Die Zwölf Türme (German Edition)
Male, "Auch wenn Ihr glaubt, es wäre nur ein Traum, so ist es dennoch Realität. Es wäre gut für Euch, wenn Ihr das akzeptieren würdet."
"Sie nennen diesen Globus NIMMERWELT?" hielt Richard dagegen, "Das ist ein recht passender Name für eine Welt, die es nicht gibt."
"Diese Welt entstand nicht auf natürliche Weise", versuchte Myrddin zu erklären, "sondern sie wurde von einer finsteren Macht als Experimentier-Park geschaffen. Ohne Magie hätte es diese Welt niemals gegeben, deshalb bekam sie diesen Namen. Doch nun ist sie existent und muss davor bewahrt werden, jemals wieder für die widerlichen Experimente der Chaos-Herren missbraucht zu werden. Die Nimmerwelt unterliegt jetzt der elementaren Ordnung und wir kämpfen darum, dass dies so bleibt. Dafür brauchen wir Eure Hilfe, Richard de Fries."
"Das ist der größte Blödsinn, den ich jemals gehört habe", meinte Richard ärgerlich, "Lassen Sie mich bloß damit in Ruhe. Jetzt glaube ich erst recht, dass Sie nur ein böser Streich meiner Fantasie sind. Ich werde jetzt einfach warten, bis ich entweder wieder aufwache oder einfach tot bin. Damit erledigt sich dieses Problem von selbst."
Mit diesen Worten setzte er sich hin, lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm und schloss die Augen. Auf Myrddins Versuche, ihn anzusprechen, reagierte er einfach nicht mehr.
Achselzuckend wandte sich der Magier ab und entfachte mit einer leichten Geste seiner Hand ein kleines Lagerfeuer, an dem er sich niederließ und geduldig abwartete.
Über ihm flog ein großer Falke mit einem erlegten Kaninchen in den scharfen Fängen.
Myrddin schaute hoch und murmelte etwas in der Sprache der Magier. Sofort glitt der Raubvogel kreisend herab und landete neben dem Magier. Seine Krallen ließen die Beute los, dann breitete er seine Schwingen erneut aus, um sich wieder in die Lüfte zu erheben und an diesem Tage noch ein weiteres Mal nach Beute zu jagen.
Der Magier nahm das ihm überlassene Kaninchen, häutete und nahm es aus, um es sodann über dem Feuer zu braten. Nach einer Weile begann sich ein appetitlicher Duft auszubreiten, der auch Richards Nase kitzelte und seinen leeren Magen zum Knurren brachte.
Eine Zeit lang versuchte er den nagenden Hunger zu ignorieren. Doch dann hielt er es nicht länger aus. Mit einem lästerlichen Fluch erhob er sich und kam ans Feuer, wo er sich niederließ.
"Könnten Sie mir etwas von dem Braten abgeben?" fragte er.
"Ihr habt Hunger?" tat Myrddin erstaunt, "Aber Ihr vermeint doch nur zu träumen! Da ist doch auch dieser Braten nur ein Trugbild, nicht wahr? Könnte denn ein Produkt der Fantasie Euren Hunger stillen?"
Schmunzelnd nahm er den jetzt fertigen Braten vom Feuer und bot Richard die Hälfte an.
Schweigend aßen sie.
"Nun?" fragte Myrddin, als sie ihre Portionen verschlungen hatten, "Hat Euch das Trugbild geschmeckt? Oder habt Ihr noch immer Hunger?"
"Nein", brummte Richard nachdenklich und wischte sich den Mund mit dem Ärmel seiner Jacke ab, "Eigentlich müsste mein Magen immer noch knurren, denn ein Traumbild hätte mich ja nicht satt machen können. Mein Hunger war echt, denn ich war schon hungrig, als ich verletzt im Dschungel lag. Und mein Magen kann schließlich nicht träumen."
"So hat Euch Euer Magen nun davon überzeugt, dass dies hier die Wirklichkeit ist?" fragte Myrddin lächelnd.
"Also gut", gab Richard nach, "Ich will mal davon ausgehen, dass Ihre Story stimmt, obwohl sie ganz schön verrückt klingt. Aber dann erklären Sie mir doch mal, was das Ganze eigentlich soll. Warum haben Sie mich hierhergeholt?"
"Wir brauchen hier einen Söldner von einer Anderwelt", erklärte Myrddin, "Einen Mann, dessen Beruf der Krieg und das Töten ist. Einen Mann wie Euch, Richard de Fries."
"Es gibt auf der Erde Tausende von Söldnern", hielt Richard dagegen, "Und so manche sind besser als ich. Warum nehmen Sie da ausgerechnet einen Sterbenden? Warum ausgerechnet mich?"
"Euer Verschwinden fiel am wenigsten auf", fuhr Myrddin fort zu erklären, "Außerdem habt Ihr die Fähigkeiten eines Anführers und habt nur wenige Skrupel. Das Wichtigste jedoch ist, dass Ihr sehr umfangreiche Kenntnisse über die Kriegszüge und Strategien der irdischen Vergangenheit habt. Ihr müsst wissen, dass es auf dieser Welt keine Feuerwaffen gibt, darum brauchen wir hier einen General, der eine Armee führen kann, deren Bewaffnung jener der irdischen Antike und des Mittelalters entspricht. Zudem ist mir bekannt, dass Ihr den Schwertkampf der
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