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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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und die werden uns
sogar noch mehr Geld bringen! Wir können uns später
zusammen die Einzelheiten ansehen. Inzwischen können wir uns von
dieser Last befreien und unser Geld für uns mehr Geld verdienen
lassen.«
    »Das klingt wunderbar, Liebling! Aber Hanse… hier, in der Öffentlichkeit?«
    Er schüttelte den Kopf und ging zur Marktbude der
S’danzo zurück, um Türkis um einen Gefallen zu bitten.
Bald darauf befanden sich Mignureal und er in der Hütte hinter
dem Stand und entledigten sich ihres Vermögens. Sie hatten viel
Spaß dabei, als sie sich gegenseitig die Münzen aus ihrer
Unterwäsche zogen. Die Kaisermünzen, die er
zurückbehielt, erwähnte Hanse nicht, weil er eben Hanse
war. Er zählte siebzig Münzen mit dem Abbild des Kaisers
von Ranke, die wohltönend klimperten, in ein glasiertes
Tongefäß, verschloß es sorgfältig mit einem
azurblauen Deckel und nahm das Gefäß mit hinaus. Es war
erstaunlich, wieviel es nun wert und wie leicht es doch gleichzeitig
war.
    »Ich fühle mich gleich um ein paar Pfunde
leichter!« sagte Mignureal, die fast kicherte. Hanses Aufregung
und Freude wirkten ansteckend.
    »Mir geht es genauso«, erwiderte er grinsend. »Dem
Allvater sei Dank, daß du jetzt um die Brust herum nicht
leichter aussiehst! O Türkis, wir leihen uns das
Gefäß nur für ein paar Minuten aus, nicht mehr. Wir
werden es gleich zurückbringen.«
    Diesmal war es Mignureal, die den neuen Vertrag laut vorlas,
während Hanse und Tethras einander anstrahlten. Tethras’
großer und gutbewaffneter Leibwächter, der »den Laden
gehütet hatte«, wie Tethras sich ausdrückte, zeigte
sich unbeeindruckt. Wahrscheinlich war er an das Klimpern von einer
Menge Münzen gewöhnt, nahm Hanse an.
    Mignureal und er brachten Türkis das Gefäß
zurück, sagten ihr und Zrena, daß sie geschäftlich zu
tun hätten und sich beeilen müßten, und
verließen den offenen Markt praktisch im Laufschritt. Diesmal
erfuhren sie von Blomis, daß die Stadt für das Kopieren
und Hinterlegen von Dokumenten eine Gebühr erhob. Hanse bezahlte
mit Freuden. Nun war er im Besitz aller Originale, die jeweils
Blomis’ ÖN-Siegel trugen, während Blomis die Kopien in
seinen Unterlagen behielt.
    Mignureal und Hanse, die sich zusammenreißen mußten,
um nicht herumzuspringen und statt dessen nur ein wenig rannten,
kehrten auf dem kürzesten Weg zur Grünen Gans zurück
und gingen ins Bett.
     
    Hanse hatte die getroffenen Vereinbarungen und ihr Vermögen
anhand von Zahlen erklärt. Sie kümmerten sich gerade um die
Katzen und überlegten, ob sie zum Essen hinuntergehen sollten,
als es Hanse ohne besonderen Grund überkam; er öffnete die
verfluchte Satteltasche. Einmal mehr drehte er sie über dem
zerwühlten Bett um.
    Mignureals Magen verkrampfte sich, als sie sah, wie alle Farbe aus
Hanses Gesicht wich, als er auf den glänzenden Inhalt der Tasche
starrte.
    »Sechs! O Gott, o Vater Ils, was ist geschehen? Drei Münzen sind allein heute verschwunden!«
    Mignureal, die noch nackt war und sich gerade wieder anzog,
biß sich auf die Lippen, als sie seinem betroffenen Blick
begegnete. »Hanse, äh… ich…«
    »Was? Was hast du? Sag’s mir!« Seine Furcht drohte
in Wut umzuschlagen.
    »Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß dieser
arme Bauer im Gefängnis sitzen muß und nur die Götter
allein wissen, was aus seiner Familie wird. Deshalb bin ich heute
morgen hiergeblieben. Ich… ich bin noch einmal in unser Zimmer
gegangen und habe drei dieser Münzen genommen. Daß
ich seine Geldstrafe bezahlt habe, hat zwar sein Pferd nicht wieder
lebendig gemacht, aber zumindest ist er…«
    Hanse brach in Gelächter aus. »Gut! Gut! Soll sich doch
die Stadt Firaqa den Kopf über diese gräßlichen
Münzen zerbrechen!« Er schlug die Hände mit einem
lauten Klatschen zusammen. »Gut, Mignue, gut!«
    Hanses Begeisterung ließ die Anspannung von ihr abfallen.
Sie hatte Angst davor gehabt, wie er darauf reagieren würde,
aber sie hatte es trotzdem einfach tun müssen. Sie besaßen
so viel, und dieser arme Mann… Und es hatte einen Grund gegeben,
warum sie drei von den Münzen genommen hatte, anstatt
unter ihre Unterwäsche nach den anderen zu greifen. Es war
ungerecht, den Mann einzusperren, deshalb verdiente es die Stadt
nicht, durch so eine Grausamkeit auch noch Geld zu verdienen. Sie
erzählte Hanse allerdings nicht, warum sie sich entschieden
hatte, drei der verhexten Silberstücke zu nehmen.
    Und ihre Vermutung war richtig gewesen. Am

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