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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Ihr seid ein zu
wunderbares Geschöpf, als daß ich es mir erlauben dürfte, Euch
Schmerzen und Leid zuzufügen.«
    »Aber meine Sehnsucht nach Euch, jetzt, da ich Euch zu Gesicht
bekommen habe und habe reden hören, wird mir auch eine Quelle
unendlichen Schmerzes sein.«
    »Wenn Eure Gefühle aufrichtig sind, so werdet Ihr Trost im
Verzicht finden. Stellt Euch vor, wieviel größer Euer Leiden wäre, wenn
Ihr mir durch die Befriedigung dieser Sehnsucht Schaden zugefügt
hättet.«
    »Ich werde Euch beschützen.«
    »Wenn ich heute den Titel eines Wesirs trage, so nur deshalb,
weil ich mich stets nur auf mich selbst verlassen habe, was meinen
Schutz angeht.«
    »Wie streng und unnachgiebig Ihr doch gegen mich –
und Euch selbst – seid.«
    »Es ist eine Einstellung, die sich bewährt hat. Wie sonst
könnte ich heute bei Euch sein?«
    Dieses Argument konnte Rasmia nicht entkräften. Still senkte
sie den Kopf und wußte, daß sie geschlagen war – zumindest für
den Augenblick.
    »Es war ein seltenes Vergnügen, einige wenige Augenblicke in
Eurer Gesellschaft zu verbringen«, sagte Amram, und ein kaum merklicher
Hauch des Bedauerns blitzte in seinen Augen auf, als er auf ihre
kleine, zarte Gestalt schaute. »Wäre ich nicht in das Haus Ibn Yatom
geboren und Ihr nicht in das der Hammudiden, unser Schicksal hätte
anders verlaufen können.«
    Rasmia stiegen Tränen in die Augen, als sie ihm nachsah,
Tränen der Enttäuschung, des Bedauerns, der Enttäuschung und des
Selbstmitleids. Und doch, dachte sie, als sie traurig auf das schöne
Gewand blickte, in das sie sich gehüllt hatte, und doch fühlte sie sich
nicht in ihrem Stolz verletzt. Seine letzten Worte hatten etwas
angedeutet, unter anderen Umständen hätte er sehr wohl auf ihre Liebe
eingehen können. Mit der Zeit, vielleicht mit der Zeit …
    Nachdenklich ritt Amram die Flanke des
Albaicin hinab und über den Fluß in das schlummernde Judenviertel, vor
den Augen das Bild von Rasmias kleiner, zarter Gestalt, die sich in
seine Armbeuge schmiegte, die er streichelte und schützte wie ein
verletzliches Kätzchen. Wie ungeheuer begehrenswert sie in ihrer
kindlichen Art war, wie anders als seine zielstrebige, ehrgeizige
Leonora, auf die er nun zuritt. Entschlossen vertrieb er das quälende
Bild aus seinem Kopf und wandte seine Gedanken wieder der Freude zu,
die er in den großen Augen seiner Frau würde aufleuchten sehen, wenn er
die Säle der Mächtigen beschrieb, durch die er geschritten war, in
getreuer Erfüllung des Versprechens, das er ihr gegeben hatte: ihr Ruhm
und Herrlichkeit zu bringen. Zusammen würden sie über die Veränderungen
reden, die seiner Erhebung in diesen hohen Stand folgen mußten. Man
würde den Salon üppig mit goldenen und silbernen Gegenständen
ausstatten, die Wände mit schimmernden Seidenteppichen behängen, damit
er der erhabenen Besucher würdig wäre, die ihn nun mit ihrer
Anwesenheit beehren würden. Der längst versprochene Balkon würde
endlich gebaut werden. Und er würde seiner Frau kostbare Kleider
kaufen, als Symbol ihres hohen Ranges. Als erster Jude, der in den
Stand eines Wesirs erhoben wurde, mußte er trotz aller
Familientradition diese Würde mit dem gebührenden Glanz und Pomp
tragen. Wie glücklich würde Leonora darüber sein, wie verzückt würde
sie in ihrer Leidenschaft sein, wenn sie sich liebten und sich ihr
langer, schmaler Körper wollüstig um ihn schlang.

40
    E in Jahr war vergangen, und äußerst
widerwillig verließ Amram Leonora, die inzwischen hochschwanger war. Er
mußte an einer Versammlung der Würdenträger Granadas teilnehmen, die im
Hause des Abu Ali stattfand. Viel lieber wollte er die kühlen, stillen
Abende nur noch mit seiner Frau verbringen, sie dann, wenn sie müde
war, zu Bett bringen, sich versichern, daß ihr Rücken gut abgestützt
war, und die fruchtbare Wölbung ihres Leibes streicheln, ehe er sie
zärtlich zur guten Nacht küßte.
    Seit er in den Rang eines Wesirs erhoben war, hatte er viele
solche Einladungen von den Berberprinzen und den andalusischen Beamten
bekommen, die wie er eine gewisse Macht im wachsenden Königreich
hatten. Zunächst war er ungeheuer stolz gewesen, daß ihm
Gleichgestellte ihn akzeptierten, aber schon bald war der Reiz des
Neuen verflogen. Obwohl sein Einfluß bei Hofe täglich wuchs und ihn
seinen ehrgeizigen Zielen immer näher brachte, überfiel ihn doch, wenn
er sich in diesen Kreisen bewegte, wieder das gleiche ungute Gefühl,
das ihn beschlichen

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