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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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in eine dunkle Traumlandschaft verwandelt. Ein Geschöpf von der Größe eines großen Hundes hockte auf dem Sitz neben ihm. Doch diese Monstrosität war kein Hund. Acht gefiederte Beine ragten aus dem glänzenden, zwiebelförmigen Leib. Das Mondlicht fiel stumpf auf seelenlose, reich facettierte Augen. Gift troff von seinen Fängen.
    Am Fenster erschien ein geisterhaftes Antlitz. Die Augenhöhlen waren leere schwarze Löcher. Der Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.
    Er erhaschte die Andeutung einer Bewegung zu seiner Linken. Er musste den Kopf nicht wenden, um zu wissen, dass das, was da kauerte, schuppige, krallenbewehrte Füße und Antennen hatte, die sich wie getretene Würmer ringelten.
    Die Fenster des Wagens blickten nun nicht mehr auf nachtdunkle Wälder, sondern enthüllten unirdische Szenen einer anderen Dimension. Vulkanische Ströme flossen zwischen Bäumen aus schwarzem Eis. Merkwürdige Vögel mit Schlangenköpfen hockten auf gefrorenen Ästen.
    Er besaß gerade noch so viel Verstand, um zu erkennen, dass er ein Narr war, wenn er glaubte, dass Willenskraft allein
die Albträume in Schach halten konnte. Delbridges Gift brodelte nun seit mindestens fünfzehn Minuten in seinem Blut und tat seine böse Wirkung. Jetzt hatte es ihn voll im Griff.
    Erstaunlich daran war, dass es ihn nicht mehr kümmerte.
    »Mr Ware!«
    Leonas Stimme, die Stimme, die er überall erkennen würde, kam aus der Dunkelheit zu ihm.
    »Zu spät«, sagte er, amüsiert über ihren besorgten Ton. »Willkommen in meinem Albtraum. Wenn man sich daran gewöhnt, ist hier alles halb so schlimm.«
    »Mr Ware, Sie müssen mir zuhören.«
    Heißes Begehren durchströmte ihn. Sie war in Reichweite. Er musste nur zugreifen. Nie hatte er eine Frau mehr begehrt, und es gab nichts, was ihn aufhalten konnte.
    »Ich kann Ihnen im Kampf gegen die Halluzinationen helfen«, sagte sie.
    »Aber ich will sie nicht bekämpfen«, sagte er leise. »Ich genieße sie sogar. Und das werden Sie auch.«
    Ungeduldig riss sie sich die Perücke vom Kopf, griff in ihren Mantel und holte etwas hervor. Er konnte nicht sehen, was es war, Sekunden später aber leuchtete Mondlicht zwischen ihren Händen.
    Nun sah er sie zum ersten Mal. Ihr dunkles Haar war auf dem Hinterkopf zu einem festen Knoten aufgetürmt und enthüllte Züge, die man nur als hinreißend bezeichnen konnte, wenn auch nicht auf die Art, die man im Allgemeinen mit großer Schönheit verband. Stattdessen sah er Intelligenz, Entschlossenheit und eine gewisse zarte Empfindsamkeit in ihrem Gesicht. Ihr Mund war weich, Augen von geschmolzenem Bernstein leuchteten vor weiblicher Kraft. Nichts war verführerischer.

    »Zauberin«, flüsterte er fasziniert.
    Sie zuckte wie unter einem Schlag zurück. »Was?«
    Er lächelte. »Nichts.« Er blickte neugierig auf den Kristall hinunter. »Was ist das? Auch eine meiner Halluzinationen?«
    »Es ist der Aurora-Stein, Mr Ware. Ich werde Ihre Träume mit Ihnen durchwandern.«

3
    Sie hatte den Aurora-Stein seit ihrem sechzehnten Sommer nicht mehr in Händen gehalten, doch er reagierte sofort auf die Energie, die sie in sein Herz strömen ließ. Das stumpfe, schmutzige Weiß erglühte unter einem inneren Licht, das anzeigte, dass der Stein nun voll lebendiger Kraft war. Sie hielt ihn auf der Handfläche und blickte ihre Sinne darauf richtend in seine Tiefen.
    Sie hatte keine Erklärung dafür, wie sie Zugang zu der Energie gewisser Kristalle fand. Es war eine über Generationen in der weiblichen Linie ihrer Familie vererbte Fähigkeit. Ihre Mutter hatte die Gabe des Hellsehens mit Kristallen besessen, ebenso ihre Großmutter und die vielen Urgroßmütter im Verlauf von mindestens zweihundert Jahren.
    »Schauen Sie tief in den Kristall, Mr Ware«, sagte sie.
    Er beachtete ihre Aufforderung nicht. Das Lächeln, das sich um seinen Mund legte, war so träge und sinnlich, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten.
    »Viel lieber würde ich tief in Sie blicken«, gab er in dem dunklen, unwiderstehlichen Ton zurück, den er auch angeschlagen hatte, als er sie zu hypnotisieren versuchte.

    Ein Schauer überlief sie. Die Atmosphäre hatte sich verändert. Eben noch hatte Thaddeus einen heftigen Kampf geführt, um seinen Verstand angesichts einer wachsenden Flut von Halluzinationen nicht zu verlieren, nun aber schien er den fantastischen Traum, in dem er sich befand, richtig auszukosten.
    Sie kämpfte darum, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. »Sagen Sie mir, was

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