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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Oder Erwiderung? Wenn er sie nun wertschätzte,
überlegte Amram, während er ihr kleines Gesicht mit beiden Händen sanft
umfaßte, das sie in flehentlicher Erwartung eines Kusses zu ihm erhoben
hatte. Aber er liebkoste es nur zärtlich. Seltsam gerührt von ihrer
kindlichen Unschuld, dankte er ihr, machte dann abrupt kehrt und eilte,
flüchtete beinahe den Hang zum Palast hinauf. Traurig folgte sie ihm
mit den Blicken, bis er zwischen den Baugerüsten verschwunden war.
    Blind vor Wut über die Verachtung, mit der
der Herrscher von Granada seiner Forderung begegnet war, rief Abu
Dja'far seine Truppen mit erstaunlicher Eile zusammen und schickte sie
im wilden Galopp auf die Paßstraße zu, die über die Berge der Sierra
Nevada in die Ebene von Granada führte. Als die Almerianer jedoch die
Brücke über den reißenden Bergbach erreichten, den sie zuvor überqueren
mußten, fanden sie nur noch ein paar zerborstene Bretter vor, die aus
dem schäumenden Wasser ragten. Amram war schon vor ihnen dort gewesen.
Abu Dja'far verfluchte den Juden mit einer Flut von Schimpfworten und
jagte dann seine erschöpften Truppen den schmalen steinigen Ziegenpfad
hinauf, der hoch über dem Bach in die Bergflanke eingegraben war.
Sobald der größte Teil seiner Leute hintereinander auf dem Pfad
aufgereiht war, ertönte schrilles Schlachtgeschrei, hallte rings um den
schmalen Pfad furchterregend laut wider, als käme es vom Himmel selbst.
Auf ein Zeichen Amrams stürzten sich Schwärme von Berbern mit gezücktem
Schwert von oben den Hang herab auf die Almerianer und warfen sie von
ihrem schmalen Weg in die tosenden Wasser. Ihre Schreie vermengten sich
mit denen der Angreifer, wenn ihre Körper auf die dicht unter der
Wasseroberfläche verborgenen Felsen prallten. Es war ein schreckliches
Gemetzel. Neue Truppen, von Habbus angeführt, verstärkten nun den
Vorteil Granadas, bis Abu Dja'fars Niederlage vollkommen war. All sein
Flehen, all seine Angebote hoher Summen von Lösegeldern konnten ihn
nicht vor dem Zorn des Siegers schützen. Habbus selbst, das ›Schwert
des Königtums‹, durchbohrte ihn.
    »Seit Ihr an meinen Hof gekommen seid, hat
mich das Glück stets aus vollen Händen beschenkt«, erklärte Habbus und
klatschte sich schallend auf den Oberschenkel, als er Amram nach der
Rückkehr aus der Schlacht zu sich gerufen hatte. »Dank Abu Dja'fars
Unverfrorenheit haben wir unverhofften Gewinn gemacht, nicht zuletzt
jenen wichtigen Zugang zum Meer südlich der Sierra Nevada unweit
Almuñécar. Es war ein Triumph für Granada, aber auch für das jüdische
Volk.«
    »Ich, o Schwert des Königtums, sehe es als einen Sieg der
Toleranz über den Fanatismus, der Offenheit über die Scheinheiligkeit.«
    »Ja, natürlich, Ihr formuliert es soviel eleganter als ich,
ein ungebildeter Mann des Schwertes.«
    »Das hat hier keine Bedeutung. Wichtig ist, daß wir einander
verstehen, trotz aller Unterschiede.«
    »Ich bedaure, daß Rasmia nicht hier ist und unseren Triumph
mit uns teilen kann. Sie wurde nach Málaga gerufen, um dort den Tod
eines Vetters zu beweinen, den sie sehr liebte und der darauf bestanden
hatte, sich an Eurem Hinterhalt zu beteiligen. Als er sich auf einen
Anführer der Almerianer stürzte, verlor er das Gleichgewicht und fiel
zusammen mit seinem Gegner in den Tod.«
    »Sie muß zutiefst betrübt sein«, erwiderte Amram,
unbeschreiblich erleichtert, daß man ihn nicht aufforderte, ihr die
Belohnung zu gewähren – noch nicht …
    Nachdem die Schlacht gegen Almeria vorüber
war, alterte König Habbus zusehends. Er war der Staatsgeschäfte müde,
übertrug seinem jüdischen Wesir nun immer mehr Verantwortung, nicht nur
für die Verhandlungen über Bündnisse mit anderen Berberreichen, sondern
auch in der Führung anderer Feldzüge gegen Sevilla und die kleinen
Fürstentümer, die es unterstützten. Dies war jedoch nicht Amrams
einzige Sorge. In den eleganten Säulenhallen und blumenduftenden Gärten
der großen Häuser der Stadt wurden bereits Intrigen gesponnen, die
verschiedene Rivalen um die Nachfolge König Habbus' unterstützten.
Wohin er auch blickte, im Königreich oder außerhalb, er sah nichts als
Verrat und Betrug; in der blinden Jagd nach dem eigenen Vorteil waren
alle Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Treue und Verrat gefallen.
    Bei seiner Rückkehr von einer blutigen Schlacht, die er mit
den Verbündeten des Tages – vielleicht den Feinden des
nächsten? – geschlagen hatte, fand er ein wenig Trost in

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