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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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murmelte:
»Liebster Da'ud, ich glaube, du hast mich endlich verstehen lassen, was
die Bedeutung von Leben und Liebe ist.«
    Als sie die Augen zu ihm hob, war das tiefe Blau von einem
Licht der Liebe erhellt, das er nicht mehr in ihnen zu sehen gehofft
hätte. »Ja. Viele Söhne werden folgen«, wiederholte er und nahm ihr
Gesicht zärtlich in beide Hände. »Aber du wirst sie mir schenken.«
    »Ja, o ja, mein Liebster, gerne werde ich sie dir schenken.«
    Da'ud rief die Hebamme zu sich und gab ihr das Kind zurück.
»Bring sie zu ihrer Mutter«, befahl er.
    Dann lagen er und Sari zusammen. Ihre Vereinigung war voller
Ekstase, von einer ungeheuerlichen, kosmischen Gewalt. Es war eine
vollkommene Verschmelzung des leidenschaftlichen Lebensdrangs, der so
lange in Sari verborgen geschlummert hatte, mit dem Strom von Da'uds
Liebe, der so lange in seiner Seele gefangen gewesen war. Nie hätten
sie gedacht, ein solches Glück erleben zu dürfen, so groß, so
allumfassend, daß sie nicht voneinander lassen konnten. Erst am hellen
Tag kamen sie wieder zum Vorschein, strahlend vor Glück, das um so
größer war, da sie so lange darauf gewartet hatten.
    Von nun an bewegten sich Da'ud und Sari wie außerhalb der
Welt. Vom Sturm der Leidenschaft mitgerissen, der kein Ende zu nehmen
schien, wurden sie vom Wunder ihrer vollkommenen Vereinigung von Leib
und Seele zu unvorstellbaren Höhen getragen. Sie lebten wie verzaubert,
auf einer Wolke aus Liebe und Leidenschaft, aus Zärtlichkeit und
Ekstase, und ihr Glück strahlte Freude auf alle Menschen in ihrer
Umgebung aus.
    Außer auf Djamila. Sie wurde nicht mehr bemerkt, ihr Bett war
leer und verlassen, das knospende Leben ihrer Tochter wurde nicht
beachtet. Sie kämpfte tapfer, um ihren Stolz und ihre Selbstachtung
nicht zu verlieren. Sie hatte ihrem Mann keine Vorwürfe zu machen. Er
hatte sie gleich zu Anfang gewarnt, daß er nur Sari liebte. Hätte sie
ihm einen Sohn geboren, so hätte er sich gewiß anders verhalten, wenn
schon nicht zu ihr, so doch dem Neugeborenen gegenüber. Sie hatte für
ihn gleichsam zu existieren aufgehört. Nur das Mädchen Amira war ein
Beweis dafür, daß sie einmal vereint gewesen waren.

TEIL II
    Da'ud und Hai

18
    E s war das einzige Mal in seinem Leben, daß
Da'ud ibn Yatom die Mauer der Diskretion durchbrach, mit der er sonst
eifersüchtig das Privatleben seiner Familie hütete. An dem Tag, den man
für die Beschneidung seines erstgeborenen Sohnes Hai bestimmt hatte,
standen die Türen seinen Hauses allen weit offen, die kommen und seine
Freude mit ihm teilen wollten.
    Erst wenige Wochen vor der Geburt des Kindes hatte man letzte
Hand an das neue Haus angelegt, das Da'ud für seine wachsende Familie
hatte errichten lassen. Von der Tür zur Straße hin führte ein schmaler
Flur in einen großen Innenhof, um den die drei Flügel des Anwesens
gruppiert waren. Der mittlere war ausschließlich Da'ud vorbehalten.
Hier würde er arbeiten und seine wenigen Besucher empfangen. Die
seitlichen Flügel waren für die beiden Frauen und ihre Kinder
vorgesehen, eine Trennung, die jetzt und in Zukunft dem Haushalt
Frieden und Ruhe sichern sollte. In emsiger Geschäftigkeit waren die
griechischen Mosaikkünstler und Marmorbearbeiter, die arabischen
Wasserexperten und Meister des Kachelverlegens, die berberischen Maler,
die persischen Teppichverkäufer und die Seidenhändler aus Córdoba ein
und aus gegangen, stets dienstbeflissen und eifrig, hatten sich in
ihrer Hast beinahe überschlagen, um das Werk zum verabredeten Zeitpunkt
zu vollenden.
    Wenige Augenblicke, bevor die Gäste kommen sollten, nahm Da'ud
Sari bei der Hand und ging mit ihr zum fernen Ende des wunderbar
harmonisch gestalteten Wassergartens, der mit seinen schönen Schwüngen
den Mittelpunkt des Innenhofes bildete. Dort, in der lauschigen Stille
ihres Glücks, blieben sie einen Augenblick stehen, um den schmalen
Wasserlauf zu betrachten, der geschützt zwischen zwei Reihen dichter,
dunkler Zypressen lag. Feine Wasserschleier stiegen aus einer im Laub
verborgenen Quelle auf, schwebten durch die Lüfte, ehe sie wieder ins
ruhige Wasser zurücksanken. Die schlanke, nach oben schmaler werdende
Silhouette der Bäume, die aufrecht, reglos und stumm wie Wachtposten
dastanden, fand ihren Widerhall in einem einzigen fedrigen
Zypressenschößling, der in eine Marmoreinfassung mitten im Wasserlauf
gepflanzt war. Dorthin lenkte Da'ud seinen Blick.
    »Ich habe dieses zerbrechliche, zarte Ding heute

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