Die Zwölf Türme (German Edition)
primitiveren, aber dennoch recht wirksamen Mitteln gegriffen", erklärte Myrddin, "Als der Anderweltmann Charles Garrett ihn besiegte, wurde zwar Mohanturs materielle Form vernichtet, aber nicht sein böser Geist. Diesem jedoch gelang es, in seiner körperlosen Form aus dem Bannkreis der Türme auszubrechen und in den Leib eines mächtigen Herrschers im Süden zu fahren, der jetzt völlig von Mohanturs Geist besessen ist."
"Redet Ihr von Zhamir, dem Kaiser der Thuronen?" fragte ihn Amdren Hydden, "Es heißt, dass der Kaiser plötzlich zum kriegslüsternen Eroberer geworden ist."
"Genau diesen Mann meine ich", bestätigte Myrddin diese Vermutung.
"Aber wie ist es Mohanturs Geist gelungen, den Bannkreis der Türme zu verlassen?" wollte Sorman Aimkhar wissen, "Es ist doch für jedes Chaosgeschöpf völlig unmöglich, diese Sperre zu durchbrechen. Kein Wesen der Finsternis kann das Dämonenland verlassen oder gar außerhalb dieses Gebietes leben, solange die Kraft der Türme wirksam ist."
"Mohantur war einmal ein Magier und ein Mensch wie wir", wandte die Hexe Assunta ein, "Er ist zwar ein Diener der Finsternis geworden, aber dennoch ist er menschlichen Ursprungs und wurde nicht vom Chaos geschaffen. Also kann er auch außerhalb seiner Domäne existieren, auch wenn dort seine dunkle Magie keine Macht hat, solange die Kraft der Türme wirksam ist."
"Das erklärt aber immer noch nicht, wieso er entkommen konnte", meinte Sorman, "Es kann doch niemand den Bann der Türme brechen!"
"Doch", widersprach ihm da Myrddin, "es gibt durchaus Wesen, die mächtig genug sind, den Bann zu durchbrechen, wenngleich es auch für diese Wesen sehr schwer und sehr mühsam ist. Aber einem CHAOS-GOTT könnte es durchaus gelingen, die Kraft der Türme für einige Augenblicke zu überwinden. Mehr brauchte der Geist Mohanturs nicht, um das Dämonenland zu verlassen und in den Körper des Thuronenkaisers Zhamir zu fahren."
Die Gesichter der anderen wirkten plötzlich starr und maskenhaft und hatten jegliche Farbe verloren. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatten, denn nichts war Furcht erregender als allein die Vorstellung, dass einer der dunklen Götter selbst in die Geschicke der Nimmerwelt eingegriffen hatte.
"Seid Ihr Euch da wirklich sicher?" fragte Assunta mit tonloser Stimme.
"Es gibt keine andere Erklärung", antwortete Myrddin leise und sehr ernst.
"Weiß Janiva schon etwas davon?" wollte Sorman wissen.
"Nein, das glaube ich nicht", erwiderte Myrddin, "Sonst wäre sie schon längst mental mit uns in Verbindung getreten. Aber die Hüterin der Türme schläft und sie wird erst erwachen, wenn die Kraft der Türme wieder schwindet."
"Dann müssen wir selbst etwas unternehmen", meinte Rhemton, "Mohantur muss aufgehalten werden, sonst bringt er den ganzen Westen unter seine Herrschaft. Danach kann er seine Armeen mit seinen alten Verbündeten, den Trollen und Gnomen, vereinigen und auch die Länder östlich des Tyronwaldes erobern. Dazu benötigt er nicht einmal seine dunkle Magie. Wenn das alles geschehen ist, braucht er nur noch zu warten, bis die Kraft der Türme erloschen ist und er seine volle magische Macht zurück erhält. Denn dann wird niemand mehr die Kraft der Türme erneuern können. Und die dunklen Götter des Chaos werden auf diese Welt zurückkehren, um erneut ihre grausige Herrschaft anzutreten."
"Was sollen wir also tun?" fragte Amdren, "Wir bräuchten eine starke Armee, die das Thuronenheer aufhalten kann. Doch jetzt, wo das Reich Ardan gefallen ist, gibt es nichts mehr, was die Thuronen hindern kann, ins Ödland einzufallen und die kleinen Stadtstaaten nacheinander zu unterwerfen."
"Deshalb müssen sich die Ödland-Städte vereinigen", sprach Myrddin Emrys.
"Aber unter wessen Führung sollen sie sich zusammenschließen?" wandte Assunta ein, "Diese Stadtstaaten des Ödlandes liegen ständig untereinander wegen irgendwelcher Nichtigkeiten in Fehde. Sie würden sich niemals auf einen Anführer aus ihren Reihen einigen können. Und es gibt wohl auf der ganzen Nimmerwelt keinen Menschen, den die neun Städte als gemeinsamen Feldherrn anerkennen würden."
"Was ist mit Hamal, dem Kaiser von Ardan?" fragte Sorman, "Vielleicht würden die Ödländer ihm folgen."
"Hamal ist schon zu alt für einen Feldherrn", winkte Amdren ab, "Er ist ein Gelehrter, kein Schlachtenlenker. Alle seine erfahrenen Offiziere aber sind in der Schlacht von Marmidon umgekommen und die Reste seines Heeres
Weitere Kostenlose Bücher