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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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das Angebot
des Isaac bar Simha und unterstrich damit deutlich seinen Wunsch,
dieser möge es annehmen. Da'uds stille Augen folgten Sari bei jeder
Bewegung, während sie mit vollendeter Grazie die Weinkelche nachfüllte.
Er erwog seine Antwort sorgfältig. Schließlich wandte er sich an Isaac
bar Simha und sagte: »Ich fühle mich außerordentlich geehrt durch das
großzügige Angebot, das ihr mir gemacht habt. Eure Töchter sind
zauberhaft und voller Grazie, eine so schön wie die andere, und jeder
Mann wäre glücklich zu preisen, der eine von ihnen als Zierde seines
Hauses und Mutter seiner Kinder sein eigen nennen kann. Ich fühle mich
jedoch noch nicht bereit, die Verpflichtungen einer Ehe auf mich zu
nehmen. Das mag Euch seltsam erscheinen. Viele Männer, die jünger und
weniger gutsituiert sind als ich, sind bereits verheiratet und mit
zahlreichen Nachkommen gesegnet. Doch mein Vater stimmt mir sicherlich
zu, wenn ich sage, daß ich kein gewöhnlicher junger Mann bin. Und genau
aus diesem Grunde bin ich wahrscheinlich nicht der ideale Gatte, den
Eure Töchter so sehr verdienen.«
    »Inwiefern seid Ihr kein gewöhnlicher junger Mann?« fragte
Isaac bar Simha zögerlich und zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe.
    Ya'kub mischte sich eilends ins Gespräch. »Da'ud meint, daß
seine Studien ihn so vollständig vereinnahmen, daß in seinem Leben kein
Platz für die alltäglichen Sorgen des häuslichen Lebens ist.«
    »Aber ein Mann hat doch seine Bedürfnisse«, warf Isaac bar
Simha spitz ein. In die Enge getrieben, hatte Da'ud nun keine Wahl
mehr. Er mußte die älteren Männer kraft seiner medizinischen Autorität
niederringen.
    »Als Arzt kann ich Euch versichern, daß sich darin keine zwei
Männer gleichen, ebensowenig wie in anderen Bereichen des Lebens«,
konstatierte er. »Jeder Mensch ist eine Welt für sich – mit
seinen – oder ihren – persönlichen Entwicklungen,
Reaktionen, Wünschen und Antrieben. Niemand hat das Recht, in diesen
Angelegenheiten für einen anderen ein Urteil zu fällen.«
    Zum Schweigen gebracht und kleinlaut, erhob sich Isaac bar
Simha. »Später einmal vielleicht«, murmelte er und konnte kaum
verhehlen, wie sehr der junge Meister seinen Stolz verletzt hatte. Er
wischte sich den Schweiß ab, der ihm nun aus purer Verlegenheit über
das Gesicht rann, und während Ya'kub ihn aus dem Haus geleitete,
bemühte er sich tapfer, den jovialen Ton beizubehalten, der seine
Verbindung mit der Familie stets gekennzeichnet hatte. Stolz hin oder
her, man konnte es sich einfach nicht leisten, es sich mit den Männern
aus dem Hause Ibn Yatom zu verderben …
    Tief im Innersten war Ya'kub zerrissen, was die Verheiratung
seines Sohnes anging, die er von Herzen herbeisehnte, die er aber nicht
gegen dessen Willen erzwingen wollte oder gar konnte. Er erachtete es
als das beste, auf die Sache nicht weiter einzugehen. Als er sich
wieder zu seinem Sohn gesellte, sagte er, als sei nichts
Außergewöhnliches geschehen: »Der radanitische Kaufmann ist aus Ägypten
zurückgekehrt. Er ist heute morgen hier gewesen, während ich auf Isaac
wartete, und hat darum gebeten, mit Sari sprechen zu dürfen.«
    »Was hat sie gesagt?« fragte Da'ud und versuchte das Beben in
seiner Stimme unter Kontrolle zu halten.
    »Ich weiß es nicht. Isaac kam gerade, also habe ich den
Händler an deine Mutter verwiesen.«
    »Ich habe ihn gebeten, in Ägypten eine bestimmte Substanz für
mich zu kaufen«, meinte Da'ud kühl. »Wenn du mich entschuldigst, Vater,
so will ich Mutter fragen, ob er mir eine Nachricht hinterlassen hat.«
    In einem Aufruhr der Gefühle überquerte Da'ud den Hof zu den
Frauengemächern. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel und blendete
ihn. Ihre Strahlen blitzten auf den leuchtend bunten Keramikfliesen,
mit denen der Innenhof ausgelegt war, ließen aus dem Wasser des
Beckens, das seine Mitte zierte, Lichtfunken stieben. Da'uds Mutter saß
Sari gegenüber. Zwischen den beiden war ein riesiger seidener
Bettüberwurf ausgebreitet, und jede Frau stickte auf ihrer Seite an der
verschlungenen, vielfarbigen Umrandung. Sola hob den Kopf, als er sich
näherte, und legte mit einem leisen, freudigen Lächeln die Arbeit aus
der Hand. Sari jedoch stickte eifrig weiter. Die Krümmung ihres Nackens
und die sanfte Biegung ihres Rückens, während sie sich zur Arbeit
herabneigte, glichen den Zweigen einer jungen Weide, die sich grazil
über die Wasser eines langsam fließenden Stroms beugen.
    »Sari hat sich

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