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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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war er doch schockiert über ihr unverhohlen rüdes
Verhalten. Wie immer hatte er sich jedoch meisterlich in der Gewalt und
antwortete mit ruhigen und gemessenen Worten. »Ehe ich Seine Majestät
nicht gesehen habe, bin ich nicht in der Lage, zu beurteilen, welche
Behandlung hier nötig wäre.«
    »Ich habe Euren Herrscher bereits in Kenntnis gesetzt, daß
Sancho am petit mal leidet.«
    »Das ist nicht ausreichend, Madam. Ein Patient ist eine
komplexe Person, nicht nur das Opfer einer einzelnen Krankheit.«
    »Soll ich die Schüsseln für einen Aderlaß vorbereiten lassen?«
    »Das wird nicht nötig sein.«
    »Ihr wollt ihn nicht zur Ader lassen? All die anderen haben
das getan.«
    »Aber es ist keinem von ihnen gelungen, ihn zu heilen«,
konterte Da'ud trocken. Allmählich verlor er die Geduld mit der
überheblichen Königin.
    »Sancho wird in Kürze hier eintreffen. Er hat die
Angewohnheit, lange zu schlafen.«
    »Ist seine Mutter auch hier in der Burg?«
    »Teresa? Nein, sie ist in den Bergen, wo sie hingehört,
überwacht die Viehherden der Familie. Zu mehr taugt sie nicht, dieses
hirnlose, rückgratlose Kind. Keine Courage für das Schlachtfeld, kein
Händchen für Intrigen.«
    »Aber gesund?«
    »Wie ein Schlachtroß, wie ihre Mutter.«
    »Und Euer Sohn, König Garcia von Navarra?«
    »Die gleiche zähe Rasse. Er ist auf der Jagd und kommt erst in
einigen Tagen zurück.«
    »Also müßt Ihr hier sozusagen die Festung halten?«
    »Daran ist nichts Ungewöhnliches. Das mache ich schon von
Jugend an, und mit großem Erfolg. Juan!« brüllte sie plötzlich los.
»Geh und wecke Seine Majestät König Sancho und sage ihm, er soll sich
unverzüglich zu uns gesellen. Und dann bestelle dem
Verpflegungsmeister, daß er ihm hier auftragen soll.«
    Als Sancho in den Saal geschlurft kam, rieb er sich noch den
Schlaf aus den Augen, kleinen, tief eingesunkenen Schlitzen in den
dicken, unnatürlich geröteten Wangen. Er beachtete Da'ud gar nicht und
steuerte geradewegs auf den Tisch zu, auf dem man ungeheure Mengen
Essen aufgetürmt hatte. Er begann mit seiner Leibspeise, einer
riesigen, goldbraunen Wildpastete, ging dann über zu Hühnerschlegeln,
Eiern und Leberpastetchen, gefolgt von viel Brot und Käse und einem
halben Dutzend süßer Leckereien, die vor Öl und Honig nur so trieften.
Mit einem Krug Bier in der stämmigen Faust kam er langsam zu dem Arzt
herübergeschlendert, ein dümmliches sattes Grinsen auf dem Mondgesicht.
Da'ud verbeugte sich kurz vor seiner Majestät König Sancho, dem
abgesetzten Herrscher von Leon, doch seine Ehrbezeugung wurde nur mit
mürrischer Feindseligkeit beantwortet. Ungeduldig, jedoch keineswegs
verstört, wurde sich Da'ud darüber klar, daß er die Situation in die
Hand nehmen mußte.
    »Sire«, begann er mit strenger Förmlichkeit, »ich bin auf die
Bitte Eurer Großmutter ins Königreich von Navarra gereist. Es ist ihr
Wunsch, daß ich Euch in jeder möglichen Weise dabei unterstütze, Eure
Gesundheit wiederzuerlangen. Ich möchte Euch respektvoll ersuchen,
meine gegenwärtige Rolle von der Funktion zu trennen, die ich während
der Verhandlungen zwischen meinem Herrscher und Eurem Halbbruder, dem
verstorbenen Ordoño III. im Auftrage meines Kalifen erfüllte. Heute
stelle ich mich Euch untertänig in meiner Eigenschaft als Hofarzt von
Abd ar-Rahman III. vor, und meine einzige Sorge ist, Euch von dem
Gebrechen zu heilen, an dem Ihr leidet.«
    »Und was werdet Ihr oder der Kalif oder beide von mir im
Gegenzug erpressen?«
    »Wir wollen einen Schritt nach dem anderen machen, Sire. Ehe
ich nicht eine Heilung bewirkt habe, kann von Entlohnung keine Rede
sein. Falls ich Erfolg habe, werden wir die Situation von neuem
bedenken, im Lichte der dann herrschenden Umstände.«
    Von Da'uds höfischen, geschliffenen Manieren ein wenig
eingeschüchtert, nickte Toda stumm.
    Da'ud wandte sich direkt an sie und sagte: »Madam, ich muß
Euch nun bitten, mich mit Seiner Majestät allein zu lassen.«
    »Allein?«
    »Ja, Madam. Ich ziehe es vor, mit all meinen Patienten in
strengster Vertraulichkeit zu reden.«
    »Was für eine unglaubliche Unverschämtheit! Ich kenne den
Jungen besser als er sich selbst.«
    »Vielleicht, aber ich muß trotzdem darauf bestehen.«
    »Eure Arroganz ist unerträglich, junger Mann! Ich weigere
mich, meinen Enkel allein und ungeschützt hier bei Euch zu lassen. Was
ist, wenn ihm etwas zustößt?«
    Bei diesen Worten richtete sich Da'ud steif auf und starrte
ihr mit eisiger Würde

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