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Diebe

Diebe

Titel: Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Gatti
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lächelt. Sie möchte sich nicht mit ihm unterhalten, sie möchte aus dem Fenster schauen, über die staubige Flussebene hinaus bis zu den Hügeln, die sich behaglich entlang des Horizonts hinstrecken. Er ist einfach zu groß, zu groß für das Führerhäuschen. Sicher, sie hat genügend Platz auf dem Sitz, trotzdem fühlt sie sich von seiner Gegenwart erdrückt. Seine laute, schleppende Sprechweise scheint die Luft förmlich aufzusaugen, macht es schwer, überhaupt zu atmen.
    Demi aber stört das alles nicht. Er ist der Ansicht, dass er allen Leuten in der Stadt ebenbürtig ist, selbst dem Bürgermeister. Dass er eigentlich noch ein kleiner Junge ist, vergisst er dabei gern.
    »Arbeiten viele Leute auf dem Berg?«, fragt Demi.
    »Jede Menge. Einige leben in Häusern innerhalb der Umzäunung. Ist, als würd man in seinem Büro wohnen.« Wieder lacht er und schüttelt den Kopf, als könne er nicht fassen, wie dumm manche Leute sind. »Manchmal sieht’s aus wie auf einem Ameisenhügel, bei dieser ganzen Sortiererei. Da gibt’s Papier hier und Plastik dort; dann ham sie auch noch Altkleider und Glas und Gummi. Recycling, nicht wahr. Ganze Stadt wird recycelt! Machen gutes Geld aus dem letzten Dreck.« Erneutes Kopfschütteln. »Also, ich hab mal versucht, Mais und Süßkartoffeln anzubauen, hatte außerdem noch ’n paar Kühe. Hab ich damit Geld verdient? Nee. Sechs Bäuche zu füllen und nichts als Schulden in der Tasche. Aber die Leute da, die können sogar aus’m Abfall noch Geld rausquetschen. Hat irgendwie keine Logik, wie die Welt funktioniert, wenn man mich fragt.«
    »Die werden also bezahlt, diese Familien?« Baz nimmt einen veränderten Ton in Demis Stimme wahr. Geldfragen interessieren ihn immer.
    Da sie sich noch gut an die wenigen Informationen erinnert, die Lucien ihnen gegeben hat, ist Baz wenig überrascht, als der Fahrer zu lachen anfängt. »Bezahlung? Vielleicht auch noch ’ne kleine Betriebsrente?« Er dreht sich mit einer Hand eine Zigarette und steckt sie sich zwischen die Lippen. »Geld wird verdient auf dem Berg, aber das geht an den Mann, dem der Berg gehört, der ist es, der die Kohle in der Tasche hat. Privatwirtschaft. Sobald ich ’n bisschen Geld auf die Seite gelegt hab, kauf ich mir meinen eignen Laster, mach mein eignes Geschäft. Wenn du dein eigner Herr sein willst, brauchst du Geld. Hat euch das schon mal jemand gesagt?«
    »Ja, ham wir schon gehört«, sagt Demi.
    »So isses nämlich auch.« Er zeigt mit seiner Selbstgedrehten in Demis Richtung. »Ihr macht mir einen ganz cleveren Eindruck. Möchte wetten, dass ihr auch ehrgeizig seid.«
    »Jawohl, Señor«, sagt Demi. »Wir sind ehrgeizig. Wir ham große Dinge vor, Baz und ich. Wir wolln –«
    Baz drückt ihm den Ellbogen in die Seite und sagt, ohne auf seinen verärgerten Blick zu achten: »Wir wolln vielleicht mal ’n kleines Restaurant aufmachen. Essen müssen die Leute immer.« Sie will nicht, dass er dem Mann irgendetwas verrät.
    Der Fahrer nickt jedoch. »Das ist wahr«, sagt er. »’n Restaurant, das ist ’ne Idee, tatsächlich.« Er macht eine Pause, um an seiner Zigarette zu ziehen. »Aber wozu fahrt ihr dann hier raus? Hier kommt doch kaum mal jemand hin. Wenn ihr sagt, dass ihr da jemanden auf dem Berg habt, ist das vielleicht jemand, der sich Ärger eingehandelt hat? Ich hör nämlich so manches, müsst ihr wissen, Kids so wie ihr – nein, ich sollt vielleicht nicht sagen, so wie ihr, aber ungefähr in eurem Alter –, die was mit der Polizei zu tun kriegen, vielleicht mal ein oder zwei Nächte im Schloss zugebracht ham, die landen gern auf dem Berg.« Er sagt es ganz beiläufig, aber Baz bekommt ein mulmiges Gefühl. »Habt ihr so jemand da?«, fragt er noch einmal.
    »Ja, genau.« Demi plaudert es aus, bevor Baz ihn daran hindern kann. »Dieser Junge macht sich immer wieder Scherereien, hat ’ne Klappe, die größer ist als Ihre Garage, Señor, aber wir hoffen trotzdem, dass er nicht hinterm Zaun gelandet ist.« Er bricht abrupt ab, weil Baz ihn gekniffen hat. »Wir wolln nur mal nachgucken, wissense.« Er wirft Baz einen kalten Blick zu, bevor er sich wieder dem Mann zuwendet. »Das ist jetzt echt günstig für uns, dass wir bei Ihnen mitfahrn können. Sind wir sehr dankbar für, Señor. Vielleicht ham wir auf’m Rückweg ja noch mal die Gelegenheit.«
    Baz wendet sich ab. Er ist immer so selbstsicher. Glaubt, dass er alles weiß, alles kann. Auf der Straße mag er ja der King sein, aber es gibt

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