Die Zwölf Türme (German Edition)
LUZIFER dagegen, "Wollt ihr von der Ordnung denn immer nur schwächliche, dumme und minderwertige Lebensformen beschützen, die nicht fähig sind, sich gegen unsere Schöpfungen zu behaupten? Die Menschlinge sind eine Fehlentwicklung, die nur versehentlich geschaffen wurden. Sie gehören nicht zum Plan des GROSSEN BAUMEISTERS. Dieser Fehler muss berichtigt werden und wir suchen nach einer besseren Schöpfung. Nur die stärkste Lebensform darf überleben, nicht dieses erbärmliche Gewürm, das ihr bewahren wollt. Kampf bedeutet Auslese und Bewährung, zu viel Frieden und Harmonie führt nur zu Stagnation und Degeneration. Nur die Stärksten und Widerstandsfähigsten dürfen über die Welten herrschen; die Schwachen und Minderwertigen taugen höchstens als Futter für sie. Das ist unsere Doktrin und wir wissen, dass wir recht damit haben."
"Haltet ein, Lords!" fuhr ADONAI dazwischen, "Es ist müßig, hier über die Gegensätze von Ordnung und Chaos zu debattieren. Das Chaos erneuert und zerstört, um immer wieder neue Schöpfungen hervorzubringen. Die Ordnung dagegen will alles bewahren und beständig erhalten, um den Dingen durch feste Regeln und Gesetze Kontinuität zu geben. Beide Seiten haben ihre Berechtigung, denn ohne Chaos gibt es keine Schöpfung und keine Veränderung und ohne die Ordnung gibt es keine Beständigkeit. Ein Übergewicht des Chaos hieße fortwährende Schöpfung und Zerstörung, ein Übergewicht der Ordnung würde dagegen zu Stagnation und Degeneration führen. Deshalb wachen wir vom Ewigen Kreis über die Erhaltung eines gewissen Gleichgewichts. Nun aber wurde auf der Nimmerwelt dieses Gleichgewicht durch die Verletzung der Regeln gestört. Zudem wurde ein Gesetz missachtet und sogar gegen Zebaoths Willen gehandelt. Wir werden daher eine Entscheidung in dieser Sache treffen. Wartet also und übt euch ein wenig in Geduld."
Nach diesen Worten zogen sich die anwesenden Grauen Lords in eine andere Daseins-Sphäre zurück, um sich untereinander zu beraten.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie an den Versammlungsort zurückkehrten.
ADONAI wandte sich wieder an die drei Hohen Lords:
"Höret unseren Schiedsspruch, Lords! Die Ordnung hat sich dreier Vergehen schuldig gemacht und so soll sie auch dafür büßen. Zum einen benutzt die Ordnung mit jenem Crantor eine Chaoswaffe für ihre Zwecke. Dafür soll es Mohantur gestattet sein, die dunkle Magie zu benutzen. Zum Zweiten verstieß die Ordnung gegen das Gesetz des Todes, weil ein Gestorbener aus dem Limbus zurückgeholt wurde. Dafür soll Lord Luzifer die Möglichkeit bekommen, diesen Richard de Fries über seine wahre Identität aufzuklären, so dass dieser wählen kann, auf wessen Seite er stehen will. Zum Dritten wurde gegen den Willen Zebaoths gehandelt, indem eine neue Reinkarnation Crantors verhindert wurde. Dafür soll Lord Moloch ein einziges Mal dem Chaosdiener Mohantur helfen dürfen. Allerdings dürfen keine Chaosgeschöpfe aus anderen Existenzebenen auf die Nimmerwelt gebracht werden, solange die Zwölf Türme existieren. Dies soll der Ordnung auch weiterhin zugestanden werden. Ansonsten aber ist es den Herren der Ordnung verboten, in die jetzige Auseinandersetzung auf der Nimmerwelt einzugreifen. Die Lords des Lichts dürfen die Nimmerwelt solange nicht mehr betreten, bis die große Konjunktion mit der Dimension von MAHRHY-THAYR stattfindet und das Kristallschloss des Lichts auf der Nimmerwelt erscheint, vorausgesetzt, dass die Flamme des Lichts dort noch nicht erloschen ist. So wird sich schlussendlich entscheiden, wer in Zukunft über die Geschicke der Nimmerwelt bestimmen wird: das Chaos oder die Ordnung.
Dies ist der Schiedsspruch des Ewigen Kreises. Ihr habt euch diesem Urteil zu beugen, sonst wird sich unsere Macht gegen euch richten. Bedenket dies und vergesst nicht, dass wir Grauen Lords die Herren der Zeit sind, gegen die all eure Macht nichts ausrichten kann. Kehret nun in eure Domänen auf MAHRHY-THAYR und ROOHY-KYARA zurück und handelt so, wie wir es beschlossen haben."
Die Takmin-Horde näherte sich von Westen als unheildrohende, dunkle und amorphe Masse.
Richard stand zusammen mit König Racton und den Gesandten der anderen Städte auf der Westbastion und beobachtete mit einem Fernrohr das Näherkommen der feindlichen Horden.
"Es müssen mehr als achttausend Reiter sein", murmelte er, während er durch das Fernrohr starrte und sich bemühte, die Zahl der Krieger auf ihren massigen, grauen Büffeln
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