Die Zypressen von Cordoba
bereits«, bemerkte der Kalif spitz. »Aber
bedenkt, wie absurd Euer Rat ist. Angenommen, ich erkläre mich bereit,
diesen Empfang zu Ehren der christlichen Fürsten zu geben. Wie soll ich
meine hochnäsigen muslimischen Höflinge hindern, sich über den fetten,
impotenten und epileptischen Prinzen lustig zu machen, dem sie wieder
auf seinen Thron verhelfen sollen? Angenommen, er purzelt auf dem Weg
durch den Alkazar vom Pferd?«
»Wir sorgen dafür, daß er in einer mit Vorhängen verhüllten
Sänfte getragen wird.«
»Und was ist, wenn er sich während des Festes ohnmächtig
frißt?«
Ein kleines Leuchten blitzte in Da'uds stillen Augen auf, ehe
er mit vollem Ernst fortfuhr: »Eine der möglichen Ehrungen, die der
mächtige Herrscher der Gläubigen dem jungen Sancho zukommen lassen
könnte, wäre vielleicht ein Besuch in Eurem Harem? Wenn wir ihm zuvor
ein mildes Aphrodisiakum verabreichen, können wir wohl mit ziemlicher
Sicherheit davon ausgehen, daß wir ihn während der Festlichkeiten nicht
allzu lange zu Gesicht bekommen.«
»Ihr seid unschlagbar, Abu Suleiman«, lächelte der Kalif, und
die Belustigung über diesen Gedanken spielte ihm um die Mundwinkel. »Es
ist höchste Zeit, daß all die wunderschönen Frauen, die sich in meinem
Harem verzehren, eine Möglichkeit bekommen, ihre Talente unter Beweis
zu stellen. Was für ein Vergnügen wird es ihnen bereiten, ihn mit ihren
Künsten und Kunststücken zu reizen, ihn hierhin zu rollen und dorthin
zu wälzen. Er wird nicht einmal merken, wie sie sich über ihn lustig
machen! Und übrigens, da wir beim Thema sind, was ist mit diesen
kraftvollen Liebestränken, von denen Ihr mir vor Jahren gesprochen
habt? Obwohl ich inzwischen ein alter Mann bin, steht mir doch noch der
Sinn nach den Freuden des Fleisches, aber ich möchte vor meiner
liebreizenden Zahra nicht geschwächt erscheinen.«
»Es gibt ein Mittel, das nur einer Handvoll von Ärzten bekannt
ist und dessen Wirkung an Wunder grenzen soll, aber ich selbst kann
mich nicht dafür verbürgen. Ich lasse Euch gerne seine Zusammensetzung
wissen, Ihr wendet es jedoch auf eigene Verantwortung an. Körperliche
Vereinigung ist zwar in jedem Lebensalter zu empfehlen, doch ein allzu
starkes anregendes Mittel birgt auch seine Gefahren.«
»Welche Gefahren können das schon sein? Daß ich mein
sterbendes Haupt auf die herrlichen Brüste meiner Zahra bette? Ich kann
mir keinen süßeren Tod vorstellen.«
»Wie Ihr wünscht. Die Formel verlangt je einen Liter
Karottenöl und Rettichöl und einen Viertelliter Senföl. In diese
Mischung gebt einen halben Liter lebendiger saffranfarbener Ameisen.
Alles wird nun etwa fünf Tage der Sonne ausgesetzt, und das Öl wird
zwei oder drei Stunden vor dem Geschlechtsakt in den Penis einmassiert.
Darauf wird das Glied gewaschen, und es wird dann selbst nach dem
Samenerguß noch erigiert bleiben.«
»Ich danke Euch, mein treuer Freund, ich danke Euch. Ich lasse
Mustapha dieses Mittel für mich zubereiten. In all den Jahren habt Ihr
mich nie enttäuscht.«
»Ich habe versucht, Euch nach Kräften zu dienen.«
»Möge Gott seinen Segen auf Euch und Euer Haus herabregnen
lassen. Noch kein Erbe, was?«
Da'ud schüttelte den Kopf.
»Es ist Zeit, mein gelehrter Freund, höchste Zeit. Denkt
darüber nach.«
»Es ist meine vornehmste Sorge.«
»Gut, gut. Dann geht zu ihr, und möge Eure Vereinigung mit
Fruchtbarkeit gesegnet sein.«
»Danke, o Herrscher der Gläubigen«, murmelte Da'ud. Es zerriß
ihm beinahe das Herz, während er sich ehrfürchtig verneigte und sich
dann entfernte.
13
Y a'kub ibn Yatom begleitete seinen Sohn
nicht zu dem Empfang, den man in der Medina Azahara zu Ehren von Sancho
dem Fetten und seiner Großmutter, der verwitweten Königin Toda von
Navarra, gab. Obwohl er wußte, daß dies ein persönlicher Triumph Da'uds
war, ein glänzender Beweis seines außerordentlichen Geschicks als
Diplomat und Arzt, fühlte er sich doch solchen Festlichkeiten nicht
mehr gewachsen. Er sei in letzter Zeit ein wenig müde, erklärte er. Er
würde sich in der Menschenmenge eingeengt fühlen, vom Lärm belästigt
und von der ständigen Bewegung ringsum verwirrt.
»Hast du vor, lange dort zu bleiben?« fragte er seinen Sohn
mit leicht unsicherer Stimme wie nebenbei.
Da'ud rückte sorgfältig die zarte Silberborte zurecht, mit der
die Ärmel seines schlichten Gewandes eingefaßt waren, während er
antwortete. »Nicht länger, als wir je bei solchen Anlässen
Weitere Kostenlose Bücher