdämon in Thudor bereits mit Leichtigkeit umbringen können, denn mit meinen mittelmäßigen Kräften allein hätte ich keinem meiner Gegner auch nur eine Sekunde lang standhalten können. Suchen Sie sich also besser beim nächsten Mal einen Stärkeren aus."
    "Wozu ist Stärke gut?" fragte da der Magier, "Wenn ein Mensch geboren wird, ist er klein und schwach. Wenn er sterben muss, war er hart und stark. Wenn die Pflanzen zu leben beginnen, sind sie weich und zart. Doch wenn sie verwelken, sind sie dürr und starr. Die Harten, Unbeugsamen und Starken sind die Gesellen des Todes, doch die Weichen und Schwachen sind die Freunde und Kinder des Lebens. Wenn die Waffen stark sind, so siegen sie trotz ihrer Stärke nicht, weil auch die feindlichen Waffen stark sind. Wenn die Bäume groß und stark sind, dann werden sie gefällt. Die jungen und schwachen Bäume aber lässt man stehen. Das Große und Starke wird immer wieder gestürzt und muss untergehen. Das Weiche und Schwache aber überlebt immer wieder. Der Starke ist immer gezwungen zu siegen, um stark zu bleiben. Siegt er aber einmal nicht mehr, so ist das sein Untergang. Der Schwache aber braucht keine Siege und darum überdauert er schlussendlich den Starken. Das ist die unsichtbare, aber dennoch unüberwindliche Stärke der scheinbar Schwachen.
    In der Geschichte aller Welten sind die Mächtigen und Starken immer wieder untergegangen, die Machtlosen und Schwachen aber haben am Ende alle Stürme überstanden und sie

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