Die Zypressen von Cordoba
der
Gläubigen, und ich beuge mich ohne Fragen der überlegenen Weisheit
Eurer Entscheidung«, erwiderte Da'ud mit einer Bescheidenheit, die
nicht von Herzen kam. »Darf ich die Bitte äußern, den Großen Theriak in
der Vertrautheit meines eigenen Heimes zubereiten zu dürfen, um
neugierige Fragen und spionierende Augen zu meiden?«
»Dagegen habe ich keine Einwände. Aber sobald Ihr Eure Aufgabe
zu meiner Zufriedenheit erledigt habt, ist Eure Gegenwart bei Hofe
erforderlich. Eure Sprachkenntnisse und Eure angeborene Diskretion sind
seltene Eigenschaften, die ich sehr zu schätzen weiß. Geht in Frieden,
junger Meister, und möge Euch der Allmächtige segnen.«
Da'ud eilte nach Córdoba zurück, trotz der Geheimhaltung, zu
der man ihn verpflichtet hatte, sprühte er vor Freude. Hätte zu Hause
Sari, wie er es sich in seinen Träumen vorstellte, auf ihn gewartet, er
hätte sich wie im Paradies gefühlt, doch das Paradies ist nun einmal
nicht von dieser Welt … Das letzte, was er bei seiner
Heimkunft erwartet hätte, war sein Vater, der zusammen mit Isaac bar
Simha seiner harrte. Kaum hatte er den stattlichen Kaufmann erblickt,
dessen runde, vorgewölbte Stirn wie immer vor Schweiß glänzte, da wußte
Da'ud um den Grund des Besuches. Der reiche Edelsteinhändler, der
großzügig für den Unterhalt der jüdischen Gemeinde, für ihre Gelehrten
und Einrichtungen spendete, war mit drei Töchtern gesegnet, denen er
allen, wie er immer wieder verlauten ließ, eine beträchtliche Mitgift
zukommen lassen würde. Aber es war nicht einfach, drei junge Männer von
passendem Stand zu finden. Ya'kub hatte dies ab und zu mehr oder
weniger deutlich vor Da'ud zur Sprache gebracht, doch da sein Sohn auf
diese Anspielungen nicht reagierte, hatte der Vater es nicht für
angebracht gehalten, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Jetzt aber,
da Da'uds Zukunft gesichert war, hatte sich Ya'kub anscheinend
entschlossen, eine Entscheidung zu erzwingen. Da'ud wußte sehr wohl,
daß sein Vater nicht eben glücklich über die geflüsterten
Klatschgeschichten war, zu denen die Ehelosigkeit seines Sohnes Anlaß
zu geben schien. Obwohl er das Heiratsalter bereits weit überschritten
hatte, war es bisher noch möglich gewesen, anzudeuten, daß ihn vor
allem seine Studien vereinnahmten und alles andere dahinter
zurücktreten mußte. Aber schon bald würde die glänzende Laufbahn, die
vor ihm lag, der Gesprächsstoff – und der Stolz – der
gesamten Gemeinde sein, und man würde es nur für recht und billig
halten, daß er nun auch seine Rolle als verantwortliche, wohl
etablierte Persönlichkeit annehmen und einen eigenen Hausstand gründen
würde.
Obwohl Da'ud es nie ausgesprochen hatte, hatte keine der drei
Töchter des Isaac bar Simha in ihm auch nur den geringsten Wunsch nach
einer Heirat erweckt. Sein Vater hatte gelegentlich die ganze Familie
eingeladen, das Sabbatmahl mit ihnen einzunehmen. Während Da'uds Augen
von Sitbora zur Dona und von Dona zu Palomba wanderten, schien es ihm,
als wären alle drei Frauen aus dem gleichen Guß: Alle drei waren sie
dunkle Schönheiten mit Rehaugen, dazu erzogen, ihren vom Schicksal
erwählten wohlhabenden Ehegatten gefügige Ehefrauen zu werden und ihnen
mit einer Art animalischer Passivität Kinder zu gebären. Gerade diese
Gefügigkeit erschien Da'ud öde, fade und langweilig. Sari dagegen war
eine Herausforderung für ihn. Hier galt es ein Geheimnis zu ergründen,
einen Menschen zu hegen und zu pflegen, eine Seele zu erobern. Nichts
war vorhersehbar, alles war möglich. Und nachdem er einmal ihre
mondbleiche Haut erblickt hatte, den kupfernen Schimmer ihres Haares,
ihre grazile Gestalt an der Schwelle vom Mädchen zur Frau, erschien ihm
die alltägliche Schönheit der Mädchen des Isaac Ben Simha schwer,
grobschlächtig, ja, sogar widerwärtig. Je mehr Sari mit jedem Tage zur
Frau heranreifte, desto weniger verspürte er das Bedürfnis, sich auf
eine Verlobung einzulassen. Jetzt reichte Sari gerade den Männern Obst,
Wein und Leckereien. Sie hatte die blauen Augen wie immer gesenkt und
schien sich seiner Gegenwart völlig unbewußt zu sein, von der
Anziehung, die sie für ihn besaß, die ihn aber in keiner Weise
beunruhigte, ganz zu schweigen. Wenn die Zeit reif wäre, dann würde er
Wege finden, auch in ihr Gefühle zu wecken, die so stark und drängend
waren wie seine eigenen.
Nachdem sie die üblichen Höflichkeitsfloskeln hinter sich
gebracht hatten, unterbreitete Ya'kub selbst seinem Sohn
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