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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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unterwürfige Bescheidenheit des jungen
Mannes ein wenig unangenehm, trotz der offensichtlichen Vorteile, die
eine solche Eigenschaft bei einem Untergebenen hatte. Aus Respekt vor
der Empfehlung seines Mentors erkundigte sich Da'ud bei dem jungen Mann
trotzdem nach seinen Studien und Hoffnungen für die Zukunft. Nach
langem bohrendem Befragen brachte er ihn endlich dazu, von dem Vorhaben
zu sprechen, das er schon eine ganze Zeit plante.
    Menahem klemmte die Hände fest zwischen die Knie und richtete
die seelenvollen Augen auf seine weißen Fingerknöchel, ehe er begann:
»Es ist mein sehnlichster Wunsch, ein biblisches Lexikon in hebräischer
Sprache zu verfassen, das die Reinheit und Eleganz unserer uralten
Sprache aufzeigt.«
    »Auf Hebräisch?« fragte Da'ud überrascht. »Warum nicht in
arabischer Sprache, wie sie Eure glänzenden Vorgänger in Babylonien
benutzt haben? Arabisch ist schließlich auch die Umgangssprache in den
Gemeinden Andalusiens und dient in zunehmendem Maße selbst unseren
besten Dichtern als Vorbild, ob sie nun in hebräischer oder arabischer
Sprache schreiben.«
    Menahem errötete vor Verlegenheit, aber er war schon zu weit
gegangen, um noch Ausflüchte zu machen. Er verlagerte auf dem niedrigen
Diwan sein Gewicht und rieb einen Augenblick die Hände gegeneinander,
während er über eine Antwort nachdachte. »Ist es denn nicht die tiefste
Sehnsucht eines jeden gläubigen Juden, unser altes biblisches Erbe zu
bewahren, unser einziges und einzigartiges literarisches Vorbild?«
    »Ich bin mir dessen nicht völlig sicher«, antwortete Da'ud
kühl, verärgert, weil dieser angeblich so sanfte junge Mann dem Wunsch
Ausdruck gab, sich gegen den wachsenden Einfluß arabischer
literarischer Formen auf die jüdischen Literaten Spaniens zu stemmen,
auf Männer, die den Geist und die Schriften ihrer Zeit und ihrer
Umgebung gründlich in sich aufgenommen hatten. »Euer Bemühen ist zwar
löblich, doch bezweifle ich, daß Ihr Erfolg haben werdet, wenn Ihr
unsere Dichter zu überreden versucht, ihre überaus kunstreiche
Verwendung der glänzendsten Ausdrücke literarischer Kultur aufzugeben,
wie sie im heutigen al-Andalus blüht und gedeiht. Ihr tätet gut daran,
Eure Energie und Eure Gelehrsamkeit anderswo einzusetzen«, schloß er.
    »Genau dieses ›anderswo‹ ist es doch, wo ein hebräisches
Lexikon von unschätzbarem Wert wäre«, mischte sich Rabbi Samuel ein und
warf das ganze Gewicht seiner Autorität zu Gunsten seines jungen
Schülers in die Waagschale. »Unser Volk lebt in alle Winde zerstreut,
unsere Sprache ist eine der wenigen Verbindungen, die uns noch eint.
Wenn zum erstenmal in unserer Geschichte ein biblisches Wörterbuch in
hebräischer Sprache verfaßt werden sollte, dann wäre es allen Gemeinden
in der Diaspora zugänglich und würde für sie alle einen gemeinsamen
Maßstab in der Reinheit und Eleganz der Sprache setzen. Sicherlich
braucht doch auch unsere geheiligte Sprache in gleichem Maße die
Pflege, den Schliff und die Verfeinerung, die die Araber der ihren
zukommen lassen?« Rabbi Samuel lehnte sich vor und argumentierte
eindringlich – und mit genauer Kenntnis seines
Gesprächspartners. »Wenn du die Schirmherrschaft über einen derart
wichtigen Meilenstein im Studium der hebräischen Linguistik übernehmen
würdest, so würde dein Ruhm in der gesamten jüdischen Welt ins
Unermeßliche steigen, dein Name für alle Zeiten von all jenen bewundert
werden, die unser jüdisches Erbe ehren und bewahren.«
    Trotz seiner spontanen Abneigung gegen den jungen Gelehrten,
dessen Bescheidenheit eindeutig eher vorgetäuscht als echt war, konnte
sich Da'ud bei all seiner Macht und Größe der Autorität seines Mentors
nicht widersetzen. Außerdem gefiel ihm Menahems Projekt eigentlich.
Dessen Durchführung unter seiner Ägide würde dem Namen Da'ud ben Ya'kub
ibn Yatom einen unvergänglichen Platz in den Annalen des jüdischen
Volkes sichern. Diese Aussicht ließ ihn – genausowenig wie
jeden anderen Menschen – nicht völlig unberührt.
    So kam es, daß eine Woche später Menahem ben Saruq seine
Arbeit als Da'uds Assistent für jüdische Angelegenheiten aufnahm. Jeden
Donnerstag kam er ins Haus, wo man ein kleines Zimmer neben Da'uds
Arbeitszimmer für ihn eingerichtet hatte. Dort bereitete er sich auf
das wöchentliche Treffen mit seinem Gönner vor, das im allgemeinen am
Freitag, dem Ruhetag der Moslems, stattfand. Den Rest seiner Zeit
verbrachte Menahem in dem geräumigen Zimmer, das

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