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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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bringe dich zu den Kleinen zurück, wenn du das Banner hast. Das verspreche ich dir.«
    »Was hast du ausgefressen?«, fragte Tebby.
    Wieder das Lächeln, doch dieses Mal berührte es nicht die Augen, die kalt glitzerten. »Ich tötete.«
    Die Festung von Tespins Hald erhob sich auf einem Kreidefelsen mitten in der Stadt. Gewaltige Mauern umliefen ein Häusermeer. Aus Hunderten von Schornsteinen stieg Rauch in den Himmel. Aus der Entfernung wirkte die Ansammlung von Gebäuden wie ein gewachsener Kristall auf Tebby.
    »Lass mich raten. Das Banner, das der Großfürst will, ist in der Festung?«
    »Davon möchte ich ausgehen.«
    »Und wie komme ich da hinein?«
    »Du bist der geschickteste Dieb des Reiches.«
    »Ja, ich kann fette Börsen und Geldkassetten stehlen, aber so etwas …«
    »Stell dir das Banner als eine ganz besonders fette Börse vor, Tebby. Ein Geldbeutel, der dich und die beiden Kleinen bis an das Ende eurer Tage beschützt, euch ein Heim gewährt und mit Lebensmitteln und Spielsachen im Überfluss versorgt.«
    Tebby starrte Javin an, fühlte, wie der Unterkiefer sich selbständig machen und herunterklappen wollte. »Warst du Priester, bevor der Großfürst dir deine letzte Chance gab? Lehrer?«
    Javin schüttelte den Kopf, das Gesicht mit einem schafsköpfigen Ausdruck des Unverständnisses versehen, hinter dem sich die bis eben gezeigte Lebhaftigkeit verbarg.
    »Was warst du vorher, Javin?«
    »Meine Vergangenheit soll dich jetzt nicht interessieren, Tebby. Wir fahren in die Stadt, mitten nach Tespins Hald. Dort mieten wir ein Herbergszimmer, und du überlegst dir, wie du das Banner aus der Festung schaffst. Ich stehe dir mit meinen bescheidenen Fähigkeiten zur Verfügung.«
    »Ich möchte wetten«, entgegnete Tebby gereizt, »dass diese Fähigkeiten nicht so gering sind, wie du mir vormachen willst.«
    »Ich beherrsche das Tranchiermesser ganz hervorragend und kann Wein äußerst geschickt dekantieren.«
    »Du bist genauso ein Mistkerl wie der Fürst!«
    »Das fasse ich als Kompliment auf. Liebe Tebby, es ist doch gar nicht so viel anders als deine übliche Beschäftigung. Da bist du in gut bewachte Villen eingebrochen, um Bares zu stehlen. Jetzt wirst du einen Weg in die Festung finden, um das Banner für uns zu holen.«
    Tebby wollte den Diener gerne erwürgen. Alleine die Tatsache, dass Javin sie um einen Kopf überragte und nicht nur breitschultrig, sondern auch überaus wuchtig erschien, hielt Tebby davon ab.
    »Warst du Soldat?« So schnell gab sie nicht auf. Und alles, was sie von ihrem aussichtslosen Auftrag ablenkte, hieß sie herzlich willkommen. Oder von ihrer Angst, der Großfürst könnte den Werwolf ausgesandt haben, um die kleine Diebin zu überwachen.
    »Ich erzähle es dir auf der Rückreise, wenn du mir deinen Wert bewiesen hast. Wenn du nicht dumm sterben willst, solltest du dich also anstrengen.«
    »Es interessiert mich ja gar nicht!«, behauptete Tebby vehement, und Javin lachte nur.
    Tespins Hald ähnelte eher einer riesigen Kaserne denn einer Stadt. Überall marschierten Soldaten in unterschiedlich großen Gruppen über die breiten Straßen. Kaum eine Häuserecke, an der nicht junge Rekruten nach dem Weg fragten. Überall Stahl und Leder, und Tebby gewann recht bald den Eindruck, dass die Stadtbewohner sich vor dem Militär fürchteten.
    Krieg lag als herber Geruch nach Lederöl, Schweiß und der typischen Note von Metall in der Luft. Tespins Hald rüstete sich für den Marsch auf das Reich des Großfürsten.
    Tebby verstand die politischen Zusammenhänge nicht, aber das war jetzt auch gleichgültig. Schlagartig wurde ihr jedoch klar, dass der Großfürst zumindest in diesem Punkt recht hatte: Der Krieg betraf Tebby und die jüngeren Brüder ebenso wie alle Soldaten und den Fürsten auch.
    Diese Erkenntnis machte es ihr deutlich leichter, sich die Festung auf dem Kreidefelsen genau anzusehen, während sie mit Javin durch die stark bevölkerten Straßen spazierte. Sich von dem Diener führen lassend, damit Tebby alle Aufmerksamkeit alleine der Festung zollen konnte, umrundete sie das trutzige Bauwerk mehr als einmal. Sorgfältig prägte Tebby sich Türme, Tore und Fensterreihen ein.
    »Ist bekannt, wo genau das Banner sich befindet?«, fragte sie einmal und hörte ihrer eigenen Stimme wie ein Außenstehender zu. Die Zeit des Zankens war nun vorbei. Sie konnte das Banner als etwas sehr Wertvolles ansehen, so einfach war das. Was genau der Diebstahl bewirken sollte, wie der

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