Die Zwölf Türme (German Edition)
japanischen Samurai beherrscht und auch ein leidlich guter Bogenschütze seid."
"Das mag schon alles stimmen", meinte Richard, "Aber wenn dies hier ein mittelalterliche Welt ist, so müsste es doch auch hier genügend Männer geben, die in den antiken Strategien gut bewandert sind, sicher noch viel besser als ich, da ich doch nur die Theorie, nicht aber die Praxis kenne. Warum haben Sie sich keinen Soldaten von dieser Welt genommen?"
"Das ist der eigentliche Grund, warum ich Euch hergeholt habe. Denn die Städte des Ödlandes, deren Armeen Ihr führen sollt, sind kleine, selbständige Königtümer, die untereinander zerstritten sind und immer wieder aus irgendeinem banalen Grunde in Fehde liegen. Sie könnten sich niemals auf einen gemeinsamen Feldherrn aus ihren eigenen Reihen einigen. Aber sie folgen jederzeit einem General, der das 'Zepter der Türme' tragen kann. Dieses Zepter jedoch vermag nur ein Mensch von einer Anderwelt zu tragen, ohne sofort getötet zu werden."
"Das Zepter der Türme?" fragte Richard, "Was hat es damit auf sich?"
"Das Zepter ist ein lebendes Wesen mit einer eigenen Seele, obwohl es scheinbar aus toter Materie besteht. Und es besitzt große magische Kräfte, die seinem Träger zur Verfügung stehen, sofern es ihn als seinen Herrn anerkennt. Es ist ein Symbol der Macht und damit werden Euch die Ödlandstädte bedingungslos gehorchen. Auf Eurer Erde gab es vor etwa tausendfünfhundert Jahren eine andere Inkarnation des Zepters. Dort war es ein Schwert namens 'Excalibur', das von einem König getragen wurde, der in den Sagen Arthur Pendragon genannt wird. Auch ihm folgten die miteinander verfeindeten Stämme der britischen Kelten, so dass es ihm gelang, seinem Land drei Jahrzehnte lang Frieden zu bringen, bis er schließlich durch Verrat von den germanischen Eroberern besiegt wurde."
"Ich kenne die Sagen vom König Arthur", meinte Richard, "Aber wird dieses Zepter mich als seinen Herrn anerkennen?"
"Das werden wir sehen", antwortete Myrddin mit einem Anflug von Lächeln, "denn es wird in Eure Seele schauen und dann entscheiden, ob es Euch dienen wird."
Richard grinste flüchtig und meinte: "Gehen wir mal davon aus, dass ich dieses Zauberding tragen kann und hier für Sie den General mime. Was bekomme ich dafür? Schließlich bin ein Söldner und kämpfe nicht umsonst. Also sagen Sie mir erst mal, was ich für meine Dienste bekommen soll. Dann werde ich mir überlegen, ob ich überhaupt bei diesem mysteriösen Spielchen mitmache. Was haben Sie mir also zu bieten?"
"Was verlangt Ihr?"
"Das kommt ganz darauf an, wie viel Sie mir zahlen können."
"Nun gut", meinte Myrddin, "dann sollt Ihr ein so großes Vermögen erhalten, dass Ihr bis an Euer Lebensende im Überfluss leben könnt, sobald Ihr wieder auf Eure Erde zurückgekehrt seid."
"Und wie drückt sich das in konkreten Zahlen aus?" wollte Richard wissen.
"Würde Euch eine Summe von zehn Millionen Dollar genügen, mit der Zusicherung, dass Ihr heil und gesund seid, wenn Ihr zurückkehren könnt? Das gilt natürlich nur dann, wenn Ihr uns zum Siege führt. Andernfalls werden wir alle sterben."
"Das ist ein verdammt gutes Angebot", murmelte Richard, verblüfft über die Höhe der genannten Summe, "Dafür würde ich sogar gegen die Hölle Krieg führen."
"Ihr WERDET gegen die Hölle kämpfen", meinte Myrddin ernst.
"Wie dem auch sei", sprach Richard mit einem gleichgültigen Schulterzucken, "ich nehme das Angebot an. Wenn mich dieses komische Zauberzepter akzeptiert, werde ich für euch den General spielen. Doch nun habe ich noch eine Frage: Warum reden Sie mich dauernd mit IHR und EUCH an? Ist diese Anredeform hier üblich?"
"So ist es. Ich würde Euch empfehlen, fortan ebenfalls diese Anrede zu verwenden, damit Ihr niemanden versehentlich beleidigt."
"Gut", grinste Richard, "Ich werde mir das merken. Doch nun, verehrter Zaubermeister, bitte ich EUCH, mich etwas genauer über die hiesigen Verhältnisse aufzuklären. Ohne dieses Wissen kann ich hier wohl kaum den General spielen, nicht wahr?"
Auf beiden Seiten der Hafeneinfahrt standen hohe Rundtürme aus Granitblöcken mit angemauerten Außentreppen. Oben auf ihrer Plattform trugen sie kleinere Türme mit großen Öffnungen, in denen nachts Feuer unterhalten wurden, als Leuchtzeichen für die Schiffe, die in der Nacht den Hafen ansteuerten. An die Feuertürme schloss sich eine hohe, massive Steinmauer an, die mit einer Rampe versehen war, über die jetzt Soldaten
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