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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Stärke. Mit wachsender Angst sah sie, wie die störenden Kräfte wogten und flammten. Noch nie war sie jemandem begegnet, der das zustande brachte, was Thaddeus Ware schaffte. Weil er so
völlig im Griff seines Traumes war, stand zu bezweifeln, ob er überhaupt merkte, was vor sich ging.
    Ein monströses Insekt, dessen Augen aus tausend kleinen Spiegeln bestanden, erschien auf dem Sitz neben Thaddeus. Die Fänge des Geschöpfes glänzten feucht.
    Sie erstarrte vor Entsetzen. Es gab kein Entkommen, kein Versteck. In Fingern und Zehen spürte sie ein schmerzliches Prickeln der Angst. Ihr Hemd wurde feucht vom Angstschweiß. Sie versuchte zu schreien, doch der Laut blieb ihr im Hals stecken.
    »Beruhigen Sie sich, meine Schöne«, sagte Thaddeus. »Es wird Ihnen nichts tun. Es ist mein Geschöpf, das mir zu Diensten ist. Ich werde Sie schützen.«
    Instinktiv griff sie nach der Türschnalle. Sie riss ihre Finger zurück, ehe diese sich um den Kopf einer rotäugigen Viper schlossen.
    »Jetzt sehen Sie sie auch, nicht wahr?«, fragte Thaddeus erfreut. »Sie sind in meine Welt eingetreten.«
    Da ging ihr auf, dass er irgendwie Kraft aus dem Kristall bezog, um seine Halluzinationen sichtbar zu machen, nicht nur für sich, sondern auch für sie. Hätte sie die erstaunliche Szene nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass jemand dies zustande brachte.
    Wie aus dem Nichts kam ihr einer von Onkel Edwards Leitsprüchen in den Sinn. Leona, denk daran, dass du vom ersten Moment an dein Publikum in der Hand haben musst. Lass nie zu, dass dein Publikum dich in der Hand hat.
    Sie musste die Kontrolle über den Kristall wiedergewinnen, sonst würde sie mit Thaddeus Ware in die Traumwelt eingesogen, und sie wären beide verloren.
    Unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft zwang sie sich, den Blick von dem grässlichen Insekt abzuwenden und
sich stattdessen auf die wilden Strömungen im Kristall zu konzentrieren.
    »Blicken Sie in den Stein, Sir«, sagte sie mit so viel Autorität, wie ihr zu Gebote stand. »Es ist Ihre einzige Hoffnung. Die Halluzinationen sind übermächtig. Sie müssen dagegen ankämpfen.«
    Er lächelte. »Mir wäre lieber, Sie würden den Traum mit mir teilen. Gemeinsam würden wir über unseren eigenen kleinen Höllenwinkel herrschen.«
    Ehe sie seine Absicht erkannte, umschlossen seine Hände ihre Schultern. Er zog sie an sich.
    »Lassen Sie mich sofort los, Mr Ware.« Sie bemühte sich, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, wusste aber sofort, dass er sie spürte.
    »Warum sollte ich?«, fragte Thaddeus, dessen Ton von gefährlicher Sinnlichkeit gefärbt wurde. »In dieser Welt bist du mein. Es wird Zeit, dass ich deine Macht koste und dich meine fühlen lasse.«
    Sie versuchte ihre Hände zu befreien, er aber festigte seinen Griff. Sofort erstarrte sie, da ihre Intuition ihr eingab, dass Widerstand ihn nur noch reizen würde. Verzweifelt überdachte sie die wenigen Möglichkeiten, die ihr offenstanden. Wenn sie um Hilfe rief, würde Adam sie sicher hören und reagieren. Aber Adams Lösung der Krise würde so aussehen, dass Thaddeus Ware eine Kugel in den Kopf bekam. Das erschien ihr nicht nur etwas übertrieben, sondern auch überaus unfair, da Ware ihr vermutlich das Leben gerettet hatte, als er die zwei Wachposten außer Gefecht gesetzt hatte.
    Nun war es ihre Aufgabe, ihn zu retten. Sie musste für sie beide stark sein.
    »Sie werden sich mir nicht aufzwingen, Sir«, sagte sie mit einer Ruhe, die sie keineswegs empfand. »Sie haben mich
heute gerettet. Es entspricht nicht Ihrer Natur, einer Frau Gewalt anzutun.«
    Er zog sie fester an sich. Im Licht des Steins leuchteten seine Augen vor dunkler Leidenschaft.
    Er studierte ihren Mund wie eine seltene, exotische und überreife Frucht. »Sie wissen nichts von meiner Natur. Noch nicht. Aber bald, meine Süße, sehr bald, wirst du das zwischen uns existierende Band erkennen.«
    »Ich weiß, dass Sie mir nichts tun werden, da Sie ein Ehrenmann sind«, erwiderte sie ruhig.
    Er reagierte, indem er den Kragen ihres Hemdes aufknöpfte. Dabei war sie sich allzu deutlich bewusst, wie seine Finger ihren Hals streiften.
    »Ehre ist ein komplizierter Begriff, wenn es um diese Dinge geht«, sagte er.
    »Daran ist gar nichts kompliziert, und das wissen Sie«, flüsterte sie. »Sie werden von Ihren Albträumen beherrscht.«
    »Niemand und nichts beherrscht mich, auch Sie nicht, meine reizende Leona.«
    »Ich bin es nicht, die Sie

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