Die Zypressen von Cordoba
Ihre
Leidenschaft war um so stärker, als sie einander wiedergefunden hatten,
nachdem sie schon gefürchtet hatten, sich verloren zu haben.
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V on jenem Tag an hörte das Gerede der Juden
über Amram auf. Sie waren ängstlich darum bemüht, das Unrecht
wiedergutzumachen, das einer der Ihren Amram angetan hatte, und nun
stand die Gemeinde wie ein Mann zu ihm, erkannte in ihm nicht nur ihren
Anführer, sondern auch eine wertvolle Informationsquelle –
wenn nicht gar einen Fürsprecher beim Herrscher, sollte je ein
Einschreiten dieser Art notwendig werden. Die Frauen folgten dem
Beispiel ihrer Ehemänner und behandelten Leonora mit neuem Respekt,
erkannten sie als die erste Dame in ihren Kreisen an. Sie sonnte sich
in dieser Ehre, die man ihr zukommen ließ, spielte ihre Rolle mit
Selbstvertrauen und Stil – als Vorbereitung für jene größeren
Dinge, die Amram ihr versprochen hatte …
Wie Abu Ali es vorausgesehen hatte, machte sich kurz darauf
Zawa ibn Ziri in sein Heimatland auf. Sein Neffe Habbus ibn Maksan ibn
Ziri al-Sinhaji brachte sich unverzüglich in eine Machtstellung, und
sobald ihn die Kunde vom Tod seines Onkels erreichte, beanspruchte er
den Rang eines Königs und legte sich den zusätzlichen Herrschernamen
Saif ad-daula – ›Schwert des Königtums‹ – zu. Von
Kopf bis Fuß ein Krieger, ein Mann von großer Autorität und schnellen
Entscheidungen, machte sich Granadas selbsternannter Herrscher an die
Durchführung der Pläne, die er schon so lange erwogen hatte. Er setzte
unverzüglich eine Verwaltung nach dem Muster des Omaijadenreiches ein,
deren Ränge er mit gebildeten Andalusiern füllte. Abu Ali wurde zum
Wesir ernannt, der sich um die Finanzen des Reiches zu kümmern hatte,
erhielt den Befehl, das Geld aufzutreiben, mit dem man Söldner aus
anderen Berberstämmen bezahlen konnte, die Habbus' Sinhaji-Truppen
verstärken sollten. Abu Ali nahm Amram mit auf seinem Weg nach oben,
überließ ihm seinen eigenen vormaligen Posten als obersten
Steuereintreiber. Amram wiederum versammelte bei seinem eigenen
Aufstieg eine Gruppe jüdischer Kollegen um sich, die treu zu ihm
standen. So schnell sie das Geld in die königlichen Truhen schütten
konnten, so schnell gab Habbus es wieder aus, unternahm Feldzüge, die
sein Reich im Norden bis an den Guadalquivir und im Westen bis Cabra
ausdehnten. All seine Wesire waren überzeugt davon, daß es nicht mehr
lange dauern würde, bis er sich endlich entschloß, im Kampf um die
Vorherrschaft in al-Andalus auch seine Erzrivalen, die arabischen
Abbaditen in Sevilla, herauszufordern.
Aber die Sevillaner kamen ihm darin zuvor, unternahmen blutige
Überfälle auf das reiche, Seide produzierende Fürstentum Almeria,
dessen riesige Gebiete im Norden, Osten und Süden an Granada grenzten.
Obwohl er nur höchst ungern dem Eunuchen Zuhair, dem slawischen
Herrscher von Almeria, zu Hilfe eilte, hatte Habbus keine andere Wahl,
als sich mit ihm gegen den gemeinsamen Feind zu verbünden. Erst nachdem
die Sevillaner völlig zurückgedrängt waren, konnte man sich wieder an
die Vorbereitungen für einen massiven Gegenangriff machen. Doch während
Amram seine Bemühungen verdoppelte, um die notwendigen Geldmittel zu
beschaffen, mit denen man noch mehr Berbersöldner anwerben wollte, war
er von tiefer Unruhe über den Ausgang des bevorstehenden Feldzuges
erfüllt. An dem Tag, als ihm Abu Ali übermittelte, wieviel Geld man
schätzungsweise für die notwendigsten Bedürfnisse des Heeres benötigen
würde, lenkte er allmählich das Gespräch in die gewünschte Richtung.
»Mir scheint«, begann er, »daß wir keine Vorkehrungen für eine
Verstärkung unserer Verteidigung im Osten getroffen haben.«
»Warum sollte das notwendig sein?«
»Wenn die meisten Truppen gegen Sevilla gerichtet sind, droht
uns möglicherweise ein Angriff durch Zuhair.«
»Aber Almeria und Granada sind Verbündete im Kampf gegen
Sevilla.«
»Das waren wir gestern und sind es heute. Aber wenn wir morgen
nicht auf der Hut sind, kommt Zuhair vielleicht wirklich in Versuchung,
uns an der östlichen Flanke anzugreifen. Wir müssen mehr tun, um sicher
zu sein, daß Almeria unerschütterlich hinter uns steht.«
»Und unseren Sieg mit diesem Eunuchen teilen?«
»Eunuch oder nicht, er hat sich ein schönes Königreich
geschaffen. Es ist besser, ihn auf unserer Seite als gegen uns zu
haben. Wir sind zwar stark, haben aber nicht die Kraft, gleichzeitig an
zwei Fronten zu kämpfen. Wenn wir nun auch noch
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