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Diebe

Diebe

Titel: Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Gatti
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dass es nicht dazu kommt.«
    »Wir ham so viel eingenommen, wie wir konnten«, sagt Demi missmutig. »Mehr ging nicht.«
    Aber Baz weiß, dass sie recht hat, und sie freut sich nicht auf die Heimkehr.

5
    Sie springen auf eine Straßenbahn auf, drängeln sich zum hinteren Teil durch, wo es freie Plätze gibt, und machen sich auf die lange Fahrt zurück ins Barrio. Sie reden über Raoul und machen sich Sorgen, bis es nichts mehr weiter zu sagen gibt, und dann ist es Demi, der die Sprache wieder auf den jungen Mann bringt. »Was war’n das für’n Typ?«, sagt er. »Wie kommt der dazu, sich einzumischen, und behauptet auch noch, er kann dies tun oder das tun.« Er schnippt mit den Fingern. »Glaubt wohl, er wär irgend so’n hohes Tier.«
    »Als hätt er gewusst, wer wir sind.«
    »Keiner kennt mich. Keiner sieht mich.« Er schlägt mit der flachen Hand gegen das Fenster, als wollte er ein Insekt plattmachen, aber da ist gar kein Insekt. »Journalisto«, sagt er plötzlich, nachdem sie beide für einen Moment geschwiegen haben. Gleich scheint ihm wohler zu sein. »Glaub, das isses, Baz.«
    »Will bestimmt ’n Artikel nur über dich machen.«
    »Kann schon sein.« Er wirft sich in die Brust. »’n Artikel über mich würd sich immer lohnen.«
    Gut möglich, aber würde jemals ein Artikel über Demi – oder Baz – erscheinen, wäre es das Ende. Braucht bloß irgendein Polizist die Zeitung zu lesen, ihr Bild darin zu sehen, und Peng !, landen sie beide im Schloss, so schnell können sie gar nicht gucken. »Mehr lohnen würd’s sich, wenn du mal irgendwas Nützliches lernst ...«, sagt sie.
    »Was?«
    »Tortilla backen, zum Beispiel.«
    Demi hat in seinem ganzen Leben noch nie beim Kochen geholfen. Er macht eine abschätzige Handbewegung, ist nicht in der rechten Stimmung für ihre Scherze. Nach einer Weile sagt er: »Als Journalisto müsste er älter sein als dieser Typ, hätt auch nicht so feine Klamotten.«
    Sie ist sich nicht schlüssig. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall aber wird sie wieder nachdenklich. »APA?«
    Demi schüttelt den Kopf. »Zu jung.«
    »Zu jung, stimmt. Student vielleicht.«
    »Was für’n Student soll das sein, der sich da rumtreibt, solche Fragen stellt und einen auf nett macht? Warum ist er an uns interessiert? Normal sind wir Luft für solche Leute.«
    Sie hat keine Ahnung. Aber das Gefühl, dass jemand sie beobachtet, das behagt ihr nicht. Sicher ist man nur, wenn man anonym bleibt, ein Schatten auf der Straße – oder noch besser: unsichtbar. Sie starrt auf den hupenden Verkehr, die flüchtigen Gestalten in Hauseingängen, Männer und Frauen, die Arm in Arm umherbummeln, Menschen, die vielleicht keine Vorstellung vom Barrio haben, davon, was Baz und Demi tun, um leben zu können und eine Familie zu sein. Sie fragt sich, wie Fay auf das reagieren wird, was heute passiert ist. Wird sie sie beide zusammenfalten, weil sie es nicht verhindert haben? Darauf können sie Gift nehmen. Wird sie androhen, das Gleiche mit ihnen zu machen wie mit Paquetito? Sollte sie vielleicht. Hatte Baz nicht versprochen, auf Raoul aufzupassen? Ja, das hatte sie. Aber was hätte sie denn tun können? Nichts, gar nichts.
    Auch Demi ist unbehaglich zumute, denn mit einem Mal sagt er: »Erzählst du ihr von diesem ...«, er zögert, »von diesem Mann?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Meinst du, wir sollten anrufen wegen Raoul?« Anrufen, das bedeutet, dass sie aussteigen und ein Münztelefon suchen müssten. Sie und Demi haben keine Handys. Fay will das nicht. Sie sagt zwar nicht, warum, aber Baz kann es sich denken. Falls sie je geschnappt werden und Handys bei sich haben, was macht dann wohl die Polizei? Überprüft die Nummern, die sie gewählt haben, und es wird nur eine einzige Nummer auf der Liste geben: die von Fay. Fay ist immer auf der Hut. Demi sagt: »Sie erfährt’s schnell genug, wenn wir zurückkommen.«
    Sie steigen dreimal um und treffen am Agua ein, als die Sonne noch hoch über der Stadt steht. Sie kaufen sich etwas Brot und eine Portion schwarze Bohnen und setzen sich damit auf die Umrandung des Brunnens, aus dem jedoch heute nur ein paar klägliche Tropfen sickern. Ein Bus fährt vorbei, voll besetzt mit Schulkindern in ordentlichen weißen Hemden, die ihre Gesichter an die Fensterscheiben drücken. Baz muss an Gefangene auf dem Weg ins Schloss denken. Nur dass Gefangene nicht in einem Privatbus mit Klimaanlage fahren dürfen. Baz hat kein Interesse an der Schule. Fay

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