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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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längst keinen Gedanken mehr verschwende. Ehre ist etwas für Idealisten, Träumer und Dummköpfe. Daran glaube ich schon lange nicht mehr."
    "Woran glaubt Ihr dann? Gibt es auf Eurer Welt keine Religion, keinen Glauben? Glaubt Ihr nicht an den großen Allvater Zebaoth, den großen Baumeister aller Universen, der allen denkenden Wesen die Fähigkeit gegeben hat, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können?"
    "Sprecht Ihr von Gott?" entgegnete er spöttisch, "Auch bei uns gibt es viele Menschen, die an ein solches Wesen glauben und zu ihm beten. Ich weiß nicht, ob es ein solches Wesen wirklich gibt und ich will es eigentlich auch nicht wissen."
    "Aber ist es nicht auch für einen wie Euch wichtig, zu wissen, dass der große Baumeister alle seine Geschöpfe liebt? Könnt Ihr denn ganz ohne diese Hoffnung leben?"
    "Nein!" gab er schroff zurück, "Gott liebt uns nicht! Vielleicht gab es ihn einmal und vielleicht hat er uns Menschen wirklich einmal geliebt. Aber er hat sich davongemacht, still und heimlich. Keine Gebete haben ihn zurückgeholt. Jetzt steckt er vielleicht in einem Winkel irgendeines Universums und schämt sich für das, was er geschaffen hat. Er spricht längst nicht mehr zu uns Menschen, lange schon hat ihn niemand mehr gehört. Gott verbirgt sich in der Dunkelheit und uns Menschen bleibt nicht einmal der Schimmer einer Hoffnung."
    "Aus Euren Worten klingt sehr viel Bitterkeit", sprach Byrgia leise, "Ich verstehe nun, warum Myrddin uns sagte, dass Ihr ein Verächter und Menschenfeind seid."
    "Sagte er das?" grinste Richard freudlos, "Nun, er wird wohl recht damit haben. Auch das Zepter sagte mir etwas Ähnliches. Es meinte sogar, dass ich dem Dämonenlord so ähnlich wie ein Bruder sei. Vielleicht hätte es meinem Wesen eher entsprochen, wenn ich auf der anderen Seite stehen würde, aber ich breche keinen Vertrag. Ich mag die Menschen nun mal nicht, weil ich weiß, wie sie wirklich sind. Es sind nur intelligente und bösartige Affenbastarde. Mein ehrlichstes Empfinden für sie ist Verachtung, vor allem deshalb, weil ich gezwungen bin, einer von ihnen zu sein."
    "Eure Worte sind sehr bedrückend für mich", meinte Byrgia betroffen und traurig, "Aus ihnen klingt eine Finsternis, die mich schaudern lässt. Aber vielleicht wird das Düstere Eures Wesens dem Guten zum Sieg verhelfen, auch wenn Ihr selbst nicht mehr an das Gute glauben wollt."
    "Ich habe einmal an das Gute und Gerechte geglaubt", meinte er, "Doch dann musste ich erkennen, dass das Böse in Wahrheit stärker ist. Diese Erkenntnis zerstörte meinen Glauben, nahm mir meine naiven Illusionen und ließ mich das werden, was ich jetzt bin."
    "Glaubt Ihr nicht an einen Sieg des Guten auf dieser Welt?" fragte sie erstaunt, "Warum steht Ihr dann auf unserer Seite?"
    "Weil ich dafür bezahlt werde", antwortete er trocken, "Außerdem halte ich es damit, etwas Böses mit noch Böserem zu bekämpfen, denn nur so kann man siegen. In diesem Sinne werde ich Euch auch gegen Euren Feind führen. Wir werden sehen, was daraus wird."
    Nach diesen Worten verabschiedete er sich von der Lady Byrgia, denn das Gespräch hatte einen Verlauf genommen, der ihm unangenehm wurde. Eilig machte er sich auf den Rückweg zu seinem Gemach.
    Nachdenklich schaute ihm die Gesandte von Zantar nach, als er in der Dunkelheit verschwand.
     
     
Die Aufstellung der Lanzentruppe ging schneller voran als selbst Richard es erwartet hatte.
    Die Armee von Mhaine bestand ohnehin aus Kriegern, die hauptsächlich mit Schild und Lanze kämpften. Bislang war es die übliche Taktik gewesen, einem Feind in einer relativ dünnen Linie oder als dicht gedrängte Rotte entgegenzutreten. Gegen schwere Kavallerie war diese Methode allerdings äußerst fragwürdig, vor allem gegen die Büffelreiter der Takmin-Barbaren.
    Richard erklärte den mhainischen Hauptleuten in aller Ausführlichkeit die Taktik einer macedonischen Phalanx, mit deren Hilfe Alexander der Große einst auf der Erde sein Weltreich erobert hatte.
    Für eine solche Schlachtordnung nach dem Beispiel der Macedonier aber waren die Lanzen der Mhainer, durchschnittlich zwei Meter lang, viel zu kurz. Also befahl Richard die Anfertigung neuer, längerer Lanzenschäfte, die dann mit den Spitzen der alten Lanzen versehen werden sollten.
    Da Mhaine eine Hafenstadt war, in deren Lagerhäusern Tausende von hölzernen Stangen und Schäften für die Ausstattung der Schiffe lagerten, war es nicht schwer, in recht kurzer Zeit Lanzen mit der nötigen

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