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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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des Tisches.
    Einer der beiden, die sie in den Raum gebracht hatten, wollte wieder nach ihrem Arm greifen. Sie wich ihm aus und trat vor den Mann hin, der gesprochen hatte. Aus der Nähe sah sie, dass seine Maske aus Gold war.
    »Ich bin Miss Hewitt«, sagte sie kalt. »Und ich muss sagen, dass für vernünftige Erwachsene Verkleidungen mit langen Gewändern und albernen Masken bestenfalls kindische Spielereien sind. Narreteien dieser Art mangelt es an jeglicher Reife.«
    Um den Tisch erhob sich unwilliges Raunen, der Vorsitzende aber schien davon unberührt.
    »Ich zolle Ihrem Mut Beifall, Miss Hewitt«, sagte er amüsiert.
»Wie es aussieht, werden Sie ihn brauchen. Wissen Sie, warum Sie hier sind?«
    Sie hielt es für unnötig zu erwähnen, dass sie von Hulsey wusste, wie dringend sie gebraucht wurde. Eine Trumpfkarte war dies zwar keine, aber besser als nichts war es immerhin.
    »Ich nehme an, Sie brauchen mich, um mit einem Kristall zu arbeiten«, sagte sie. »Um sich meiner Mitarbeit zu versichern, hätten Sie sich das ganze dramatische Brimborium sparen können. Ich vergebe Termine. Ich hätte Ihnen für Anfang nächster Woche einen einräumen können.«
    »Heute passt es uns besser«, sagte Goldmaske. »Unsere Information besagt, dass Sie einen gewissen, als Aurora-Stein bekannten Kristall aktivieren können. Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass es sich so verhält.«
    Ihr bereits rasender Puls schlug nun noch intensiver.
    »Ich traf noch nie auf einen Kristall, mit dem ich nicht arbeiten konnte.«
    »Dieser ist einzigartig. Er ist der Schlüssel zu einer alten Truhe. Gelingt es Ihnen, diese zu öffnen, werden wir vom Dritten Kreis hocherfreut sein. Es könnte sein, dass wir Sie in Zukunft zu weiteren Arbeiten einsetzen.«
    »Für neue Klienten bin ich immer zu haben.«
    »Schaffen Sie es aber nicht, sind Sie für uns wertlos«, schloss Goldmaske leise. »Mehr noch, Sie würden für uns zur gefährlichen Belastung.«
    Sie zog es vor, diese Äußerung zu ignorieren. Positiv denken.
    »Es freut mich, wenn ich etwas für Sie tun kann«, gab sie forsch zurück. »Sicher wissen Sie, was ich üblicherweise als Honorar verlange?«
    Kurzes, betretenes Schweigen. Niemand hatte beabsichtigt,
ihr für die Arbeit dieser Nacht ein Honorar zu bezahlen. Vermutlich ein schlechtes Omen.
    »Einerlei. Die Rechnung bekommen Sie später«, fuhr sie glatt fort. »Also, zeigen Sie mir diesen Aurora-Stein. Ich will sehen, was ich damit anfangen kann.«
    Goldmaske stand auf. »Hier entlang, Miss Hewitt.«
    Er ging auf eine Tür zu. Nun standen auch die anderen auf, bildeten einen dichten Ring um Leona und gingen ihm nach.
    Goldmaske öffnete die schwere Tür, hinter der wieder eine kleine, von Kerzen erhellte Kammer lag. Leona spürte das vertraute Prickeln, das die Nähe des Aurora-Steins anzeigte. Sie ließ sich nichts anmerken. Je weniger die Mitglieder des Dritten Kreises von ihrer Fähigkeit als Kristallmedium mitbekamen, desto besser.
    In der Kammer stand auf einem Teppich eine alte stählerne, mit alchemistischen Symbolen geschmückte Truhe. Der Aurora-Stein ruhte matt und undurchsichtig in einer Vertiefung im Deckel.
    Trotz der schrecklichen Umstände wurde Leona von einem Anflug von Erregung erfasst. Sybils Schatztruhe. Seit Generationen war sie unter den Frauen ihrer Familie nur als Legende präsent gewesen.
    Als sie durch den Raum schritt und die Truhe begutachtete, gab sie sich größte Mühe, kühl und ruhig zu erscheinen. In die dünne Goldschicht des Deckels war ein ihr bekannter alchemistischer Code eingeritzt. Es war der Code, in dem das Journal ihrer Mutter abgefasst war, der Code, der seit zwei Jahrhunderten unter Sybils weiblichen Nachkommen weitergereicht worden war.
    Lautlos übersetzte sie die von Sybil hinterlassene Warnung:

    Wisset, dass der Aurora-Stein der Schlüssel ist. Alle im Inneren verborgenen Geheimnisse werden vernichet, sollte eine männliche Hand den Deckel gewaltsam öffnen .
    »Interessant«, sagte sie, als wäre die Truhe nur ein in einem Museum ausgestelltes Schaustück. Sie blickte Goldmaske an. »Darf ich fragen, warum Sie den Deckel nicht einfach aufgestemmt haben?«
    »Miss Hewitt, zufällig bin ich so etwas wie ein Experte, was den von Sybil benutzten Code betrifft. Die Inschrift auf dem Deckel verrät, dass der Aurora-Stein der einzige Schlüssel ist, den man gefahrlos benutzen kann.«
    Verdammt. Er konnte Sybils Code lesen.
    »Wie sonderbar«, sagte sie.
    »Wir warten, Miss Hewitt.«

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