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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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des Todes über ihn
gebreitet hatte. Es hatte in den vergangenen Wochen Augenblicke
gegeben, da Amram erwogen hatte, Natan zu rufen, damit er den Herrscher
vielleicht mit Ralambos Extrakt behandelte. Als er jedoch die möglichen
Folgen bedachte, hatte er sich dagegen entschieden. Wenn Habbus sich
erholen sollte, würden alle Rivalen um den Thron, die das Ableben des
Königs ungeduldig erwarteten, sich gegen ihn, Amram, verschwören. Wenn
er starb, dann würde, wer auch immer in dem Kampf um die Vorherrschaft
gewann, Amram beschuldigen, ihn ermordet zu haben. Also mischte er sich
nicht ein und ließ der Natur ihren Lauf.
    Habbus schlug die Augen auf, als er hörte, wie Amram die
üblichen Wünsche für eine baldige Genesung aussprach.
    »Wie gut es ist, meine letzten Augenblicke mit dem einzigen
Mann in meinem Königreich zu verbringen, dem ich je vollständig
vertraut habe«, murmelte er schwach. »Sie glauben, ich sei zu krank, um
ihre Scheinheiligkeit zu durchschauen, auch die meiner eigenen Söhne,
wenn sie kommen und Allah bitten, mich wieder genesen zu lassen. Hinter
ihrem maskenhaften Lächeln schmieden sie Ränke und spinnen Intrigen,
bestechen und machen Versprechungen, um ihren Rivalen mein Königreich
zu entreißen. Wie müßig mir das alles jetzt erscheint. Eitelkeit der
Eitelkeiten, wie Euer Prediger es so weise gesagt hat.«
    »Alles ist eitel«, flüsterte Amram als Antwort.
    Habbus schloß eine Weile die Augen und sammelte dann seine
Kräfte, um weiterzusprechen.
    »Unter den dreien, die vor meinem Gemach auf und ab gehen und
darauf warten, daß ich endlich meinen letzten Atemzug tue, ist mein
Sohn Badis am besten geeignet, den Thron zu erben. Er ist stark und
aufrecht, verläßt sich nur auf sich selbst und besitzt genug Autorität,
um die Kriegsherrn und Wesire in Schach zu halten. Boluggin ist ein
jämmerlicher Schwächling, und mein Neffe Yaddair mag gelehrt sein, aber
er ist so vom Ehrgeiz zerfressen, daß er Granada in Abenteuer
verwickeln könnte, die vielleicht seine Kräfte übersteigen. Ich hoffe,
daß die Prinzen meines Reiches und Ihr selbst, mein getreuer Freund,
meinen letzten Willen erfüllen und dem von mir bestimmten Nachfolger
Treue schwören werden. Aber dann seid auf der Hut! Yaddair wird sich
zur tödlichen Gefahr entwickeln. Er wird vor nichts zurückschrecken, um
sich zu rächen und das Königreich zu Fall zu bringen.«
    »Nicht einmal davor, Granada an Sevilla zu verraten?«
    »Nicht einmal davor. Aber diese Probleme kann ich nun nicht
mehr lösen«, seufzte Habbus, bedeutete seinem Eunuchen mit einer
Handbewegung, er solle ihm die Lippen befeuchten, damit er fortfahren
könne. »Ich bitte Euch nur um eines: Kümmert Euch nach meinem Tod um
Rasmia. Sie liebt Euch mit einer so starken Leidenschaft, daß ich ihr
nichts entgegensetzen, viel weniger noch sie unterdrücken konnte. Sie
ist ein vertrauensvolles, aufrichtiges Geschöpf. Es wäre unfreundlich,
ihre Gefühle zu verletzen, und unklug, ihren Stolz zu verwunden. Sie
erwartet Euch jetzt in dem Wäldchen, wo Ihr sie schon einmal getroffen
habt. Ehe Ihr zu ihr geht, rezitiert mir jedoch noch einmal das
Gedicht, das Ihr am Vorabend der Schlacht gegen Abu Dja'far geschrieben
habt.«
    »Es gehört nicht zu meinen besten Werken.«
    »Das macht nichts. Aber es ist den Umständen angemessen.
Sprecht, mein Freund, sprecht«, flüsterte Habbus, faltete die Hände auf
der Brust und schloß die trübe gewordenen Augen, während er sich zum
Hören bereit machte.
    Einst befahl ich meinen Truppen,
ihr Quartier an einem Ort zu nehmen,
Wo in alten Zeiten Feinde eine Stadt dem Boden gleichgemacht.
Wir schlugen unsre Zelte auf und schliefen an der Stelle,
Wo unter uns die früh'ren Herren
dieser Stadt geschlafen.
Da dacht' ich bei mir: Wo sind heut' die Menschen,
Die einst vor langer Zeit hier lebten?
Wo sind die Männer, die sie aufgebaut,
Und wo die Feinde, die sie dann zerstörten?
Wo reich, wo arm, wo Sklaven und wo Herren?
Die, welche Kinder zeugten und verloren, und Söhne,
Väter, Trauernde und Ehemänner, wo sind sie?
In langer Folge hier geboren über viele Generationen,
Als aus Tagen Monate und viele hundert Jahre wurden,
So lebten sie dereinst auf dieser Erde,
Und liegen heute hier in ihrem Schoß.
Sie haben ihre Häuser mit dem Grab vertauscht,
Sie sind von schönen Villen umgezogen in die rauhe Erde.
Doch sollten sie den Kopf erheben und das Grab verlassen,
Wie spielend leicht besiegten sie dann uns're Truppen!
    Vergiß es nie, o

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