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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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leidenschaftlich
vorgetragen, daß ich ihr diesen Wunsch erfüllen mußte. Sie erwartet
Euch nach dem Empfang. Die Eunuchen haben die Anweisung, Euch zu ihrem
Gemach zu geleiten.«
    Amrams ungutes Gefühl verwandelte sich in beinahe panische
Angst. Solch große Ehre … solche fürstlichen Gesten …
es war schwindelerregend, und Schwindelgefühle waren gefährlich. Je
steiler der Aufstieg, desto plötzlicher konnte der Fall sein …
Das Wesen der Männer barg keine Geheimnisse mehr für ihn, aber über das
Wesen der Kurtisanen wußte er nur sehr wenig. Und wenn solche Frauen
noch mit Herrscherhäusern verwandt waren, so konnte derlei Unwissenheit
gefährlich werden. Sein ständiger Kampf, sich einen Weg durch die
wechselnden Bündnisse der rivalisierenden kleinen Taifa -Königreiche
zu suchen, war ohnehin schon gefährlich genug, auch ohne die
komplizierten Machenschaften von Frauen. Heute waren Granada und Málaga
Verbündete. Aber morgen? Ein in der köstlichen Wärme und Intimität des
Bettes in aller Unschuld gesprochenes Wort, das instinktive Verlangen,
sich einer Frau anzuvertrauen, bei der man alle Hemmungen abgelegt und
mit der man sich vereinigt hatte, das konnte ihn letztlich zu Fall
bringen. Doch würde er den Stolz der Dame empfindlich verletzen, wenn
er ihr Angebot verschmähte, würde sich ihren ewigen Zorn zuziehen, was
schließlich genau auf das gleiche hinauslief. Wie sollte er durch die
trügerischen Untiefen steuern, in die ihn die steigende Flut seines
Erfolges geschwemmt hatte? fragte er sich, als er sich zum Dank für die
königliche Gunst, die man ihm gewährt hatte, vor Habbus verneigte.
    So schlicht auch die Gewölbekammer war, in
der ihn Rasmia erwartete, sie hatte es geschafft, ihr eine Atmosphäre
zu verleihen, die keinen Zweifel an ihren Absichten ließ. Aus einem
schwelenden, matt bronzenen Weihrauchgefäß strömte Moschusduft,
Unmengen frischer Blumen standen überall, um das Auge zu erfreuen und
die Luft mit süßem Duft zu erfüllen. Durch das offene Fenster drangen
die pochenden Rhythmen eines klagenden, mit sinnlicher Trägheit
gespielten andalusischen Liebesliedes. Obwohl er sich diesem schönen
Schein auf jeden Fall entziehen wollte, regte sich Amrams Blut, als
sich Rasmia von ihrem Diwan erhob und mit einem Rascheln der Robe aus
Seidenmusselin, in den ihre winzige Gestalt gehüllt war, mit
ausgestreckten Armen auf ihn zukam.
    »Endlich!« rief sie, und ihre großen goldenen Augen strahlten
vor Bewunderung, als sie den Kopf hob und ihn ansah. »Man sagt, Ihr
seid der klügste Stratege, der beste Dichter und der größte
Geldeintreiber in ganz al-Andalus. Aber niemand spricht von der
gewaltigen Kraft, die Ihr ausstrahlt, von der unerschrockenen
Zielstrebigkeit, auf die Euer festes Kinn deutet, von dem wachen Blick,
der unter Eurer klaren, breiten Stirn leuchtet. Eure Lippen sind
vielleicht ein wenig schmal«, flüsterte sie, während sie mit dem Finger
darüber strich, »aber wenn sie erst einmal andere Lippen berührt haben,
werden sie sich sicherlich entspannen.«
    Galant nahm Amram die Hand, die so leicht und verführerisch
über seinen Mund streichelte, küßte die Handfläche, umfaßte sie dann
mit seinen beiden starken Händen. »Ich fühle mich von der Ehre, die Ihr
mir erweist, außerordentlich geschmeichelt. Aber es ziemt sich nicht,
daß eine Frau von Eurem hohen Stand ihre Gunst einem Mann meines
bescheidenen Ranges schenkt.«
    Rasmia begann silberhell zu lachen, und ihre kleine,
wohlgerundete Gestalt, die ihm kaum bis zur Schulter reichte, streifte
ihn verführerisch. »Laßt das nur meine Sorge sein.«
    »Nein, geehrte Dame, ich, ein Mann mit Erfahrung, muß es
beurteilen. Ihr gehört der königlichen Familie der Hammudiden an, einem
Zweiggeschlecht der Omaijaden, dem der Titel, wenn auch nicht die Macht
der Kalifen vererbt wurde. Aber sie bleibt eine muslimische Dynastie,
ob sie sich nun entscheidet, diesen Glauben zu achten oder zu
verachten. Ich bin nur ein einfacher Mann, kein Sprößling einer
Dynastie, kein Prinz mit Ländereien, sondern ein Mitglied der jüdischen
Glaubensgemeinschaft. Wenn Ihr es mit dem Lob, das Ihr auf mein Haupt
häuft, ernst meint, so müßt Ihr Euch von dem einzigen Gut leiten
lassen, das ich mein eigen nennen kann, von meiner Weisheit und meiner
Menschenkenntnis. So wie Öl und Wasser sich nicht vermischen, so wäre
eine intime Verbindung zwischen Euch und mir eine fatale mésalliance , dazu verdammt, uns beiden Unglück zu bringen.

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