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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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zurückzuhalten.
Die intellektuellen Fähigkeiten und die Strebsamkeit seines Sohnes
waren außergewöhnlich, und wie er es zu Recht vermutet hatte, gab Ibn
Zuhr wiederholt seiner Genugtuung über das Vergnügen Ausdruck, das ihm
die Unterweisung des jungen Mannes bereitete.
    Auch Hais Besuche in dem Häuschen auf dem Land wurden
seltener, je anstrengender seine Studien wurden. Trotzdem bereiteten
sie ihm unverändert große Freude. Wann immer er erschien, kam im ganzen
Haus eine fröhliche und festliche Stimmung auf. Djamila und ihre
Töchter machten sich um ihn zu schaffen, Menahem lauschte in seiner mit
Büchern vollgestopften Ecke, wo er sein Lexikon zu Ende schrieb, den
neuesten Nachrichten aus Córdoba. Dann gingen Hai und die Mädchen nach
draußen, um sich die Pflanzen anzusehen, die auf Hais Gartenstück in
den Jahren seit seiner Bar Mizwa herangewachsen waren. Er hatte sie mit
großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Familie
ausgewählt: dichte Büsche graublauen Lavendels, dessen Blüten man
zwischen die Kleidung und die Wäsche der Familie legen konnte; die gelb
blühenden pelzigen Senfpflanzen, aus denen Würze für die Speisen
bereitet wurde, die Djamila aus dem von ihr angebauten Gemüse kochte,
und schließlich der süße gelbe Steinklee, nach dem Da'ud so fieberhaft
gesucht hatte, die einzige Zutat, die ihm für die Bereitung des Großen
Theriak noch gefehlt hatte, als er wenig älter gewesen war als Hai
jetzt. Die Geschichte der Entdeckung des Steinklees, die im Kreise der
Familie immer und immer wieder wie eine Legende erzählt wurde, hatte
Hai angeregt, ihn anzubauen. Seit seiner frühen Kindheit wußte er, daß
auch dessen Wurzeln schon ein wirksames Mittel gegen Schlangenbisse
darstellten, und der Gefahr von Schlangenbissen war Djamilas Familie,
da sie ja auf dem Land lebte, ständig ausgesetzt. Wenn ihnen aus
irgendeinem Grund der Vorrat an dem kostbaren Heilmittel der Ahnen, dem
Großen Theriak, ausging, konnten die Kleewurzeln ihnen von großem
Nutzen sein.
    In den ersten Sommern nach seiner Bar Mizwa hatten es sich Hai
und die Mädchen angewöhnt, die Ernte und das Trocknen der
Lavendelblüten und der Senfkörner zu einem richtigen Fest zu gestalten.
Sie begannen am frühen Morgen mit der Arbeit, lachten und neckten sich,
bis sie völlig erschöpft in der sengenden Mittagshitze niedersanken und
die Nachmittage hindurch schliefen. Doch als Hai die Menge seiner
Studien derlei Vergnügungen nicht mehr erlaubte, mußte er den Mädchen
den größten Teil der Arbeit überlassen. Wie vorauszusehen war, wurde
Dalitha als Jüngste geschont. Sie behauptete, die pelzigen Senfpflanzen
verursachten ihr am ganzen Körper schrecklichen Juckreiz, weigerte
sich, sie auch nur anzurühren, und half Amira nur beim Lavendel.
    Sobald aber Hais Studien der verschiedensten Arzneien weit
genug fortgeschritten waren, kümmerte er sich wieder um die Pflanzen,
die er gesät hatte, in dem verzweifelten Bemühen, einen wärmenden
Umschlag zusammenzustellen, der die Schmerzen seines Vaters lindern
könnte. Jeden Sommer trocknete er Senfkörner und mahlte sie zu Pulver.
Dann fügte er Mehl und soviel Lavendelöl hinzu, wie er aus den Stengeln
der Sommerernte gewann, ein zusätzliches wärmendes Ingredienz, das
wirksam und – wichtig für Da'ud – zugleich
wohlriechend war. Amira stellte sich als fähige Helferin heraus,
Dalitha vergnügte sich damit, die Lavendelstengel aufzuheben, die bei
der Ölgewinnung hierhin und dorthin flogen. Sie rieb sie zwischen den
Handflächen und sog den erfrischenden Duft tief ein.
    Dann ruhten sich die drei im kühlenden Schatten der Pergola
aus, und während sie das Scherbett nippten, das Djamila ihnen gebracht
hatte, erfragte Amira von ihrem Halbbruder zuweilen seine Meinung zu
einem Gedicht, das sie geschrieben hatte. Einmal feierte sie das Thema
des Frühlings, das Menahem für sie aus dem Hohen Lied Salomos
ausgesucht hatte. Ein anderes Mal hatte sie, angeregt von den Wundern
der Natur, die sie täglich beobachtete, ein Herbstgedicht verfaßt, in
dem es lyrische Anklänge an das Buch Ruth gab. Hai lobte sie immer
sehr, und wenn er zuweilen vorschlug, ein Wort oder einen Reim zu
verändern, so tat er das so taktvoll und zart, daß er sie nicht kränkte.
    Dalitha wurde dann immer ganz unruhig, rannte ins Haus und
kam, eine Hand hinter dem Rücken verborgen, zurück. Sie war fest
entschlossen, sich nicht von ihrer älteren Schwester in den Schatten
stellen zu

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