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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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lenkte. Er wußte genau, wann er am besten schmeichelte und
wann er besser drohte, wann er nachgeben mußte und wann er keinen
Fingerbreit zurückweichen durfte, wie er seinen Zuhörern in leicht
verständlichen Worten deutlich machte, welche tieferen Gründe es für
Streitereien, Verrat und Intrigen gab. Sevilla gegen Granada, erklärte
er unermüdlich, Westen gegen Osten, Einheit statt Teilung. Wie Habbus
waren sie bald überzeugt. Nun riet Amram seinem Herrscher, sofort
zuzuschlagen, solange das Bündnis hielt.
    »Ihr werdet mich auf dem Feldzug begleiten«, befahl der König
seinem Unterhändler, als er marschbereit war. »Eure Gegenwart wird
meine Verbündeten daran hindern, mich zu verraten.«
    So eilte Amram mit Riesenschritten auf die Macht zu, nach der
es ihn verlangte. Während des Feldzugs erstaunte er Habbus nicht nur
mit seinem detaillierten Wissen über das Gelände zwischen Granada und
Sevilla – Wissen, das er sich in seinen frühen Jahren als
reisender Händler erworben hatte –, sondern auch mit seinem
tiefen Einblick in die militärische Taktik – er fand
Hinterhalte, die er sich in den langen Stunden ausgedacht hatte, als er
noch als Kind auf dem Boden des Landhauses seine Spielzeugsoldaten
antreten ließ. Während der Schlacht war er ständig an der Seite des
Herrschers, schlug eifrig Stellen vor, wo man dem Feind auflauern
konnte, Marschrouten, auf denen man die feindlichen Truppen umzingeln
konnte, Ablenkungsmanöver, mit denen man sie zu täuschen vermochte.
    Das Ergebnis war ein triumphaler Sieg. Habbus führte seine
Truppen ins Herz von Sevilla, gab ihnen freie Hand, nach Herzenslust zu
plündern, zu rauben und alles in Schutt und Asche zu legen. Als letzten
spektakulären Beweis ihrer Überlegenheit ließen sie die Vorstadt Triana
in Flammen aufgehen, die glühend rot in den Nachthimmel loderten und
den Guadalquivir in einen Höllenfluß verwandelten, als die brennenden
Trümmer in die finsteren Wasser stürzten.
    Nach Granada zurückgekehrt, hielt Habbus sein Versprechen. Mit
allem nötigen Pomp verlieh er Abu Musa – Amram ben Hai ibn
Yatom – den ruhmreichen Titel eines Wesirs. Seine Bewunderung
für den jüdischen Berater stand ihm auf das ledrige, sonnenverbrannte
Gesicht geschrieben, als er ihm den juwelengeschmückten Turban auf den
Kopf setzte und den Brokatumhang mit der Goldborte, die Insignien
seines hohen Ranges, um die Schultern legte.
    Leonora war entzückt. Liebevoll streichelte sie den Turban,
hielt das goldene Tuch zart an die Wange, bedeckte dann den Mann, der
zu solchem Ruhm aufgestiegen war, mit unzähligen Küssen und liebte ihn
leidenschaftlich bis zum frühen Morgen.
    Doch bei dem großen Bankett, das im Palast zur Feier des
Sieges gegeben wurde, überraschte Amram die in üppige Gewänder
gekleidete versammelte Gesellschaft damit, daß er wieder in dem
schlichten dunklen Gewand erschien, das er immer getragen hatte. Sobald
Habbus ihn erblickte, kam er mit großen Schritten auf ihn zu.
    »Warum tragt Ihr nicht den Umhang und den Turban, den ich Euch
als Zeichen für Euren ehrenwerten Status und für meine persönliche
Wertschätzung verliehen habe?« feuerte er seine Frage auf den jüdischen
Wesir ab.
    »Es ist eine alte Familientradition, o Schwert des Königtums«,
erwiderte Amram bescheiden und um Entschuldigung heischend. »Mein
erhabener Großvater Abu Da'ud ben Ya'kub ibn Yatom hat meine Familie zu
einer gewissen Bescheidenheit im Auftreten verpflichtet, die wir über
die Generationen hinweg treu bewahrt haben.«
    »Sehr seltsam, aber für mich völlig unwichtig«, murmelte
Habbus und tat die Erklärung mit einer Handbewegung ab. »Ich befehle
Euch, bei derlei offiziellen Anlässen und wann immer Ihr dazu berufen
seid, mich zu vertreten, das vollständige Gewand Eures Amtes zu tragen.«
    Amram warf sich zum Zeichen des Gehorsams vor seinem Herrscher
zu Boden und verspürte eine leichte Unruhe im Herzen. Das Gefühl war
ihm neu, aber als Habbus fortfuhr, seine Wertschätzung auch noch mit
einer weiteren fürstlichen Geste auszudrücken, wuchs sein Unbehagen.
    »Unter den Frauen meines Harems«, sagte der König, »ist eine
Verwandte des Kalifen, der in Málaga regiert, ein süßes, liebes
Mädchen, rührend in seiner Unschuld. Im Namen des Hauses der Hammudiden
hat sie den Wunsch geäußert, Euch ein persönliches Zeichen ihrer
Wertschätzung gewähren zu dürfen, als Dank für Euren ungeheuren Beitrag
zu unserem gemeinsamen Sieg. Sie hat ihre Bitte so

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